Australia III: On the road (Fraser – Airlie)

Der Zwischendurchpost. Es handelt sich hierbei um die Strecke von Hervey Bay nach Airlie Beach auf dem Bruce Highway. Das sind etwa 850 km, dazu benötigt man zehn, elf Stunden. Ja, lustig. Und wenn man cool ist, schafft man das an einem Tag. Man beginnt morgens und kann sich die ersten hundert Kilometer über blöde Ortnamen und noch blödere Ortkonstruktionen freuen, nette Wellblechhäuser, Richtung Bundaberg, wo Bier gebraut weird, Gin Gin, Apple Tree Creek.. hach, nett. Und dann hört die Zivilisation auch ziemlich schnell auf. Das bedeutet im Wesentlichen folgendes:

Achtung, Fauna. In Australien kann man ganz viele Tiere totfahren, zumindest sagen das die Schilder. Im Prinzip ist es so, dass man alles, was nicht fliegen kann, auch überfahren kann. Koala-Schilder sind besonders nett, die sind nämlich meistens dreifarbig (gelb-schwarz-grau), allerdings habe ich nie einen wilden Koala gesehen.

Kängurus. Road Kill. Sollte man ein Achtung, Känguru Schild sehen ist das ausnahmsweise wirklich ernst zu nehmen. Kängurus werden stapelweise übermäht – traurig, aber war. Biologisch interessierte Menschen können auf dieser Strecke Zeugen einer ebensnahen Verwesungspräsentation des Kängurus in diversen Stadien, Formen und Größen werden. Wenn man am Horizont die Aasgeier vom zweihundersten Kängurukadaver aufflattern sieht, kommt einem langsam der verdacht, das Kängurus wohl ziemlich doof sind. Tatsächlich ist dies der Fall. Die Tiere sind äußerst unscheu wenn sie Straßen begegnen, so sieht man regelmäßig Gruppen zehn, zwanzig Meter neben der Straße im Gebüsch liegen. Tagsüber. Wenn es kühler wird, setzt sich das Känguru an sich auch gerne direkt in den Straßengraben, beziehungsweise in die kahlrassierten Flächen neben der Straße, die zur Kängurufrüherkennung dienen sollen.  Die Nacht ist dann schließlich die beste Zeit für Kängurukollisionen. (Wenn man sowas mag.)

Nicht einschlafen. Wohl häufigste Ursache für Unfälle am Highway: Einschlafen. Regelmäßige Schilder mit netten Sprüchen sollen davor bewahren. Nette Sprüche im Vergleich zu deutschen Verkehrssicherheitskampagnen.

Creek. Man kommt nicht drumrum unzählige Creeks zu überqueren. Alle haben Namen, alle haben Namensschilder und alle heißen „Creek“, egal wie ausgetrocknet sie sind. Die Frage lautet nun, wer sich den ganzen Schmarrn ausgedacht hat – wer zahlt fünfhundert Creek-Schilder für irgendwelche Rinnsäle, die Straßenplaner wohl improvisiert benannt haben. Oder gab es bei der Erstbe-Reitung des Highway jedes mal ein dramatisches : „What’s the name of THIS creek“, und der Himmel offnete sich / ein anwesendes Känguruh sprach / Rauchzeichen erschienen / das magische Digeridoo flötete / […] den Namen und dann sprach der tapfere Reiter „[insert name here] creek you (man war damals über „thou“ hinweg?) shall be“ und ließ den Namen von seinem Handlanger auf der Karte eintragen?

Buschfeuer. Ja, das gibt es auch, die abgebrannte Vegetation. Oder die noch brennende. Einmal sind wir direkt am brenndenen Gestrüpp vorbeigefahren. Im Grunde ist das aber nicht so spannend, weil es so alltäglich ist. Es kommt kein Fernsehteam und keine Lokalradiomannschaft. Aber man kann erzählen, man sei durch einen Buschbrand gefahren.

