Zwei Tage Kinderbetreuung

Samstag und Sonntag war ich jeweils auf der örtlichen Gewerbeschau. Für den Spieleverleih vom Landratsamt. Kinderbetreuung.

Es war gar nicht so anstrengend, wie ich am Anfang gedacht habe. (Tag der offenen Tür im Amt für Jungend und Familie Jugendamt ist viel schlimmer). Die Kinder mussten mindestens sechs sein, um da bleiben zu dürfen. Einige waren jünger, aber die waren braver als die älteren Kinder, also hat es nicht ganz so gestört. Es gab neben ein paar Spielen auch noch Mandalas, meinen persönlichen Freund die Buttonmaschine und Laternenbastelbögen. Der Horror, diese Bastelbögen. Ich musste zum Glück zu zwei Laternen kleben mit einem miserablen Klebestift, während die Bastelkinder gegenüber kurz vor dem Nervenzusammenbruch sind, weil das dumme Teil zum siebzehnten Mal auseinander fällt. Und die Eltern daneben mit der Jacken der Kinder in der Hand, bereit zum gehen, und dem Gedanken im Kopf: „Also, im Kindergarten machen das die Kinder alleine und es klebt.“ Vielleicht hätte ich auf meine langjährige Klebestiftmarkenkenntnis zurückgreifen sollen und erklären, dass ich um diese Marke immer einen Bogen machen – weil der Kleber nicht klebt.


(Rechts: mein persönlicher Freund, die Buttonmachine)

Besonders beliebt war übrigens ein Spiel namens „Wer war’s?“. Ein Spiel mit einer batteribetriebenen Kiste, auf der man Knöpfchen drücken kann um verschiedene Aktionen zu machen. Sich in Räumen um schauen oder mit Tieren sprechen. So erfährt man dann durch den Lautsprecher, was ein Tier zu essen will, und kann es ihm geben, sofern man das davor in einem anderen Raum gefunden hat. Ist ein Tier versorgt, gibt es einen Tipp, der erleichtern soll, einen Dieb unter acht Personen zu finden. („Der Dieb hat schwarze Schuhe. Somit kannst zu zwei Personen ausschließen“)
Übrigens: Auf so einer Messer hört man natürlich eigentlich überhaupt nichts von dem Lautsprecher. Es sei denn, man hält sich die Kiste direkt ans Ohr.
Ich vermute es war so beliebt wegen der blöden grinsenden Viechern auf der Schachtel. Oder so. Ich persönlich habe das ja, als ich beim Einbinden fesehen hab, dass es elektronisch ist, in die Schublade „nervtötender Mist“ gesteckt. (Kennt jemand „Bärenbande“ oder „Hullabaloo“? Die sind der Grund, warum diese Schublade existiert.)

Eine Schülerin aus meiner Schule war da. Sechste Klasse. Bei mir kam sie sehr stur an. Sie kenne überhaupt keine Räume in dem Neubau, sagte sie. Ich habe versucht mit einer das-ist-gar-nicht-so-schwer-schau mal-Erklärung weiterzuhelfen. Darauf: „Aber trotzdem“. Ja, schon klar. Danach kam ans Licht, dass sie an dem Tag Geburtstag hat, an dem meine erste Abiturprüfung ist. „Dann hast du an deinem Geburtstag bestimmt die erste Stunde frei,“ sagte ich. „Neee,“ sagte die Kleine. „Ja doch, bisher hatte beim Abitur der Rest der Schule immer die erste Stunde frei.“ Dann schaut sie mich mit einem trotzigen Gesicht an uns malt weiter Mandala. Dann halt nicht. (Ich hätte sicher die ein oder andere interessante Schulgeschichte auf Lager gehabt, aber bei manchen Leuten verkneife ich mir potentielle Unterhaltung jeder Art.)

Dann, Sonntag, ganz am Ende meiner Schicht, habe ich dannn zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder das Wort „babish“ („babisch“?  „baby-ish“?) gehört – im Bezug auf die Bedienung der Buttonmaschine, die den Kindern verwehrt wurde, weil sie aus Kraftmangel nur unnötig die ausgehenden Folien kaputtgemacht hätten.

Wiedermal Wandertag

Der wohl letzte Wandertag. :(
Die ganze Stufe fuhr in das Freileichtmuseum an der Glentleiten. Ich war da schon einmal. Beim letzten Wandertag in der Grundschule. Tja, nun ja, Bauernhöfe uns sowas sind jetzt auch nicht so ganz neu für mich.

Nachdem wir zwei Stunden selbstständig herumlaufen durfen, (Anmerkung: Zu dieser Jahreszeit ist da auch nicht mehr so viel los. Da ist dann eben kein Wasser in den Mühlrädern.) gab es dann Führungen in Gruppen. Meine Gruppe durfte am Ende Kerzen basteln. Das war sehr interessant: Man denkt ja immer, diese Museumsbastelräume seinen nur für kleine Kinder, aber eigentlich sind die für Kollegstufenschüler, die ganz euphorisch herzförmige Kerzen aus Bienenwachs rollen und auf Knien nach Wachsresten betteln. Schließlich reicht keinem die einfache Wachsportion.

 

Wandertagsverpflegung, Ausschnitt. Zusammengelegt von mehreren. Ich weiß nicht mehr genau, mit welcher Begründung die Banane auf das Foto durfte… ansonsten wurde hier ein Wandertagsgrundsatz befolgt (auch: Wandertagsnahrungskodex) mitgebrachte Speisen müssen vorallem der Unterhaltung dienen und sollten im Idealfall teilbar sein.

Gesellschaftlich gesehen allerdings sicher einer der besseren Wandertage. (Theorie: Gesellschaftlich bessere Wandertage sind die, auf denen Schüler nicht flüchten können? Das heißt die, die nicht das Vorprogramm zu „Wir bleiben dann noch hier zum Shoppen.“ oder „Wir sind dann aber schon um zwölf zurück?“ sind.)

Schulhofgeschichten

Gestern, Fahrradständer. Drei Fünfklässlerinnen.

Erste: Och Mann. Ich darf das nicht!
Zweite & Dritte: betretenes Schweigen
Erste: Meine Mama sagt, ich dar mich erst in der Schule schminken, wenn ich elf bin. (Zur Zweiten) Du bist schon elf, oder?
Zweite: Ja. Wann wirst du elf?
Dritte: Ich werd genau an Weihnachten elf!

Tja, hm. So kann’s auch sein. Ich hätte ihnen zumindest noch bis zum Halbjahr gegeben. Bis sie ihre Grundschulschulränzen verbannt haben und sich die Namen der Mitschüler in ihrer Klasse merken können. Aber gut.

Abrisspartygefühl

Ich hatte da diese Idee.

Irgendwann, vor langer Zeit – sicher schon zwei Jahre her – fing ich an, die Raumnummern über den Räumen im Altbau unserer Schule zu wollen. Die Überlegung war, etwas mitzunehmen, das recht eindeutig mit der Schule zu identifizieren ist, zumindest für die, die die Schule kannten.
Etwas, was anderweitig wieder zu verwerten ist. (Eine Türklinke bleibt eine Türklinke. Was soll man mit einer Türklinke?)
Etwas, das eh keinem abgeht.
Es blieb dann bei den Raumnummern. Fast hätte ich mich am letzten Tag doch nicht getraut… aber mit ein bisschen Werkzeug in der Tasche, zwei Anhängern dieser Idee und schließlich der Erlaubnis von oben, kam es doch dazu.

Schüler, die an uns vorbeigingen, als wir fachmännnisch die Ziffern aus der Wand hebelten, fingen in der Regel an zu betteln, ob sie nicht auch gerne welche haben dürften. Eine Schülerin hat sich schließlich gleich den Zettelkasten, in dem früher Zettel mit Unterrichtsänderungen drin waren, abgeschraubt.

Lehrer fanden die Idee sicher eher absurd. Wir haben etlichen Lehrern Ziffern angeboten – mit der Ausnahme einer Musiklehrerin wollte keiner von ihnen eine (Pff. :-) )

Wir haben uns dann vom Acker gemacht. Mit den Zahlen und nachdem eine von uns ihr Fahrrad durch die Aula (Oder, jetzt wo wir eine Aula haben: durch das Treppenhaus) geschoben hat; Weil ja keiner da war und es auch keinen interessiert hat. Das ganze Haus war leer, bis auf Massen von Kisten und Umzugsgut. Es war ein bisschen so, als würde die Abrissbirne draußen schon warten. Natürlich war das nicht so: Der Bau steht immer noch, nach wie vor. Er war noch ziemlich lange zugänglich und das Gefühl, man könne und dürfe alles tun und das Gefühl, es wäre die letzte Gelegenheit für alles, die waren pure Einbildung.

Auf dem Weg nach Hause haben wir andere Schüler getroffen. Die waren sehr angetan von unserer Aktion und gingen prompt zurück zur Schule, um Zahlen abzureißen und mit Fahrrädern durch die Aula das Treppenhaus zu fahren.

