Dingstag

Dies ist eine Geschichte über die traurige Tatsache, dass mein Alltag derzeit von wenigen spannenden Ereignissen geprägt ist. Deswegen freue ich mich, ständig weg zu sein, weil hier nämlich nicht so viel passiert. Mein Semester ist derzeit eine Veranstaltung, eine Vorlesung, die nicht stattfindet, da man sich doch auch die Podcasts von 2010 anhören kann, und die dazugehörige Übung. Die findet Dienstags statt. Dienstags ist also mein Abenteuertag. Mit einem Termin die Woche lohnt sich nämlich keine Monatskarte, insofern kann ich nicht gratis für achtzig Euro wann immer ich will in acht Ringen herumziehen, sondern muss da komplizierte Rechnungen anstellen, die darauf hinauslaufen, dass ich alles Dienstags tue.

 

Und das ist immer wahnsinnig interessant. Aufgepasst.

 

Meistens nehme ich den späteren Bus der zwei möglichen Busse, weil ich den früheren meistens verpasse. Dann kaufe ich mir beim meistens mürrischen Busfahrer ein Single-Tagesticket München XXL, denn das ist der exakte Name, der dafür erfunden wurde, und ich mich schrecklich fürchte, dass ich mit Tagesticket irgendwas Dummes bekommen würde, dessen Gültigkeitsbereich sich auf Fürstenfeldbruck und seine Satellitenstädte beschränkt. Anschließend würde ich, beim Reklamationsversuch, denke ich vom mürrischen Busfahrer, der eben das Ticket gerade extra für mich maschinell anfertigen hat lassen, in einem cholerischen Anfall bezüglich meiner fehlenden Wertschätzung seiner Arbeit mit seiner Pausenwurstsemmel erschlagen werden. Das versuche ich zu vermeiden.

 

Nachdem ich wegen dem langen Fahrkartennamen dann schon ziemlich lange mit dem Busfahrer gesprochen habe, verhalte ich mich den Rest der Reise unauffällig. In der S-Bahn sitze ich am liebsten am Fenster in Fahrtrichtung, Sonnenseite if available, und bin etwas beleidigt, wenn mir Leute Fensterplätze wegschnappen, die dann gar nicht aus dem Fenster gucken. Ich gucke schließlich immer aus dem Fenster und bin der festen Überzeugung, sollte sich jemand eines Tages eine Leiche mittelgut neben dem Gleis verstecken, ich würde sie am ehesten sehen. Der Leichengedanke ist aber insgesamt nur ein Versuch, sich in Waldjogger mit Hund hineinzuversetzen, die schließlich tagtäglich verscharrten Leichen begegnen, glaube ich.

 

 

Meistens hat dann irgendwann ein Fahrkartenkontrolleur einen Gastauftritt. Es ist ja ziemlich wichtig, dass die Exekutive das dreiste Passagierpack in die Schranken weist. Manchmal hat man aber Glück und die Instanzen der Exekutivgewalt sind ordentlich gekleidet, stinken nicht, und sind so kompetent, dass man ihnen nicht das Tarifsystem erklären muss, weil sie einen fälschlicherweise voreilig der versuchten Teilschwarzfahrerei bezichtigen.

 

Die Reise führt dann weiter, vorbei an mindestens drei kaputten Rolltreppen, denn wie sich herausgestellt hat, ist artgerechte Haltung von Rolltreppen im Münchner Klima äußerst schwierig, weswegen die Lebenserwartung von in Gefangenschaft lebenden Rolltreppen derzeit bei etwa alarmierenden 3,7 Tagen liegt. Etliche Münchner Rolltreppen befinden sich deshalb momentan in pathologischer Behandlung. Trotz ihrer einmaligen Change haben U-Bahn-Treppen übrigens noch nicht aufgehört, ziemlich gruselig dunkel und verwinkelt zu sein.

 

In der Uni angekommen, habe ich dann den Türcode vergessen, weil ich den Türcode nicht mehr kann, seit er vor einem halben Jahr geändert wurde. Natürlich habe ich ihn notiert, trotzdem mag ich nicht und er sicher so sinnfrei wie der alte, dessen ASCII-Werte ich mal vor und zurück mathematisch durchgematscht hatte, ohne Ergebnis. Erwarte bei dem neuen Code eine ähnliche Enttäuschung. Man muss sich dann eben, dass selbst eine Informatikinstitution nicht liebenswürdig genug ist, ihrem vierstelligen Türcode ein Geheimnis mitzugeben. Dabei gäbe es so viele Möglichkeiten.

