Hallo Panama

Angeblich war ich im ersten Urlaub meines Lebens in Holland. Das war bevor mein Hirn aktiv an Dingen wie Urlaubsaufzeichnungen teilnahm, also bezeugen kann ich das überhaupt nicht. Ich weiß nur, dass ich dann später noch so oft in Holland war, dass man das auch ruhig glauben kann. Meistens in blau-weißen Ferienhäusern einer Anlage in Zandvoort, also am Meer unweit von Amsterdam. Häufig war dann kalt, aber ich hatte noch nie besonders viel gegen etwas raueres Klima. Wenigstens war dann der breite Strand auch ganz leer, bis auf einen, ebenfalls blau-weißen, Fischsemmelbrötchenwas-auch-immer Wagen. Dass man im Meer kaum baden konnte, glich Holland mit guten Schwimmbädern und vor allem Wasserrutschen aus.

Und dann konnte man zu Fuß zum Zandvoort-Bahnhof laufen, sich in einen Zug setzen und nach Amsterdam fahren. Ich mochte Amsterdam immer schon, weil es dort viel Wasser gab, Hausboote und Brücken, weil die vielen Fahrradräder und Radfahrer beruhigender wirken als Autos, weil Kopfsteinpflaster in Städten sowieso ganz gut ist, weil die Giebel an den Grachtenhäusern schön waren, und weil es holländisch war. So mit Käse- und Tulpenständen. Und wenn man mal das Glück hat, am Koninginnedag, dem Nationalfeiertag, in Amsterdam rumzurennen, laufen Menschen in orange mit aufblasbaren Kronen in orange und Luftballons in orange durch die Gegend. Das sieht aus wie Fußballdinge, nur mit weniger Alkohol und mehr Flohmarkt und Kindern die Kekse verkaufen.
So war das früher.

Jetzt war ich nach hunderttausend Jahren wieder in Amsterdam. Wir hatten eine Unterkunft in einem holländischen Hollandhaus. Im Idealfall wäre die Vorstellung gewesen, beim Frühstück über die extreme Bedeutung von Hagelslag (Schokosträuseln) auf ungetoasteten Toast als Grundnahrungsmittel aufgeklärt zu werden. Leider gab es aber keinen Hagelslag und überhaupt war die Unterkunft eher hässlich. Aber das ist okay, ich mag meistens hässliche Unterkünfte aufgrund ihres höheren Unterhaltungswertes. Wirklich. Niemand erinnert sich jahrelang an ein Standardhotelzimmer.
Man sagte da, hört man ja inzwischen nicht mehr so oft, Rauchen im Zimmer sei kein Problem, man müsse eben das Fenster öffnen, damit der Rauchmelder nicht aufwacht. Weil Amsterdam ist ja Amsterdam. Ach ja. Es geht hierbei nicht primär um Tabak. Tatsächlich ist alles es bisschen so wie damals bei Janosch, als der Kleine Tiger und der Kleine Bär eine Schachtel Bananen aus Panama fanden, und fortan nach Panama wollten, weil es in Panama sicher von oben bis unten nach Bananen rieche. Im Hotel roch es von oben nach unten nach anderen Dingen und wann immer man zur Toilette ging, hörte man auf den Gang hinter mindestens einer Tür Rumgeblubber. Tatsächlich so, wie man mir später immer Amsterdam erzählte.

Das Wetter war übrigens meistens arschig. Wenn arschig den Zustand von Wetter bedeutet, in dem es zwar schüttet wie blöd, aber gleichzeitig so starker Wind weht, dass Regenschirme reihenweise krepieren und man beim Rumlaufen nur seinen Füßen zugucken kann. Ich war auf dem tollen großen Waterlooplein-Flohmarkt, der doof war und hauptsächlich T-Shirts und Porzellan und Zeug verkaufte, was man hier auch auch überall findet, wenn Stände hingestellt werden. (Sie haben aber die Sandtiere vergessen. Wenn jemand Interesse hat?) und tat wie früher kaum Touristendinge in Amsterdam. Was auch immer jemand in Amsterdam schon gesehen oder gemacht hat: Ich halt nicht. Dafür gehe ich in Fotografiemuseen mit Ausstellungen über Obduktionen. Dafür kämpfte ich für die scheinbar großartige Idee morgens ins NEMO Science Center zu rennen, wenn alle Hollandkinder in der Schule sind und dann ganz alleine Brücken und Staudämme zu bauen und Fabrik zu spielen und überhaupt Knöpfe zu drücken. Letztendlich gibt es auch in Holland Wandertage. Besonders Grundschulwandertage mit blöden Kindern, die alles besetzen und sich nicht drum scheren, warum sie hier sind. (Sie hatten Fragebögen. Die meisten ließen sie einfach irgendwo liegen. Wo ich sie dann klaute. Ich hoffe, sie bekamen später richtig Ärger.)

Nun ja, alles etwas anders, als ich es in Erinnerung hatte und ein Fahrradfahrer überfuhr mich aus Versehen fast und überhaupt sind Räder nicht immer gemütlich, sondern sehr oft Massenvernichtungswaffen. Aber es gibt noch Grachten und Hausboote. (Deshalb sind hier Fotos von Grachten und Hausbooten.) Und der Rest ist wohl auch okay, wenn sich meine verzerrte Kindererinnerungsdinge damit abfinden.

Ahoi.

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