Nun, was macht man mit diesen Zahlen? Eines unserer originalen Vorhaben war, uns jeweils die Zahlen 0 und 9 abzureißen und uns aus diesen absolut cooler Gansterketten zu machen. Wegen Abi 09 und so. ;-) Zum Spaß, natürlich nur. Dazu muss man erst alles abzwicken, was man nciht braucht (die Zahlen waren natürlich, meistens mit Dübeln in der Wand), danach den ganz groben Dreck abschmirgeln und schließlich die Ziffern in kochendes Wasser werfen, einweichen lassen und dann Kleberreste etc. mit Stahlwolle entfernen. So habe ich das gemacht, um mas zu sehen, wie weit man kommt. Ich führte die Zahlen noch am selben Tag aus, zu einer Freundin. Große Begeisterung. Diverse Schüler kündigten an, ebenfalls zum Zahlen abreißen zu gehen.

Nun habe ich letztens gehört, dass bis zum Ende der Ferien das Schulhaus komplett ziffernfrei gewesen sein soll. Vielleicht stimmt das sogar?
Mir würde das gefallen… wenn sich das Abreißen so herumgesprochen hätte.

"I'd buy you Rogaine*"..

Morgen (na gut, heute) tritt die sehr tolle Ingrid Michaelson in München aus. Supporting Jason Mraz. Ich persönlich kenne diesen Herrn Mraz nicht, offensichtlich ist der aber beliebt genug, um die Ticketpreise auf 45 Euro zu setzen. Was ich für etwas viel halte, wenn ich nur wegen Ingrid Michaelson dort hin gehen würde. Also tu ich das nicht.

Aber ich wollte das einmal erwähnen, da sich hin und wieder, ab und zu, Leute tatsächlich bei mir bedanken, dass sie über mich zu Ingrid Michaelson gekommen sind. Jetzt wollte ich die Gelegenheit nutzen und noch mehr ahnungslose Menschen glücklich machen. Dazwischen ein paar Textschnippsel, alle written by Ingrid Michaelson :-)

Ingrid Michaelson ist wieder eine dieser myspace Menschen. Irgendwann, vor ein paar Jahren hat dann der Musikmensch von „Grey’s Anatomy“ ihre Seite gefunden und ihr prompt angeboten, ein paar ihrer Songs in die Serie zu stecken. Das war dann der erste große Schritt. Daraufhin wurde eines ihrer Lieder für einen Old Navy Werbespot verwendet. Spätestens da hat dann ein Großteil der USA auch Mal die Michaelson gehört.

Have you ever thought about what protects our hearts?
Just a cage of rib bones and other various parts.
(Breakable)

Mein Ingrid Michaelson Album liegt jetzt vor mir. Es ist ein unscheinbares Ding, Karton, kein Booklet. Inzwischen ist das vermutlich sogar in Deutschland erhältlich. Meins kommt aus New York, Virgin Megastore, genau in dem Moment betreten, als Michaelsons „Breakable“ aus den Lautsprechern kam, direkt am Times Square. Drinnen hatten sie einige Exemplare von ihren Alben. Das kam mir sehr seltsam vor, schließlich, als ich das erste Mal auf ihre MySpace Seite kam, waren da ein paar Daten von kleineren Konzerten, alle in der New Yorker Umgebung und dann fliegen einem die CDs entgegen, als ob ich Zuhause vor meinem Computer gesessen wäre und mich geärgert hätte, dass man die CD nicht einmal bei Amazon.com bestellen konnte.

There’s a boy next to me and he never will be
Anything but a boy at the bar
And I think he’s the tops, he’s where everything stops
Oh how I love to love him from afar
(Far Away)

Seit dem habe ich das Album wahnsinnig oft gehört (und fast jedes Mal „Glass“ übersprungen).  „The Way I Am“ ist das Lied, das ich am öftesten auf meinem iPod gehört habe und es hat einen Vorsprung von über sechzig Plays zum Zweitplatzierten. Folglich muss es schon sehr toll sein… das ist es auch, vorallem passiv romatisch gesehen. (Es ist nach Mitternacht; Ich rede Unsinn.) Das Lied ist überhaupt das erfolgreichste: Es gibt massig Menschen auf YouTube, die sich beim Nachsingen gefilmt haben. Man findet dort auch das offizielle Video, aber das mag ich nicht. (Da ich den Song vorher schon ewig kannte, ist das wie eine Literaturverfilmung für mich. Und den Sinn in den Clown verstehe ich auch nicht.)

* I’d buy you Rogaine when you start losing all your hair
Sew on patches to all you tear
(The Way I Am)

Na gut, jetzt kommen die Links:

Offizielle Seite
MySpace, wie das so üblich ist, auch mit Musik
Borders live at 01, mit Liveaufnahmen und Interviews. Weil da die Qualität doch ein bisschen besser ist, als bei sämtlichen Liveaufnahmen auf YouTube.

So, vielleicht freut sich ja wenigstens einer über den Hinweis.. Bis dann:

I will pack my bags
just to stay in the corner of you heart
(Corner of Your Heart)

Oh Bestgeliebtes!

Folgender Text ist sehr lang; Ich habe das gestern geschrieben, bis ich bereits im Halbschlaf war und es dann nicht abgeschickt, weil ich es für zu lang gehalten habe. Für etwa fünf Minuten wollte ich den Text dritteln, dann aber wollte ich doch lieber schlafen. Jetzt, einen Tag später, stelle ich mir vor, dass folgender Blödsinn in Dritteln noch blöder ist als am Stück. Man muss es ja nicht ganz lesen. Kann man aber, kann man durchaus.

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Wir schreiben Montag. Der Montag ist mein einziger Tag mit Nachmittagsunterricht, so wie man ihn sich vorstelle. Ich habe noch einmal Sport am Nachmittag, aber da ist so viel Zeit dazwischen (sechs Stunden), dass das schon nicht mehr zusammenhängt.

Dieser ganz gewöhnliche Montag beinhaltete unter anderem folgende Zeitabschnitte:
Geschichte: Montag haben wir Geschichte in einem Klassenzimmer, von dem man direkt ins Lehrerzimmer sehen kann. Das ist das einzige meiner Räume dieser Art, in sofern müssen in dieser Stunde selbstverständlich Lehrerzimmerbeobachtungen stattfinden. Allerdings – leider – sind die Lehrer, die sich in dieser Stunde in ihren Gemächern befinden, eher langweilig. Hauptsächlich sind da Religionslehrer. Hm, trotzdem stellt sich die Frage, was hinter verschlossenen Lehrerzimmertüren mit illegal eingeschleppten Wurstsemmeln passiert. (Der Nahrungsmittelverzehr ist nur in den Nahrungsmittelverzehrzonen gestattet, die sich in der Aula und der Mensa befinden. Ja, man kann sich das durchaus wie Raucherkämmerchen vorstellen, wenn man möchte.) Aber vermutlich verpacken die Lehrer ihre Semmeln nur und verfüttern sie auf dem Heimweg an Enten.  
Nebenbei wurden wir heute von unsererm Geschichtslehrer ausdrücklich zur Rebellion aufgerufen. Zahme Rebellion, versteht sich. Aber man ist ja doch erstaunt, wenn einmal ein Lehrer sich traut, offen zur Schülerseite zu stehen. (Es ging darum, dass wir als Oberstufe im neuen Schulhaus nicht mehr  – wie früher – in den Pausen sein dürfen, wo wir wollen. Das heißt: Das Privileg in den Gängen stehen zu dürfen während der Rest der Welt in die Aula oder den Pausenhof muss.)

Englisch: Politik. Soll ich ehrlich sein? Es hängt mir zum Hals raus. Wir haben ja bereits zwei Klausuren über Politik geschrieben, diie nächste wird die Dritte. Natürlich ist das naheliegend und sinnvoll mit den nahenden Präsidentschaftswahlen, aber zum Hals raushängen tut es mir trotzdem. Und mir kann keiner erzählen, dass man mit einem Jahr Sozialkunde in der Zehnten nicht besser mit ausländischer Politik auskennt als mit der Eigenen. Meine Kenntnisse hören exakt bei „Überhangmandat“ auf, und das ist, soweit ich mich umgehört habe, noch recht gut. Da kann man gerne mit den Wahlen vom Sonntag daherkommen, da nun ja.. äh.. also in Frankreich, da haben sie ja noch général, régional und municipal Räte. First past the post! The winner takes it all! Und ahaaa, es gibt also einen Bezirkstag auch noch. (Der Landtag hier vernachlässigt, um den Schockeffekt zu erhöhen. Was ein Landtag ist, das wissen die meisten Schüler.) Sehr nett ist, dass sowieso die meisten ihr Unwissen annehmen und nicht besonders angetan reagieren, wenn man ihnen Neues erzählt. Tja, und die Welt ist ja selber schuld. Was es zu wissen geben würde, dass passt halt nicht in ein Jahr Sozialkunde. Es kommt ja auch niemand auf die Idee, zu denken, das man mit einem Jahr Bio, Erdkunde oder Physik genug weiß, um auf die Menschheit losgelassen zu werden.

Neun Jahre English, einige Male waren Wahlen in den USA und Großbritannien. (Wir sind ja G9, damals, als man uns erfunden hat, da war das die englischsprechende Welt. Den Rest gibt es nicht, folglich ist ihre Politik auch nicht wissenswert.) Sicher vier Mal, über die Jahre. Angefangen hat es, soweit ich weiß, in der Achten.

Genug davon. Nebenbei hab ich meiner Banknachbarin erklärt, dass mein Kenntnisstand australischer Tiere sehr eng mit den Charakteren aus „Blinky Bill“ (Ja, der Zeichentrickserie. Offensichtlich gibt es auch ein Buch, aber.. nun ja.) in Verbindung steht. Bis auf eventuell den tasmanischen Teufel, kommt da alles vor, was mir so bekannt ist. Einiges habe ich da zum ersten Mal gehört, darunter Kookaburra und Ameisenigel.

Mittagessen: Janinas und meine Taktik, später zum Essen zu gehen, wenn der erste Schwall schon weg ist, ist nicht ganz aufgegangen. Zwar standen wir jetzt auch nicht so lange an, aber mit dem Sitzplatz hatten wir dennoch Probleme. Dann tauchte am Horizont ein schülerfreier Tisch auf, allerdings mit Tabletts und Essen darauf. Zwei Siebtklässler, die das nicht hinterlassen haben, waren dabei, es wegzuräumen. Oder, besser gesagt: zu stapeln. Mit meinen sehr weitreichenden mathematischen Fähigkeiten war ich in der Lage, festzustellen, dass sich auf dem Tisch noch mehr Platz ergeben würde, sofern man die übrigen Tabletts wegräumen würde. Als ich versuchte das zu tun, hielt mich ein Siebtklässler auf, mit den Worten: „Wir sollen das nicht wegräumen.“ Ehhh.. Fragezeichen. Befinden wir uns in einer Filiale einer Fastfoodkette irgendwo im ausland, wo Servicekräfte so billig sind, dass sie gerne den Menschen hinterherräumen und einem frustriert das Tablett entreißen, sollte man versuchen, seinen Müll selbst zu entsorgen? (Been there.) Eher nicht. Wir befinden uns an einer Schule, wo uns konstant eingebläut wird, dass sämtliches Personal nicht mit einem Fußabtreter gleichzusetzen ist. (Und ja, es ist schon fast lächerlich, dass man es immer wieder zu hören bekommt. Noch lächerlicher ist es aber, dass es immer noch gehört werden muss. Und aufgeschrieben. Und diskutiert.)
Ich glaubte den Siebtklässlern kein Wort. Aber wir ließen ihnen die Tabletts bis die zwei Schüler gingen, um sicherzustellen, dass es sich bei den Essensresten nicht um ein religiöses Opfer handelte. Und nein, natürlich kam niemand, der im Tischabräumgewerbe seine Berufung gefunden hatte, und dessen Arbeitsplatz mein gefährden könnte. Jetzt müsste man nur noch wissen, von wem die Siebtklässler ihren Schmafu hatten.

Erdkunde: Achte Stunde. Klima, Passate, und so weiter. Was soll ich sagen, wir haben damals in der achten Klasse das Thema sehr, sehr ausführlich gemacht. Die meisten, die mit mir in einer Klasse waren, haben das so verinnerlicht, dass das nie mehr aus unseren Hirnen weg kann, selbst wenn wir es möchten. Nun, in meinem Grundkurs wird (zum Glück von vielen) nicht davon ausgegangen. Resultat: Langeweile? Ein bisschen Jammern nach (laut Janina, ich hoffe, ich zitiere richtig) „ansprechend aufbereitetem“ Vorträgen und viele Geschichten. Von meinem Kirschentrauma („assoziative Merktechnik“ oder so sagte Janina. Immer diesese Bio LK Menschen) bis bin zur Geschichte, wie der Leopard seine Flecken kriegte. Ich habe – das war eins meiner ersten eigenen Computerspiele – eine CD ROM „Rudyard Kiplings ‚Wie der Leopard seine Flecken kriegte'“ auf der die Geschichte erzählt wurde. Ich wusste nicht mehr viel, nur dass andauernd „Oh Bestgeliebtes“ in die Sätze geworfen wurde, was sich, laut CD, and Kiplings Tochter richten sollte. Grade habe ich bei Wikipedia nach geschaut, wie bekannt die Geschichte ist. Vermutlich weniger, als ich dachte.. ein Teil der „Just So Stories for Little Children“ 