 

Meine Univeranstaltung an sich dauert dann meistens so zehn Minuten oder findet nicht statt. Meistens haben es meine anderen Unimenschen auch vergessen, aufzutauchen, manchmal taucht einer auf, hat schlechtes Gewissen, dass er nie auftaucht und bringt mir Muffins mit. Letzteres ist besser.

 

Nach der Uni geh ich mir dann etwas zu Essen und Trinken kaufen. Meistens ist dabei irgendeine Flasche mit Kronkorken involviert und ich, die ich keinen Flaschenöffner besitze. Oder, wie heute, mir extra einen suche und dann vergesse, einzupacken. Es ist nämlich eine prinzipielle Sache, wie ich seit vorletztem Dienstag keine Getränke mehr beim Getränkemann kaufe, der mir meine Flasche stets öffnete, aber dann letztens eben mitteilte, er habe diesen Cider nicht, den ich hätte probieren wollen, für immer sei der weg und wird niemals mehr nachgeliefert. Und es steht immer noch die letzte Flasche neben der Flasche Astra im Schaufenster, was mich ziemlich traurig macht, denn ein richtig netter Getränkemann hätte mir die ohnehin irrelevante Schaufensterflasche ruhig geben können. Insofern werfe ich jetzt all mein Geld in Supermärkte. Da ist es ohnehin billiger. Was sich zugegebenermaßen etwas erübrigt, wenn man sich dann einen Flaschenöffner dazu kaufen muss, der das Doppelte des restlichen Einkaufs kostet.


 

 

Danach kam an diesem speziellen Dienstag zum Einsatz, was ich schon lange plante, nämlich wieder ein bisschen mehr in Museen herumzuhängen, und zwar in denen, in Städten, wo ich öfter bin, und nicht nur kurz auf Urlaub, denn da bin ich ohnehin schon öfter in Museen. Für diesen speziellen Dienstag war die Pinakothek der Moderne vorgesehen, weil mich eine Fotoausstellung interessierte, die dort gerade ist, und ich noch dazu mehrere Jahre dort nicht war. Dann war ich unglaublich enttäuscht, fuhr traurig nach Hause, verlor allen Glauben an deutsche Kunstmuseen und regenerierte ihn eine Woche später in Hamburg. Aber das ist eine andere ziemlich traurige Geschichte. (Zu der es wohl auch ziemlich beeindruckendes Bildmaterial gibt, welches sich derzeit nicht in meinen Händen befindet. Man wird abwarten müssen.)

Proto und Spiele

Letzte Woche war die böseste des Semesters. Drei Abschlussarbeiten und eine Klausur, insgesamt im Wert von 18 ECTS-Punkten. (Das ist so viel wie eineinhalb Bachelorarbeiten.)
Abgesehen, dass ich die Klausur mit mehreren Energydrinks intus schrieb, von denen mir dann furchtbar schlecht wurde, hat alles ohne größere Zwischenfälle geklappt.

 

Das, was sich am wichtigsten anfühlte, war wohl die Abschlusspräsentation vom „Praktikum Entwicklung von Mediensystemen“, aka „PEM“, aka Vertiefendes Thema, aka iOS-Programmierung.
Gefühlt war das überhaupt das erste Mal, dass ich mir eine Veranstaltung selbst aussuchen durfte. Es heißt zwar hier und da Wahlpflicht und Selbstbestimmung, tatsächlich habe ich eine Wahlpflichtveranstaltung hinter mir, in die ich ungewollt reingelost wurde und eine Pest-oder-Cholera-Quellenarbeit-Seminararbeit-Refarats-Sache. (Entschied mich für Cholera.) Nun gut. An anderen Unis und in anderen Fächern soll das besser sein. Eher so wie eben diese eine Veranstaltung hier.

 

Es gab zwei Kurse, einen mit Android, der nach ungefähr zweikommafünf Millisekunden voll war, und einen iOS-Kurs für Menschen, die Macs besitzen. Der Kurs wurde dann doch nicht ganz voll. Je vier Gruppen mit vier Menschen, ein Rahmenthema „Educational Games“ und ein bisschen Einführung in die Entwicklungsumgebung und, in unserem Fall, Objective C.

 

Es war schon toll. Das war das erste Mal, dass ich in der Uni etwas machte, was ich tatsächlich so verwenden würde. Bisher beschränkte sich alles auf Konsolendinge, die wir überhaupt nur einmal zum Testen auf Unirechnern laufen ließen. Das ist schon auch schön, aber halt nicht so lebensnah wie Dinge, die ich auf meinem Handy haben kann. Welches sich immer in der grünschraffierten Zone, die meine Arme erreichen können, aufhält. Außerdem kann ich damit in die Welt ziehen und wie bescheuert angeben und der allgemeine Mensch kann mit den Ergebnis was anfangen.

 

Ich arbeitete zusammen in einer Gruppe mit S., P. und I., die alle nichts haben, was man an dieser Stelle schön verlinken könnte. Wir sind seit dem ersten Semester privat näher bekannt, zusammen gearbeitet hab ich bisher nur mit Superteamfähigkeitsorganisationsspezialeinheit-S. Auch ein Informatikmädchen. Was gut war. Ansonsten waren da jetzt böse Überraschungen. Manche Männer und deren Ego manchmal, ey. Ich hab da deinen Code mal umgeschrieben. Jetzt passt das nicht mehr. Mach mal neu. Anstrengend. Oder besser gesagt: gjzouizuzWΩ¶[¢¡[C3POJ¡““¶¢¢†¢[] „$%/))==? Außerdem war ich der einzige intensive iPhone-Nutzer in meiner Gruppe. Es dauerte ein paar Wochen einen einfach zu ungewohnt anfühlenden Double Tab auszureden. Aber gut. Kriegsverletzungsnarben sind cool und wichtig.

 

Nun zur App. Wir entschieden uns für ein Geografiequiz, dass wie eine Schatzsuche aufgebaut ist. Wir bastelten einen Working Titel zusammen und änderten ihn dann nicht mehr. Wir entwickelten ein ganz unneues Konzept. Der Spieler reist in ein Land, muss dort fragen beantworten, bekommt einen Teil einer Lösung, wird ins das nächste Land geschickt und so weiter. Dazu haben wir einen „Reisepass“, für den man Stempel/Badges erhält, wenn man ein Land freispielt. (Außerdem soll man so die Möglichkeit haben, die Geografiefragen neu zu beantworten. Education und so.)

 

Zunächst planten wir als Reiseroute Frankreich – Mexiko – Japan – Australien – Kanada ein, für den Prototyp implementierten wir zunächst hauptsächlich die ersten beiden. Dazu ist zu sagen, dass wir sämtlichen Input aus XML-Dateien auslesen, damit das Erweitern ganz einfach wird. Überhaupt haben wir bisher nur abgespeckte Dialoge und Fragen – was auch okay ist, schließlich ist alles ein Prototyp und das Ergebnis musste in drei bis vier Minuten präsentierbar sein. Dazu – das war Anforderung des Praktikums – ungefähr siebenhundert Usability-Tests mit Freiwilligen, die wir nicht einmal fälschten. Man verdrängt ja, dass dieser für uns eigentlich recht nervige Kram doch ziemlich viel bringt und man recht viel daraus lernt.

 

Dann ergab sich, dass ich den Großteil der Grafik des Spiels machte. Ich. Zufällig. Wie das immer so ist. Ich schmierte an Skizzen rum, irgendwer fand das gut und im nächsten Schritt unterschrieb mit meinem eigenen Blut einen Knebelvertrag über fünfzig Jahre. Das war aber okay, fühlte sich alles fast wie Freizeit an. Und kam dann unfassbar gut an. Bei Mediengestaltungsleuten, Mitstudenten, Dozenten. Meine Güte. Mich irritierte das extrem, da ich mit meiner eigenen Arbeit sowieso meistens nicht zufrieden bin, mich stören überall noch Dinge. Aber eventuell bin ich ein bisschen stolz, andere Leute mit meinen mittelmäßigen Fähigkeiten positiv überrascht zu haben. Yay.

 

Und nun? Wir haben mal total verbindlich ausgemacht, nach den Klausuren erst mal weiter daran zu arbeiten. Zumindest die Version komplettieren. Die Uni hat uns bereits Unterstützung versprochen, mal gucken, was die darunter verstehen. Irgendwann, wenn es klappt: App Store. Ewiger Ruhm. Aber davor ist noch viel mehr zu tun, als man denkt. Jedenfalls ist dieses Appzeug super und auch was, woran ich in Zukunft gern weiter rumbasteln möchte. Die Welt braucht bestimmt mehr unnütze Spiele. Und mein episches grafisches Können.

