Proto und Spiele

Letzte Woche war die böseste des Semesters. Drei Abschlussarbeiten und eine Klausur, insgesamt im Wert von 18 ECTS-Punkten. (Das ist so viel wie eineinhalb Bachelorarbeiten.)
Abgesehen, dass ich die Klausur mit mehreren Energydrinks intus schrieb, von denen mir dann furchtbar schlecht wurde, hat alles ohne größere Zwischenfälle geklappt.

 

Das, was sich am wichtigsten anfühlte, war wohl die Abschlusspräsentation vom „Praktikum Entwicklung von Mediensystemen“, aka „PEM“, aka Vertiefendes Thema, aka iOS-Programmierung.
Gefühlt war das überhaupt das erste Mal, dass ich mir eine Veranstaltung selbst aussuchen durfte. Es heißt zwar hier und da Wahlpflicht und Selbstbestimmung, tatsächlich habe ich eine Wahlpflichtveranstaltung hinter mir, in die ich ungewollt reingelost wurde und eine Pest-oder-Cholera-Quellenarbeit-Seminararbeit-Refarats-Sache. (Entschied mich für Cholera.) Nun gut. An anderen Unis und in anderen Fächern soll das besser sein. Eher so wie eben diese eine Veranstaltung hier.

 

Es gab zwei Kurse, einen mit Android, der nach ungefähr zweikommafünf Millisekunden voll war, und einen iOS-Kurs für Menschen, die Macs besitzen. Der Kurs wurde dann doch nicht ganz voll. Je vier Gruppen mit vier Menschen, ein Rahmenthema „Educational Games“ und ein bisschen Einführung in die Entwicklungsumgebung und, in unserem Fall, Objective C.

 

Es war schon toll. Das war das erste Mal, dass ich in der Uni etwas machte, was ich tatsächlich so verwenden würde. Bisher beschränkte sich alles auf Konsolendinge, die wir überhaupt nur einmal zum Testen auf Unirechnern laufen ließen. Das ist schon auch schön, aber halt nicht so lebensnah wie Dinge, die ich auf meinem Handy haben kann. Welches sich immer in der grünschraffierten Zone, die meine Arme erreichen können, aufhält. Außerdem kann ich damit in die Welt ziehen und wie bescheuert angeben und der allgemeine Mensch kann mit den Ergebnis was anfangen.

 

Ich arbeitete zusammen in einer Gruppe mit S., P. und I., die alle nichts haben, was man an dieser Stelle schön verlinken könnte. Wir sind seit dem ersten Semester privat näher bekannt, zusammen gearbeitet hab ich bisher nur mit Superteamfähigkeitsorganisationsspezialeinheit-S. Auch ein Informatikmädchen. Was gut war. Ansonsten waren da jetzt böse Überraschungen. Manche Männer und deren Ego manchmal, ey. Ich hab da deinen Code mal umgeschrieben. Jetzt passt das nicht mehr. Mach mal neu. Anstrengend. Oder besser gesagt: gjzouizuzWΩ¶[¢¡[C3POJ¡““¶¢¢†¢[] „$%/))==? Außerdem war ich der einzige intensive iPhone-Nutzer in meiner Gruppe. Es dauerte ein paar Wochen einen einfach zu ungewohnt anfühlenden Double Tab auszureden. Aber gut. Kriegsverletzungsnarben sind cool und wichtig.

 

Nun zur App. Wir entschieden uns für ein Geografiequiz, dass wie eine Schatzsuche aufgebaut ist. Wir bastelten einen Working Titel zusammen und änderten ihn dann nicht mehr. Wir entwickelten ein ganz unneues Konzept. Der Spieler reist in ein Land, muss dort fragen beantworten, bekommt einen Teil einer Lösung, wird ins das nächste Land geschickt und so weiter. Dazu haben wir einen „Reisepass“, für den man Stempel/Badges erhält, wenn man ein Land freispielt. (Außerdem soll man so die Möglichkeit haben, die Geografiefragen neu zu beantworten. Education und so.)

 

Zunächst planten wir als Reiseroute Frankreich – Mexiko – Japan – Australien – Kanada ein, für den Prototyp implementierten wir zunächst hauptsächlich die ersten beiden. Dazu ist zu sagen, dass wir sämtlichen Input aus XML-Dateien auslesen, damit das Erweitern ganz einfach wird. Überhaupt haben wir bisher nur abgespeckte Dialoge und Fragen – was auch okay ist, schließlich ist alles ein Prototyp und das Ergebnis musste in drei bis vier Minuten präsentierbar sein. Dazu – das war Anforderung des Praktikums – ungefähr siebenhundert Usability-Tests mit Freiwilligen, die wir nicht einmal fälschten. Man verdrängt ja, dass dieser für uns eigentlich recht nervige Kram doch ziemlich viel bringt und man recht viel daraus lernt.

 

Dann ergab sich, dass ich den Großteil der Grafik des Spiels machte. Ich. Zufällig. Wie das immer so ist. Ich schmierte an Skizzen rum, irgendwer fand das gut und im nächsten Schritt unterschrieb mit meinem eigenen Blut einen Knebelvertrag über fünfzig Jahre. Das war aber okay, fühlte sich alles fast wie Freizeit an. Und kam dann unfassbar gut an. Bei Mediengestaltungsleuten, Mitstudenten, Dozenten. Meine Güte. Mich irritierte das extrem, da ich mit meiner eigenen Arbeit sowieso meistens nicht zufrieden bin, mich stören überall noch Dinge. Aber eventuell bin ich ein bisschen stolz, andere Leute mit meinen mittelmäßigen Fähigkeiten positiv überrascht zu haben. Yay.

 

Und nun? Wir haben mal total verbindlich ausgemacht, nach den Klausuren erst mal weiter daran zu arbeiten. Zumindest die Version komplettieren. Die Uni hat uns bereits Unterstützung versprochen, mal gucken, was die darunter verstehen. Irgendwann, wenn es klappt: App Store. Ewiger Ruhm. Aber davor ist noch viel mehr zu tun, als man denkt. Jedenfalls ist dieses Appzeug super und auch was, woran ich in Zukunft gern weiter rumbasteln möchte. Die Welt braucht bestimmt mehr unnütze Spiele. Und mein episches grafisches Können.

 

Hier noch ein schlechtes Video mit Lautsprechertondings, in dem ich im Simulator irgendwie auf dem Prototypen rumklicke. Was man hört, ist selbst ge-Garage-Band-te Musik von S. Die ist in Echt auch mit weniger Chrrrrzrchrrzr.

Nicht vergessen: Das ist ein Prototyp. Da ist noch ganz viel Content provisorisch und unfertig.

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