Daheim habe ich natürlich gleich die CD ausgepackt. In den Grundzügen: Zuerst haben die Tiere keine Muster: Die Giraffe hat keine Flecken, das Zebra keine Streifen usw. Sie sind alle eher „reichlich gelbgraubräunlich“, weil sie leben im Hochveld, wo es nur Savannengras gibt. Dann ist da noch der Äthiopier (grau) und der Keopard, die zusammen die anderen Viecher jagen. Der Leopard ist ein ausgezeichneter Jäger, weil er am aller gelbgraubräunlichsten ist und seine Opfer ihn nicht sehen können.
Irgendwann wird es den Tieren zu blöd un sie laufen weg, in den Regenwald. Der Äthiopier und der Leopard finden so keine Nahrung mehr. Sie gehen zu einem Viech, das Baviaan heißt, und möglicherweise ein Pavian ist.

Der Leopard sagte zu Baviaan: (…) „Wohin ist das ganze Wild verschwunden?“
Und Baviaan zwinkerte. Er wusste es.
Der Äthiopier sagte zu Baviaan: „Könnten Sie mir das derzeitige Habitat der einheimischen Fauna nennen?“ (Das hieß genau dasselbe, Bestgeliebtes, aber der Äthiopier gebrauchte immer lange Wörter. Er war eben ein Erwachsener.)

Baviaan sagt ihnen den Aufenthaltsort der Tiere und fügt hinzu, dass sie beide sich ändern müssten. Also gehen der Äthiopier und der Leopard los und – na sowas! – kommen zum Wald. Die Tiere vom Hochveld haben inzwischen, aufgrund der Schatten im Wald, Flecken (die Giraffe) und Streifen (das Zebra) bekommen und sind bestens getarnt. Den Leoparden und den Äthiopier verwirrt das ziemlich: Sie können ihre Beute riechen und fühlen aber nicht sehen. Schließlich geben sich die getarneten Tiere zu erkennen und führen ihre Tarnung vor: Die beiden Jäger sind zwar begeistert und völlig überfordert, weil sie ihre Beute versteckt nicht sehen können. Schließlich, in Anlehnung an Baviaan, macht sich der Äthiopier dunkler, damit er sich in Kuhlen verstecken kann. Der Leopard zickt, weil er weder so aussehen will wie das Zebra, noch wie die Giraffe. Der Äthiopier darf im schließlich mit den Fingern Flecken auf sein Fell tupfen. Somit hat dann der Leopard Flecken.

Viehtrieb

Das Fahrradfahren zur Schule ist immer noch.. unlustig. Es gibt diverse Schülerlotsen, die verschiedes fordern. Wenn man sich so eine Viehtribsituation vorstellt, hat man eine ungefähre Ahnung)
Ich verstehe, dass man auf der Fußgängerbrücke absteigen soll. Nun, natürlich, es ist eine Fußgängerbrücke. Ich verstehe nicht, warum wir nich den Radweg benutzen dürfen, der für uns gebaut wurde. Am ersten Schultag ging das noch, aber dann haben sie gesehen, dass wir viel zu viele sind und nun.. nun darf dort niemand mehr fahren. Das ist ein bisschen so, als würden sie ein Museum, das ständig wegen Überfüllung geschlossen werden muss, einfach gar nicht mehr öffnen.
Das Problem ist, dass überhaupt nicht verständlich ist, worum es überhaupt geht. Ist der neue Radweg generell blöd? Ist es nur generell die Masse? Fahren zu viele nebeneinander, zu wild? Warum kann man den Verkehr nicht teilen? Warum ist es nicht so, als ob man die kürzeste Kassenschlage nimmt? (Wenn es eng wird, weichen die meisten ohnehin auf andere Wege aus)

Das sagt man uns ja nicht. Jetzt ist das so, dass Schüler, wenn sie darüber nachdenken, diese Art von Verboten absolut verabscheuen. Wir tun ja im Grunde nichts lieber als Lehrern mit ständigen „Warum lernen wir das?“, „Wozu ist das wichtig?“ und natürlich „Ja, und warum dürfen wir das nicht (mehr)?“ Gefrage auf die Nerven gehen.

Die Alternative, die man uns anbietet, die ist ja nicht schlecht. Da Problem ist nur, dass wir alleine aus Trotz unbedingt die Schokolade wollen und uns der Apfel dann im Moment vollkommen gestohlen bleiben kann. Da kann er noch so gut sein.
Vielleicht hätten wir und inzwischen schon an den Apfel gewöhnt. Weil er gesünder ist und so, aber dazu müsste er sich erst einmal gesünder anfühlen. Na gut, dass man am Anfang hundert Meter eigentlich Schieben müsste, das ignorieren eh alle. (Neben dem Radweg zu Schieben ist auch… nur begrenzt sinnvoll) Dann kommt eine Baustelle, ein Polizist, der den Verkehr regelt (weil die Ampel in der Baustelle ist) und später begegnen einem erneut Schülerlotsen, die dieses Mal allerdings Fußgänger umleiten, weil sie sonst von einem Fahrradstrom zermatscht werden würden. Ganz so gesund klingt das auch nicht.

Und da nun auch die allerwenigsten Schüler den Apfel trotzdem lieb gewonnen haben, reißen sich selbstverständlich alle um die Schokolade, so lange keiner zusieht. Warum auch nicht? Es ist ja nicht verboten, einen Radweg zu benutzen, nur aus irgendwelchen Gründen unerwünscht. Jetzt bleibt natürlich nur noch die Frage offen, warum der Radweg überhaupt ausgebaut wurde. Zur Nicht-Benutzung war der Streifen an der Seite auch gut genug.

Aber gut, vermutlich hofft man, dass irgendwann die Schüler aufteilen. Aber wie gesagt, wir sind trotzig. Und wenn man sich umhört, finden viele den Radweg entgegen der Fahrtrichtung (zwei Ampeln) viel attraktiver als den Richtigen (fünf Ampeln) – aber dieses Problem kommt ja erst noch, wenn man seinen Schulweg wieder selbst wählen darf.
Bis jetzt ist es nervlich sehr anstrengend. Man kommt sich halt vor wie eine Kuh. Die auf’s Tulpenfeld muss. (Wenigstens waren dort, wo jetzt die Schule steht, früher nur Tulpen zum Selberpflücken… so sind wir unter Insidern längst „Schule auf dem Tulpenfeld“ oder – noch schlimmer – „Tulpenfeldschule“. Na gut, wir könnten auch „Genmaisversuchsackerschule“ heißen, wenn man es positiv sehen will.)

Essen ist fertig

Mein Stundenplan heute: Erste Stunde Erdkunde, sechste Stunde Geschichte. Dazwischen vier Freistunden. Die meisten waren kurzfristig, insofern hatte ich eine Haimfahrt dazwischen nicht geplant. Er war recht kalt (Foto unten) und außerdem ist das Radfahren zur Schule gar nicht so spaßig. Ich bin froh, wenn ich das nur zweimal pro Tag machen muss.

Jetzt war ich mehrere Stunden in der Mensa. Wie auch alle anderen Schüler mit Freistunden. Die Speisesaal war voll mit Kollegstufenschülern. Das liebt daran, dass der eigentliche Platz, das Kollegstufenzimmer irgendwie ungemütlich ist. Ich weiß nicht genau, woran das liegt.. eventuell ist es die Wandaufteilung. Eventuell sind es die Schultische evetuell ist es das leichte Engegefühl, da man nur bemerkt, weil man auf dem Weg durch die große helle Mensa gehen muss. Eventuell ist es die Tatsache, dass man dort nicht Essen und Trinken darf und, nun ja, Essen und Trinken ist mindestens Nebenbeschäftigung in einer Freistunde.

Dann ist da die Mensa, ganz hell, mit ihren großen Tischen, die neue Fressmeile inklusive. Da ist der neue Pausenverkauf, sehr schick. Ich schaue ihn gern an, den Pausenverkauf… vermutlich weil ich so fasziniert bin, wie aus dem Ding, das beim Baustellenrundgang im Juli aussah wie ein Schildkrötenterrarium im Zoo die jetzige Wurstsemmelboutique werden könnte. Boutique – ja ja, wie haben schließlich eine Wellness- und eine Fitnesssemmel. Gleichzeitig sind da auch Schüler, die mit aufgeklappten Semmelhälften die Rückkehr der Mayonnaise und die Einführung eines ganzen Essiggurkenstreifens feiern.

Dann gibt es da noch einen Kaffeeautomaten. Ein Ding, dass schon laaaaange überfällig war. Dieses Exemplar hat nun auch noch einiges an Auswahl, so dass wir fast alle das Testsüffeln angefangen haben. Derzeit führt bei mir noch der Cappuccino mit Schokolade ohne Zucker. Ein Getränk, das ich nur aus dem Automaten kenne. Einen mit Milchschaum hatte ich aber noch nie.