 

Hier noch ein schlechtes Video mit Lautsprechertondings, in dem ich im Simulator irgendwie auf dem Prototypen rumklicke. Was man hört, ist selbst ge-Garage-Band-te Musik von S. Die ist in Echt auch mit weniger Chrrrrzrchrrzr.

Nicht vergessen: Das ist ein Prototyp. Da ist noch ganz viel Content provisorisch und unfertig.

Glorious Days of Oversized T-Shirts

Seminararbeit schreiben. Oder auch glorious days of oversived T-Shirts. Das, und Jogginghosen und Tee und Kaffee und Kopfschmerztabletten und Chips und leere Textmarker.

Ich vergesse jedes Mal, wie sehr ich das Schreiben von wissenschaftlichen Arbeiten nicht mag. Das liegt daran, dass ich Schreiben generell okay finde und daran, dass man sich vorstellt, es regne Glitzer und 1,0er wenn man sich denn ein interessantes Thema sucht und dann voller Spaß, Elan und Interesse Tage und Nächte durchrecherchiert, weil man im Prinzip hinter jeden Absatz aus purer Themenliebe Herzen malen könnte.

Und dann verdunkelt sich der Himmel auf dramatische Art und Weise, wenn schließlich zum Ende des ersten Aktes in Tante Prusseliese Manier die Wissenschaft auftritt. Schweigen. „Aberaber, nicht doch,“ sagt dann die Wissenschaft, wenn sie ihren vergoldeten Gehstock kurz anlehnt, um mit ihren gruseligen langen Fingern zweihundert Kilo Buch unter ihrem Unterrock hervorzuziehen. „Die Wissenschaft et al.“ steht dann da als Autor in einem fulminant wirkenden Blackletterfont. Und in einem größeren noch fulminanter wirkenden Blackletterfont darunter der Titel: „Das wissenschaftliche Hofzeremoniell“. Und dann noch „Kompaktausgabe.“
Man verzieht so das Gesicht.
Die Wissenschaft schmunzelt. „Halb so schlimm,“ sagt sie. „‚Rules help control the fun!'“ (Monica Geller. Die Guten erinnern sich.) Und dann greift sie wieder nach ihrem Gehstock, ritzt damit ein Datum in den Boden, murmelt „Deadline.“ dreht sich um und verschwindet wortlos.

Und dann sitzt man so da und findet das wissenschaftliche Hofzeremoniell irgendwie unsympathisch. Außerdem lässt es sich so schwer in dem Riesending blättern. Die Seiten sind speckig und abgegriffen und müffeln irgendwie, aber man zwingt sich doch durch. Mit Ehrfurcht.

Mein Nebenfach brachte mir schließlich schon im ersten Semester bei, dass nur Zitieren nach APA-Standard blinden Kindern in Afrika ihr Augenlicht zurückgibt. Regeln sind wichtig. Zitate auch. Und dann ergibt sich, bei Arbeiten dieses Umfangs, dass als Rest ein paar hübsche furthermore/besides/additionally – Fertigstreusel bleiben.

Man könnte meinen, man wäre als Student leider nicht – nicht mehr und noch nicht – in der Position, selbst denken und produzieren zu dürfen, jedenfalls nicht vor der Bachelorarbeit. Das nervt ein bisschen und lähmt sämtlichen Fortschritt mit Unsympathie. Textzusammenfassungen: Örks. Dauert lange. Ist unspannend.

Aber man muss sich ja doch fügen. Und dann nenne ich meine Einleitung eben „Einleitung“, auch ich das als größte Todsünde seit Erfindung der Gliederung kennengelernt habe. Es sei nämlich so Konvention bei einer wissenschaftlichen Arbeit. Auch okay. Ich mach ja brav, was die von mir wollen.

Aber es wäre supertoll, wenn man beim Schreiben auch mal schreiben dürfte, weil mir das persönlich dann mehr Spaß machen würde. und dann wäre ich auch superschnell und müsste nicht tagelang so angezogen rumlamentieren. Und lahmentieren.

(Ach ja. Text übrigens nach Beendigung des Grauens verfasst. Ich überlebte.)

Uni-live II: Das KW-Klischee

Guten Morgen,

es ist halb neun. Einführung in Kommunikationswissenschaften. Das ist Teil meines Anwendungsfaches, Medienwirkung. Ich bin heute hier fast alleine – ein paar Leute ein paar Reihen weiter vorhe sind vielleicht auch Medieninformatiker, zumindest habe ich sie schon gesehen. Ihre Namen kenne ich nicht.
Wir machen hier gerade Psychologie GK Stoff, oder Deutsch LK Stoff, Deutsch Mittelstufe Stoff oder Stoff, den ich jetzt als Allgemeinwissen bezeichenen würde, aber man kann vermutlich nicht davon ausgehen. Hab ich alles schonmal gehört, denke ich.

Huuui, gerade fiel „in einem Blog posten“, toll, ich beschäftige mich ja nicht einmal mit irrelevanten Dingen.

Hier sind also sehr wenige da. Das ist kollektiv und irgendwie paradox – Der Dozent da vorne ist scheinbar ein ziemlich hohes Tier in der KW. Er hat ein Buch geschrieben, man sagt, darüber erzähle er hauptsächlich. Folglich könne man gleich sein Buch lesen und sich die Zeit sparen. Das Buch, obwohl es im Titel „Handbuch“ stehen hat, ist aber ganz schön dick, ganz schön schwer und auch ganz schön teuer. Paradox ist, dass es zu Zeiten von Schullektüren immer hieß: „Da hör ich mir lieber da Hörbuch an, als das Ding zu lesen“. Jetzt steht das Hörbuch da vorne und man bevorzugt das Buch. Warum? Menschlicher Trotz? Darüber könnten die hier anwesenden Klischee-KWlerinnen mit Nebenfach Psychologie mal bitte genauer nachdenken, danke.

(Er hat Twitter erwähnt! „Twiedda“ auf niederösterreichisch, übrigens)

Ich bin eine Randgruppe – ich werde hier gar nicht angesprochen. Die Seminare, auf die Bezug genommen wird, besuche ich zum Beispiel gar nicht – kann ich davon ausgehen, dass die Leute hier alle Hauptfach Kommunikationswissenschaft haben? Es sieht ja so aus: Ich sitze im Klischee – der Frauenanteil ist größer als fünfundneunzig Prozent, das ist ziemlich gruslig. Das ist ein All-Girls-Deutsch LK, nur viel, viel größer. Hatten sicher alle Deutsch LK hier. Viele bestimmt Deutsch-Englisch oder Deutsch-Geschichte. Und dann haben sie den NC von – Wie hoch ist der? 1,4? 1,3? – geschafft. Und jetzt wollen sie Journalistinnen werden. Zumindest nehme ich an, dass sie das wollen. Das ist schon witzig: Die Leute, von denen ich denke, dass sie Journalisten werden, die sind hier gar nicht. Ich rede mir ja auch ein, dass der seriöse Journalismus gar nicht so weiblich ist, wie man denken könnte, wenn man die KWlerinnen anschaut. Ist das der Grund für die vielen Frauenzeitschriften? Oh, das war jetzt gemein. Entschuldigung.

Weitere empirische Hörsaalstudie:
– Blond: 40%, dazu 10% mit blonden Strähnen, der Rest dunkel
– Anzahl Kurzhaarfrisuren: Zwei

Mein Dozent ist Österreicher. Ich finde das ja toll, viele lachen ihn ein bisschen aus. Vielleicht weil er hier ist, und nicht in Österreich, wo in KW dreißig Prozent Deutsche sitzen, „NC-Flüchtlinge“. Vermutlich hat KW beziehungsweise Publizistik die meisten NC-Flüchtlinge, bezieungsweise Flüchtlichginnen, überhaupt. Medizin, zum Beispiel, hat in Österreich Zulassungstest und einen festgesetzten Höchstanteil von Studenten ohne Matura (also österreichisches Abitur.) – aber keinen NC, soweit ich weiß. Das ist in KW/Publizistik nicht der Fall. Falls die hier Anwesenden das wissen – vermutlich nicht. Was wetten wir, dass mein 62-jähriger Dozent mehr über die österreichischen Studentenproteste und deren Verbreitung über Twitter weiß als die meisten hier. Die mögen Onlinemedien gar nicht, nämlich. Haben sie uns schon spüren lassen, uns als Randgruppe. Die Printsektorsekte. Aber wenn ihnen das Spaß macht…

Vielleicht sind hier auch irgendwo klischeefreie KWlerinnen. Die sollten sich mal melden. Danke. :)

Verlaufen

Jetzt hatte ich schon ein bisschen Uni und so langsam war ich auch überall einmal, wo ich zumindest in diesem Semester hin muss.
Und das ist gar nicht so einfach. Das die LMU in halb München liegt, dürfte ja bekannt sein. Man ist permanent unterwegs. Ich werde das jetzt einmal anhand meines Stundenplans ein bisschen beschreiben, für Menschen ganz ohne LMU Bezug. Unterteilt in zwei Abschnitte. (unschwer zu erkennen)

Äußere Anatomie (fett jeweils die übliche Bezeichnung. Oder soweit ich sie so zuordnen kann, bin ja noch Anfänger.)
Wir starten am Montag mit einem freiwilligen Java-Kurs. (Für alle, die das „ohne Vorkenntnisse“, das überall stand, wörtlich nahmen. Dementsprechen hat der Kurs auch mehr als hundert Teilnehmer) in die Oettingenstr 67. Das ist hinter dem Englischen Garten, in der Nähe vom chinesischen Turm. Man kann hinlaufen, wenn man will (U-Bahn Giselastr.), der Normalverbraucher nimmt allerdings den Bus durch den Park. In der Oettingenstr. hockt das Institut für Informatik. Bis vor kurzem war dort auch das Institut für Kommunikationswissenschaften, das ist jetzt allerdings in der Schellingstr. 3. Die Bibliothek vom IfKW ist allerdings noch dort, genauso die PCs, soweit ich weiß. Es gibt dort diverse PC-Räume, sie heißen Antarktis, Sibirien und Gobi. Man munkelt, das hinge mit den klimatischen Bedingungen zusammen – bisher war ich nur in Gobi, da stimmt es zumindest.
Weiter geht’s, Analysis im Mathebau, Theresienstr. 39. Das ist bei den Pinakotheken und gleich beim Brandhorst. Am besten erreicht man es mit der Tram 27, Pinakotheken.U-Bahn hätte man auch mehrere Möglichkeiten, alle sind ein wenig zum Latschen, und das tut man so auch schon genug.
Danach zum Proseminar ins Hauptgebäude, Geschwister-Scholl-Platz 1. Danach hatte ich diese Woche die Digitale Medien Übung, CIP-Pool Amalienstr. 17 , „das, was aussieht wie ein Aquarium“, hat man uns gesagt. Tatsächlich hat der Raum ein großes Schaufenster, in das permanent Passanten gaffen können. Jetzt, wo es früh dunkel wird, macht ihnene das besonders viel Spaß.
Ich glaube das war’s – alles vom Montag. Dann wiederholen sich die Schauplätze immer mal wieder. Was noch zum Grundwissen gehört ist der Schweinchenbau, Leopoldstr. 13 (U-Bahn Giselastr.). Der ist rosa und eingenommen von Psychologie und Pädagogik. Und seit kurzem der LMU-Shop. Gleich dahinter ist die LMU-Mensa, aber da geht die Allgemeinheit nur äußerst selten hin, hab ich gehört.

Innere Anatomie
Viel komplizierter. Zwischen den Gebäuden zu wechseln kann jeder Depp, innerhalb der Gebäude einen Raum zu finden ist dagegen schwer, das lässt einen schon öfter an menschliche Grenzen stoßen.
Da gibt es einmal Räume, die die meisten nie besuchen, die man aber schon findet, wenn man sie sucht, weil sie ganz gut ausgeschildert sind, zum Beispiel die Große Aula. Das geht noch.

Dann gibt es Räume, die nicht ausgeschildert sind, man noch aufgrund des namens eine ungefähre Ortsangabe bekommt, aber kläglich an dieser scheitert. Zum beispiel mein einer Seminarraum. Da haben wir uns zum ersten Mal richtig aussichtslos verlaufen. Der ist nämlich im Untergeschoss des Hauptgebäudes – Dieses erreicht man vom Haupteingang, in dem man links an der Haupttreppe vorbei geht, dann die erste von vier identischen Holztüren öffnet (hinter den anderen drei Türen liegen Hörsäle), über die Treppe hinter der Tür das Gebäude verlässt und dann, in einem Innenhof, also draußen eine Treppe in ein Kellerähnliches Ding nimmt. Tatsächlich sind dort unten Seminarräume, mit Linoleumboden. Wenn es also aussieht wie in einem Container, obwohl man im Hauptgebäude ist, dann ist man richtig.

