Glorious Days of Oversized T-Shirts

Seminararbeit schreiben. Oder auch glorious days of oversived T-Shirts. Das, und Jogginghosen und Tee und Kaffee und Kopfschmerztabletten und Chips und leere Textmarker.

Ich vergesse jedes Mal, wie sehr ich das Schreiben von wissenschaftlichen Arbeiten nicht mag. Das liegt daran, dass ich Schreiben generell okay finde und daran, dass man sich vorstellt, es regne Glitzer und 1,0er wenn man sich denn ein interessantes Thema sucht und dann voller Spaß, Elan und Interesse Tage und Nächte durchrecherchiert, weil man im Prinzip hinter jeden Absatz aus purer Themenliebe Herzen malen könnte.

Und dann verdunkelt sich der Himmel auf dramatische Art und Weise, wenn schließlich zum Ende des ersten Aktes in Tante Prusseliese Manier die Wissenschaft auftritt. Schweigen. „Aberaber, nicht doch,“ sagt dann die Wissenschaft, wenn sie ihren vergoldeten Gehstock kurz anlehnt, um mit ihren gruseligen langen Fingern zweihundert Kilo Buch unter ihrem Unterrock hervorzuziehen. „Die Wissenschaft et al.“ steht dann da als Autor in einem fulminant wirkenden Blackletterfont. Und in einem größeren noch fulminanter wirkenden Blackletterfont darunter der Titel: „Das wissenschaftliche Hofzeremoniell“. Und dann noch „Kompaktausgabe.“
Man verzieht so das Gesicht.
Die Wissenschaft schmunzelt. „Halb so schlimm,“ sagt sie. „‚Rules help control the fun!'“ (Monica Geller. Die Guten erinnern sich.) Und dann greift sie wieder nach ihrem Gehstock, ritzt damit ein Datum in den Boden, murmelt „Deadline.“ dreht sich um und verschwindet wortlos.

Und dann sitzt man so da und findet das wissenschaftliche Hofzeremoniell irgendwie unsympathisch. Außerdem lässt es sich so schwer in dem Riesending blättern. Die Seiten sind speckig und abgegriffen und müffeln irgendwie, aber man zwingt sich doch durch. Mit Ehrfurcht.

Mein Nebenfach brachte mir schließlich schon im ersten Semester bei, dass nur Zitieren nach APA-Standard blinden Kindern in Afrika ihr Augenlicht zurückgibt. Regeln sind wichtig. Zitate auch. Und dann ergibt sich, bei Arbeiten dieses Umfangs, dass als Rest ein paar hübsche furthermore/besides/additionally – Fertigstreusel bleiben.

Man könnte meinen, man wäre als Student leider nicht – nicht mehr und noch nicht – in der Position, selbst denken und produzieren zu dürfen, jedenfalls nicht vor der Bachelorarbeit. Das nervt ein bisschen und lähmt sämtlichen Fortschritt mit Unsympathie. Textzusammenfassungen: Örks. Dauert lange. Ist unspannend.

Aber man muss sich ja doch fügen. Und dann nenne ich meine Einleitung eben „Einleitung“, auch ich das als größte Todsünde seit Erfindung der Gliederung kennengelernt habe. Es sei nämlich so Konvention bei einer wissenschaftlichen Arbeit. Auch okay. Ich mach ja brav, was die von mir wollen.

Aber es wäre supertoll, wenn man beim Schreiben auch mal schreiben dürfte, weil mir das persönlich dann mehr Spaß machen würde. und dann wäre ich auch superschnell und müsste nicht tagelang so angezogen rumlamentieren. Und lahmentieren.

(Ach ja. Text übrigens nach Beendigung des Grauens verfasst. Ich überlebte.)

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