Meine kleine Schwester hat mir schon erzählt, dass sich die unteren Stufen schon sehr ärgern, weil der Speisesaal gerade in Kollegstufenhand zu sein scheint. Nun ja, nachvollziehen kann man das schon: Die meisten von uns bleiben eben sitzen, wenn sie davor eine Freistunde hatten. Alternativen zum Sitzen in der Mensa sind nämlich Stehen in der Aula oder Stehen auf dem Pausenhof. Ach ja, man könnte auch in das Kollegstufenzimmer… aber da passt nicht einmal ein Viertel von uns zweihundert Zugangsberechtigten hinein.
Eignentlich sollten wir alle aufstehen und so weiter, aber bis wir das verstehen, das dauert noch seine Zeit. Verstehen Sie, wir kommen da her, wo es wenig Platz gab und seinen man so gut wie möglich verteidigen musste – gerne mit Stellvertretern oder Schultaschenburgen.. oder, natürlich, Müll. Wir sind es nicht gewohnt, dass wir Gehen können und später, in der nächsten Freistunde, immer noch genügend Platz da ist.

 

Und soooo kalt war es, sämtliche Gewässer dampften schon.

Erste Schultagsgeschichten

EIns: Mein Traum von der letzer Ferientag – erster Schultag Nacht:
Eine feierliche Eröffnung. Die Schulleitung spricht von der neuen Hausordnung und was man alles nicht darf, damit das neue Haus möglichst lange im Originalzustand bleibt. Sie beendet ihre Rede mit „auf den neuen, weißen Toilette ist selbstverständlich das Beschmieren der Wände absolut untersagt. Sollte jemand umbedingt seinen Mitmenschen dort etwas mitteilen müssen, benutzt er bitte die bereitliegenden Klebezettel.“
Tatsächlich, in jeder der Klokabinen liegen Post-Its in verschiedenen Neonfarben und warten nur, beschrieben zu werden. Einige Kabienen sond schon voll beklebt mit Notizen, überwiegend in pink.

(Gäbe es das wirklich, ich würde es wahnsinnig spannend finden. Angenommen jeder fünfte Schüler würde hinkleben, was er gerade denkt – ich gehe davon aus, dass Menschen sehr viel Interessantes auf der Toilette denken – wo doch das mit dem Twittern jetzt gerade so modern ist. Außerdem wäre das eine interessante Lektüre. Schade, dass wir keine Oberstufentoilette haben, sonst könnte man das tatsächlich machen.)

Zwei: Das Radio.
Wir stehen am Hof des neuen Schulgeländes. Es ist der erste Schultag. Aus den Augenwinkeln sehen wir sie schon, der Prototyp einer Radiotante vom örtlichen Sender. Jung (kaum älter als wir), blond, ein großes Mikrofon in der Hand. Sie kommt auf uns zu. Wir konzentrieren uns schon einmal darauf einen kompetent-optimistischen Eindruck zu machen, wir, die als Erste ihr Abitur in dem orangenen Ding schreiben dürfen, das so neu ist, dass hier und da noch die Kabel raushängen, aber was stört uns das, wir sind Optimisten und überzeugt von den besseren Bedingungen.
Radiofrau: „Ich bin vom Radio, dürfte ich euch kurz etwas fragen?“ Na, typisch für den hörernahen Lokalsender. Andere hätten und vielleicht gesiezt, aber gut, in unserer Rolle als kompetent-optimistische Schüler sind wir ohnehin der Kaugummi unter den Passanten.
Radiofrau: „Was ist eure Meinung zum Thema Flirten?“
Wir: „flirten..?“
So kompetent-optimistisch kann man schließlich gar nicht sein, um sich da nicht zu fragen warum in aller Welt das Fräulein vom Radio sich um Viertel vor Acht auf ein Schulhofpflaster stellt, das so neu ist, das man die frische Arbeit noch hört, wenn der Sand unter den Füßen knirscht, um Schüler über Flirten auszuquetschen.
Radiofrau: „Na ja, habt ihr vielleicht schon mal Hefte fallen gelassen oder so, um euren Schwarm auf euch aufmerksam zu machen?“
1. Aha, das Wort Schwarm existiert also auch außerhalb der „Bravo“? Wusste ich nicht. 2. Wir sind immer noch verstört.
Das Fräulein vom Radio gibt auf. Sie entfernt sich. Der Schüler lässt kurz noch sein Entsetzten darüber frei, schließlich sei es ja wohl deutlich, dass wir hier einen Schulnaubau einweihen.
Die Dame dreht sich um: „Och jaa.. erste Schultage gibt’s doch jedes Jahr. Das ist ja nicht interessant.“

So kann’s gehen.