Dann gibt es Räume, die keiner kennt und wenn man sie braucht, hat die Pforte (dazu gleich mehr) gerade zu. Zum Beipsiel mein Seminarraum heute, in einem Zwischengeschoss namens von D. Da durfte ich ganz alleine hin navigieren. Ich im ersten Stock richtung D, ganz zum Ende eines Ganges, eine Treppe nach unten, vorbei an Zwischengeschoss C, vorbei an einer Baustelle, durch einen Gang, durch einen ominösen Vorraum, wo dann irgendwo ein laminiertes Zettelchen mit Pfeil hing, dem nach, durch eine Tür: schlagartig Linoleum, Containerflair (also wohl richtig), vorbei an etlichen Seminarräumen und schließlich zu meinem.

Dann gibt es Räume, die es nicht einmal auf dem Plan gibt. Heute waren wir zu zweit auf der Suche nach einem Raum Z 008 oder so, in der Oettingenstr. Die Oettingenstr. hat nicht nur einen Lageplan, sondern auch einen Informationsschalter, aber keine Räume mit Z. Die Abteilungen sind alphabetisch bezeichnet, etwa A-L, dann gibt es U im Untergeschoss aber kein verdammtes Z. Eventuell mag es die Lage verkomplizieren, dass sie dort gerade umbauen und überall Schildchen mit Dingen wie „F E“ hängen, aber ein Z gibt es nach wie vor nicht. Wir sind Gänge hin und her gerannt, haben etwa fünf kompetent aussehende Menschen befragt, ein Z hatte noch keiner gesehen. Dazu muss man allerdings sagen, dass in den Gängen die Räume saublöd oder gar nicht nummeriert waren. Da war dann auf der einen Seite U-irgendwas, auf der anderen ständig 27. Wahrscheinlich ein voll lustiger witz unter den Insidern. Der sechste Insider kam dann auf die Idee, uns zumindest mal in Richtung der Computerräume zu schicken. Inhalt von Computerraum 1 kante auch kein Z 008… außer einer, die meiste, das könnte eventuell Gobi sein. Witzig, es war dann Gobi. Gobi selbst schien aber auch kein Z zuhaben, nur irgendeine U-Nummer, aber was solls.

Das Beste allerdings ist: Keiner kennt sich aus. Das ist überhaupt der Grundsatz, das habe ich diese Woche gelernt. Wenn man Glück hat, wissen die an der Pforte, wo man hin muss. Wenn man Glück hat – un die Pforte offen ist. Ansonsten kennt keiner die gesuchten Räume. Man kann schon Dozenten oder ältere Studenten anquatschen, aber mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit kennen die sich auch nicht aus. es sei denn, natürlich, man trifft auf Menschen, die zufällig mit den Räumen zu tun haben. Ansonsten heißt es: „Da bin ich jetzt überfragt“, „Sie fragen aber Sachen!“ oder, am besten: „Ach ja, Sie gehen da vor, runter, und dann rechts und da..“ (*trommelwirbel*) „…hängt ein Lageplan“.

live_2010

Erster offizieller live-aus-der-Uni-Eintrag

live_2010

Guten Tag, ich hatte es ja versprochen. Sitze momentan auf einer Treppe, irgendwo in der Nähe meines Hörsaals, wo ich in einer Stunde etwa meine „Einführung in die Programmierung“-Vorlesung habe. Das ist dann vermutlich das erste informatische hier, ansonsten hatte ich bisher zwei Analysis-Vorlesungen und ein halbes Pro-Seminar („Proseminar“?) Medienlehre. Das war deshalb halb, weil etwa die Hälfte der Beteiligten bei der Onlineanmeldung was versemmelt hat (ich nicht, aber es war sehr leicht zu versemmeln), und dann etwas wie Referatseinteilungen nicht stattfinden konnten. Das heißt also, dass ich im Prinzip bisher nur Mathe hatte. Analysis I ist eine total witzige Vorlesung, da sind nämlich viele Leute, habe gerade die Leute um mich nach einer Schätzung gefragt, die haben auch keine sensationellen Angaben machen können. Sagen wir dreihundert aufwärts, Informatiker, Medieninformatiker und Statistiker. Dazu hat der Raum halt leider keine zu öffnenden Fenster, lediglig ominöse Scheiben in der Decke, aber die sind nicht zur Sauerstoffzufuhr gedacht. Folglich ist die Temperatur darin auch nicht angenehm, da ist T-Shirt-Temperatur, auch wenn es draußen schneit. Man muss sich also immer in Schichten anziehen, einen warmen Pullover kann man vergessen, es sei dann man will eingehen.
Heute hatte ich ein ganz besonderes Erlebnis, und zwar fuhr meine sehr frühe S-Bahn so langsam, die Tram trödelte ebenfalls, so dass icvh im Hörsaal keinen Sitzplatz mehr bekam. Das ist im Moment gar nicht so selten, gut dreißig Leute sitzen im Moment auf dem Boden, einige gehen gleich wieder. Eventuell bekommen wir einen größeren Raum, höchstwahrscheinlich löst sich das Problem nach ein paar Wochen von alleine. Aber auch auf dem Boden geht es schon, etwas anstrengend für das Gesäß :-), allerdings kann man sich danach freuen, dass man nciht noch eine Vorlesung gleich im Anschluss im gleichen Raum hat, wie der nette Statisker neben mir auf dem Boden.

Die Vorlesung jetzt dürfte auch relativ gut besucht sein, der Raum klingt groß. Und am Freitag, da haben wie sie in der großen Aula, die schaut, zumindest Google nach, sehr groß und feierlich aus. Die Tutoren kannten sie nciht mal, also ist das wohl normalerweise auch nicht üblich, dahin zu kommen, aber wir werden sehen. So, das war’s erstmal von hier..

Edit: Foto hinzugefügt. Ich werde versuchen, dass jetzt immer so zu machen, sofern es sich nicht dauernd wiederholt.

Ready, Steady, Go – Eine Einleitung

Nun gut – wie fangen wir an?
Punkt 1: Dieses Seite ist zurück, und vermutlich bleibt sie jetzt auch die nächste Zeit. Sämtliche blöde technische Mängel sind jetzt vorerst einmal weg oder sie werden mit der Zeit verschwinden. Das heißt, dass es ab jetzt zumindest Tags geben wird, vielleicht werden alte einträge nachträglich sortiert, aber da fehlt mir im Moment die nötige Motivation.

Punkt 2: Wie geht’s weiter? Das weiß ich nämlich noch nicht – der eine Teil wird bleiben, wie er ist, allerdings habe ich keine Schule mehr, über die ich schreiben könnte. Ich habe jetzt eine Universität, an der ich ganz neu bin. Während an meiner Schule die wichtigen Leute dieses Blog wussten, es nur äußerst selten irgendeine Form von Ärger gab (aber wenn man sie sucht, findet man das schon ;-) ), und ziemlich viel geduldet wurde, sofern es von meiner Seite kam, wie Fotos aus dem Unterricht, zum Beispiel, weiß ich im Moment ganz und gar nicht, wie das an der Uni sein wird. Ich würde ja eher zur Feigheit tendieren. Die Erfahrung, denke ich einmal, hat gezeigt, dass Blogfremde Menschen, die von irgendwem irgendwas gehört haben, was irgendwo öffentlich im Internet steht, freuen sich in der Regel zunächst keinen Ast. Wir werden sehen – habe leider noch keinen Blogger in meinem Studiengang (Medieninformatik) aufgegabelt, realistischerweise müsste es allerdings welche gaben. Aber vermutlich bloggen die alle geheim, es ist ja nach wie vor keine besonders ernstgenommene Tätigkeit unter Outsidern.

Punkt 3: Darüber hinaus bin ich jetzt die meiste Zeit ver-w-lan-t :-) in München, deshalb denke ich einmal, dass das Liveblogging zunehmen wird (weil es so verlockend ist) und morgen fängt’s an.

Punkt 4: Ich war im Sommer drei Wochen in Australien, darüber wird jetzt dann bald etwas folgen, für die, die bis zum heutigen Tag kein Foto gesehen haben oder noch mehr sehen wollen. Und natürlich, weil es über Australien viel zu sagen gibt.