Städte. Rockhampton, Mackay, Proserpine. Vielleicht noch ein paar mehr, am meisten sieht man von Rockhampton, dort führt der Highway direkt durch die Stadt. Rockhampton hat sehr, sehr, sehr viele Statuen von Rindern in der Stadt. Von männlichen Rindern. Von so männlichen Rindern, dass die Statuen zusätzliche Eisenstäbe zur Stabilisierung der großzügig dargestellten Geschlechtsteile der männlichen Rinder haben. Ich finde nirgens Information über die Rindertestosteronarmee von Rockhampton, allerdings möchte ich glauben, dass die Eisenstäbe viel eher die Stiere von Vandalismuskastration schützen sollen. Ja, das sieht man alles vom Auto aus.

Öde. Irgendwann muss man halten, auch wenn im Nirgendwo ist. Erster Stop:  Eine Tankstelle inklusive alles andere irgendwo  in der Nähe von Miriam Vale. Unterhaltungsnahrung gekauft. Sie hatten in ihrem Wellblechschuppen ein recht breites Sortiment, sogar Nähzeug, dass wie davor erfolglos versuchten zu kaufen (Spreißel und keine Operationswerkzeuge) und das heißt wohl, dass das wohl auch das einzige Angebot im Umkreis war. Nett. Wenn man nur so vorbeifährt.
Nächstes Beispiel, Marlborough, kurz nach Rockhampton. Witziger Name, ja. Population: 355. Kaffee gab’s im einzigen Lebensmittelgeschäft von Marlborough, gruselig undekoriert. Alles weitere der wunderschönen Ortschaft in den Bildern. Übrigens sind die Admission Prices vom Swimming Pool Für Adult 3$,  Students 2$, Non Swimmers 1$. (Nicht Schwimmenwollende oder Nichtschwimmer? Jedenfalls stelle ich mir die Überwachung von 1$-Gästen nett vor.)

Sugar Cane. In Queenslad gibt es viel, viel, viel Zuckerrohr. Ich wusste das nicht. Wenn man mich gefragt hätte, was es in Queensland wohl so gibt hätte ich wohl mit meinem gnadenlos guten Schulerdkundewissen „extensive Weidewirtschaft“ gesagt. Das gibt es auch, jetzt weiß ich, dass is in Wirklichkeit extensive Weidewirtschaft mit äußerst hässlichen Rindviehern mit Hautlappen am Hals, die unter anderem faule Orangen zu fressen bekommen ist. Tatsächlich gibt es viel Zuckerrohr, also Sugar Cane.  Es gibt eine nette winzig kleingleisige Sugar Cane Rail, die zum Transport der Ernte direkt vom Feld nach sonst wohin dient, es gibt viele Quaratäne Schilder, auf denen „Quarantine! Do not carry sugar cane“ steht – aber nie, wann so eine Quarantänezone aufhört, was das passieren könnte, und warum die Schildchen schon so alt sind. Vermutlich darf man aus Prinzip Zuckerrohr dort nichteinmal durch halb Queensland schleifen und wir globalisierten Menschen wissen gar nichts davon.
Und unweigerlich kommt jetzt ein Exkurs. Es gibt Zuckerrohrschädlinge. Cane Beetles.  Die sind australisch und man wollte sie weghaben. Also hat man die Cane Toad (Aga-Kröte, oder auch fälschlicherweise im Volksmund Ochsenfrosch – nach der Ochsenfroschhysterie bei uns vor ein paar Jahren) importiert. Die Toad hat aber die Beetle nicht gefressen sondern alles andere und dann hatte man ein Problem. Zudem ist laut einem lusitgen Touristenranger das Viech so giftig, dass ein Tier, dass die Toad frisst, eingeht. Und ein Tier, dass das nun neu verendete Tier verspeist, auch das Zeitliche segnet. Und ein Tier.. und so weiter. Gilt auch für Menschen. Alle sterben. Sagte zumindest der Touristenranger. Auftritt australische Regierung. Australische Regierung setzt die Cane Toad unter Naturschutz und vermietet die systematische Tötung von genau diesen. Resultat: Kleine Queenslandkinder lernen schon früh die Freuden des Cane Toad Umbringens und haben fortan Spaß trotz des Gesetzes Kröten abzumurksen. „I’m doing this for my country,“ sprach auch der Touristenranger nicht ohne Stolz als er aus theatralischer Höhe durch eine Cane Toad am Wegesrand bohrte.


Marlborough und die wunderbare Welt entlang des Bruce Highway







Add a Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *