Dead Plane’s Chest

 

Morgen fliege ich zurück nach Hause. In einem Flugzeug. Wahrscheinlich wird es ein schönes glänzendes Flugzeug sein, das von seiner Airline täglich gestreichelt wird, super Kerosin bekommt und ein hübsches Leben führt. Nach Flugzeugmaßstäben. Dann gibt es aber Flugzeuge, die niemand lieb hat. Oder so. Typischerweise alte Flugzeuge, oder zwischenzeitlich überflüssige Flugzeuge. Und leider sind Flugzeuge nunmal ziemlich groß und man kann sie schlecht in Privatwohnzimmern zwischenlagern. Also muss man sie irgendwo hinstellen, wo es billig ist und eventuell so ein abgestelltes Flugzeug nicht gleich verrottet. Gut, dass es amerikanische Wüsten gibt.

 

Vor ein paar Tagen war stand ich an Stacheldrahtzäunen von zwei Airplane boneyards in der Mojave, in Victorville und Mojave, beides in Kalifornien. Obwohl das Betreten von einem solchen Gelände ziemlich cool wäre und überhaupt halbkaputte Flugzeuge in Wüsten etwas wäre, was ich besser finde als Nashornjagden, darf man bestenfalls näher an die ganze Sache ran, wenn man sich ein Hollywoodkamerateam ausleiht. Alternativ vielleicht eine prestigeträchtige Gruppierung von Editorialfotografmenschen mit großen prestigeträchtigen Objektiven von prestigeträchtigen Magazinen, die prestigeträchtige Dollarscheine mitbringen. (Edit: Im Fernsehen läuft gerade eine Mythbusters-Episode, die auf einem solchen Pltz gedreht wurde. Sie simulieren Tornado-Auto-Holzstück-Unfälle.)

 

Praktischerweise gibt es neben den Außenseiten der Stacheldrahtzäune von diesen Abstellplätzen auch die Außenseiten der Stacheldrahtzäune von richtigen kleinen Abwrackwerkstätten. Mit Schrottplatzhunden.

 

 

In Victorville also fotografierte ich ein bisschen an einem Zaun herum, der Schrottplatzarbeitermann (Oben in Blau markiert) wurde aufmerksam, freute sich, weil er zufällig einen immens einflussreichen Freund in Deutschland hat. Genauer gesagt: Im Landkreis Fürstenfeldbruck. (Ernsthaft.) Dann öffnete er das weitläufige Schrottteileimperium und bat den Hund sachlich, niemandem ein Bein abzufressen. Leider bat niemand den herumfliegenden Sand sachlich, nicht meine Kamera anzufressen, aber darüber kann man ein bisschen hinwegsehen.

 

 

Auf dem Schrottplatz passieren ziemlich tolle Dinge, wenn man dem Schrottplatzmann glauben darf. Im Prinzip nehmen sie dort Flugzeuge auseinander und basteln aus den Teile andere Dinge, die Menschen mit Geld haben möchten. Bartheken aus Flügeln, Sushirestaurants für Südkorea. Oder, angeblich ziemlich populär in Kalifornien, Atomschutzbunker aus den Rümpfen von alten Jumbo-Jets. Oder Filmkram. Schrottplatzmann lieferte bereits Teile für Batman und Transformers und für irgendwas Neues it’s coming out soon, I forgot the name, it’s some sequel. (Wir glauben an dieser Stelle bitte, dass es sich um The Dark Knight Rises handelt, okay?) Ziemlich guter Schrottplatzbesuch. Außerdem fühlt sich Carbon seltsam an und Flugzeugflügel sehen von innen aus wie Bienenwaben. Überhaupt sind Flugzeuginnereien recht spannend. Sollte man sich eigentlich insgesamt mal genauer angucken. Und vielleicht möchte ich jetzt auch eine Flugzeugflügelbartheke haben. Sobald ich eine Bar habe.

 

 

 

 

 

 

 

Antelope Canyon, Arizona

Hallo. Irgendwie bin ich ja derzeit in Amerika. Gerade in Bryce, Utah. Es ist kurz nach elf abends und die Außentemperatur beträgt ein Grad Celsius. Das ist relativ kalt. Ich war beim Packen so leichtsinnig, mich auf die ungefähre Temperatur, die es so hatte, als ich das letzte Mal in der Gegend war, zu verlassen. Damals war Februar und es hatte um die zwanzig Grad. Also braucht man im April sicher keine langen Hosen oder Pullover. Das war dann doch falsch. Aber dafür habe ich jetzt super neue Souvenirsweatshirts und einen Disneypulli von Walmart.

 

Vorhin sicherte ich mal meine bisherigen Fotos. Viel zu viele. Besonders vom Antelope Canyon heute Vormittag. Und da ich zu Hause wieder faul werde bei zu vielen Bildern, sind hier ein paar exklusiv von eben dort.

 

Der Antelope Canyon ist super toll und man sollte dort hin, wenn man die Möglichkeit hat. Ich kannte ihn bisher nicht, meine Schwester schon. Die Reiseführer nennen ihn ebenfalls berühmt. Vielleicht bin ich einfach ignorant. Oder kenne mich einfach nicht so gut mit Canyons aus. Die Bilder sind fast ausschließlich vom Lower Antelope Canyon, der wesentlich enger und weniger besucht ist. Da kann man sogar ohne Führer rein, wenn man ein Fotograf ist. Ein Fotograf sind Menschen, die ein Stativ tragen. Ich war keiner. Ein paar der hinteren Bilder sind vom Upper Antelope Canyon, der breiter, deshalb auch weniger hübsch, ist und mit mehr Reisebussen gefüllt ist. Außerdem muss man dort ein bisschen Stau stehen und sich an Menschen vorbei quetschen, die manchmal stinken oder französisch sprechen. Außerdem sprechen die Führer ständig davon, dass man ziemlich schnell ersaufen würde, wenn denn mal Regen den Canyon flute und außerdem sei den Leuten von National Geographic da auch schon mal eine schweinsteure Kamera weggeschwemmt worden.

 

Für das, was man sieht, kann man das aber aushalten. Es handelt sich übrigens um Sandstein. Auf Sandstein soll man nicht raufklettern, weil er sehr schnell abbricht und dann fällt man runter und stirbt.

 

Die Bilder sind übrigens kaum bearbeitet. Dazu hatte ich keine Lust. Ich fand alles schon so recht unrealistisch, jetzt kann ich wenigstens behaupten, dass das alles wirklich total so aussieht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Chinatown Complex Wet Market

Letztens war ich recht kurz in Asien, mehr dazu irgendwann später. Die meiste Zeit verbrachte ich in Singapur, allerdings war auch das ziemlich kurz. Eigentlich wollte ich ein bisschen nach Little India und in die Arab Street, dafür war dann aber irgendwie keine Zeit mehr. Zumindest war ich in Chinatown. Das ist okay, schließlich war meine Hauptmotivation was mit Essen. Zum einen wollte ich endlich Durian probieren, was ich letztendlich endlich tat. (War seltsam. Nicht unbedingt lecker, vermutlich acquired taste und ich aß schon Zeug, das ich grausamer fand.) Zum anderen wollte ich auf einen Essensmarkt, auf dem ich mal vor sieben Jahren schon mal war. Weil ich das interessant finde. Und es bisschen grausig, aber das ist der Punkt. Toter (oder noch lebendiger) Fischkram fasziniert mich sowieso auch in europäischen Essensverkaufsstellen. Ich weiß nämlich wenig über Fisch und was es sonst noch so gibt und man wahrscheinlich alles essen kann.

Außerdem kann man gucken, wie Männer Tiere abmurksen, wenn man das mag. Ich persönlich bin froh, dass jemand anderes entscheidet, welche Tiere mein Essen werden, weil sonst könnte ich vielleicht nur depressive Tiere essen, die ohnehin sterben wollen. Oder so. Ach ja. Obst und Gewürze und Zeug gab es auch.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich ging dann mal

Ich gehe gerne zu Fuß. Das befremdet Stadtkinder, weil es öffentliche Verkehrsmittel gibt. Und Landkinder, weil es Fahrräder und Autos gibt. Trotzdem laufe ich gerne, wenn ich die Zeit habe und das Wetter so okay ist, dass ich nicht unterwegs in einem Schneesturm sterben könnte oder so.
Meistens gehe ich in Städten rum, gerade in München sind nämlich die Distanzen, die ich so zurücklegen muss gar nicht so groß, alles unter zehn Kilometer, das geht dann schon.

 

Dann wollte ich eine ganze Zeit schon wissen, ob ich überhaupt Nerven in den Füßen habe, weil die mir im momentanen Alltagsgebrauch nie wehtun. Kann ja sein, dass sie kaputt sind. Oder dass ich im Zuge eines wissenschaftlichen Experiments unter Drogen gesetzt wurde und anschließend meine Beine durch billige Roboterteile ersetzt wurden. Besonders, als ich letztes Wochenende in Österreich war und es dort zum Wandern noch viel zu schneeig, da hätte ich so richtig Bock gehabt, aber nee, während dort eigentlich noch Skisaison ist, ist das Quatsch. Diese Woche ist das Wetter schön. Und es ist nicht zu warm. Also wollte ich dann mal länger zu Fuß gehen. Ich fing damit an, alles falsch zu machen und stand viel zu spät auf.

 

Ich war mir zwar sicher, dass die Mission eh schon gescheitert war, weil ich nicht im Morgengrauen loszog, packte aber trotzdem eine Wurstsemmel und Schokolade in einen Rucksack und lief mal los. Ursprünglich wollte ich Richtung München, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie weit ich tatsächlich immer S-Bahn fahre. Dann erschien mir die Strecke aber zu doof, weil man doch hauptsächlich Bahngleise und Sonnenkollektoren gesehen hätte. Also lief ich in die andere Richtung, Richtung Ammersee. Ich plante, direkt an der Amper entlang zu gehen, weil am Wasser zu gehen super ist, finde ich. Außerdem gibt es ja den Ammer-Amper-Radweg, der von sich behauptet, größtenteils an Ufern entlang zu führen, an dessen Beschilderung ich mich halten könnte, wenn ich mich verlaufe und mein Handyempfang von einem Bären gefressen wird.

 

Keine Ahnung, wie weit ich letztendlich ging. Als ich dem ersten Schild ankam, das was von zwanzig Kilometern nach Dings sagte, war ich schon ein paar gegangen, außerdem machte ich kleine Umwege. Insgesamt also dann so rund viertausend Kilometer. Ich ging über Schöngeising und Grafrath und Inning und Stegen nach Eching. Das sagt natürlich niemandem was. Liegt alles da so, wo die Landkreise Fürstenfeldbruck, Starnberg und Landsberg zusammentreffen. Fürstenfeldbruck ist davon der hässlichste Landkreis. Von da aus ging ich los. Das erste Stück nach Schöngeising bin ich schon ungefähr zweiundsiebzig Mal auf Schulausflügen gegangen. War ganz nett, aber auch nicht so wirklich neu. Obwohl, so früh im Jahr mir so wenig Grün und so viel Graubraun war ich da eigentlich noch nie. Zumindest scheinte die Sonne ziemlich und ich hüpfte doof zu Kopfhörermusik über Feldwege, außer wenn Rentner oder Jogger in drei Kilometer Entfernung sichtbar wurden.

 

 

 

 

Nach Schöngeising hatte ich keine Lust, den Schildern zu folgen und womöglich irgendwelche Asphaltwege zu laufen, stattdessen lief ich irgendwas Plattgetrampeltes nach. Zuerst war da noch Weg, dann aber nur noch Trampelpfad durch Wald. Das war besser als alles mit Teer. Und ich hatte das Wasser neben mir, was wichtig ist, wenn ich mir Suppe hätte kochen wollen. Leider hatte ich keine Suppenzutaten. Also, außer dem Wasser.

 

 

 

 

 

Kurz vor Grafrath wurde dann alles privatgrundstückig und blöd, also musste ich auf der Straße laufen, bis dann hoffentlich wieder Uferweg kommt. Leider kam kein Uferweg. Stattdessen führte alles, asphaltiert, entlang der Bundesstraße. Hochverrat. Ich war ein wenig genervt davon, sah aber keine alternativen Wege. Nach einem Kilometer entlang etlicher Holzkreuze der Bundesstraßenunfallopfer der letzten dreißig Jahre hatte ich genug und lief ohne Trampelpfad etwas mehr in Flussnähe entlang. Das was eine unfassbar gute Idee. Wie bei allen unfassbar guten Ideen steckte ich dann bis zu den Knöcheln im Moor. Das fand ich aber nach kurzer Zeit ganz witzig. Obwohl in Mooren ja Werwölfe leben. Aber da war ich dann doch ziemlich furchtlos. Aber nur, weil die Sonne gescheint hat.

Irgendwann hörte das Moor auf, vernünftig begehbar zu sein, also musste ich zurück zu Bundesstraße. Zwischen der und mir war aber noch viel unbegehbarerer Untergrund und ich balancierte auf Baumstämmen irgendwie über grausamen giftigen schleimigen tödlichen Sumpf.

 

 

 

 

 

 

Danach also wieder entlang der Bundesstraße. Yay. Irgendwann sah ich den ersten und einzigen echten Rucksackwanderer auf der ganzen Strecke. Er sah aus wie Gérard Depardieu und sprach mich irgendwann an, weil er wollte, dass ich ihn mit seiner winzigen Digitalkamera vor einem Autobahnauffahrtsschild fotografiere. Dazu setzte er extra seine Sonnenbrille auf. Weil, sagte er, ihn die Sonne blenden würde, wenn er da so vor dem Schild stünde. Und die Sonne auf seinen Hinterkopf scheinte. Aber gut. Dann musste ich ein Stück entlang der Autobahn. Das war noch besser als Bundesstraße. Aber ich hatte mich mittlerweile mit meinem Schicksal abgefunden. Wenigstens waren auf der anderen Wegseite immer mal wieder Abschnitte gebastelte Natur mit „Biotop. Nicht anfassen. Gruß, Ihre Autobahndirektion Südbayern“-Schildern.

Zum Glück waren das Autobahnstück dann doch nur drei Kilometer oder so. Dann war ich in Stegen. Am See. Da standen Schiffe und ich überlegte kurz, ob Stegen mein Ziel sein möchte, dann sah ich aber ziemlich viele Leute mit Pelzkrägen und riesigen Sonnenbrillen und Aperol Spritz Gläsern, die ziemlich arrogant guckten, und dann dachte ich, dass Stegen und ich nicht so gut zusammenpassen. Und ging weiter.

 

 

 

 

Das letzte Stück nach Eching war dann auch wieder Autobahn und dann Weg entlang an echter Natur, die man nicht anfassen durfte. An den wenigen Flecken, an denen man durch das Gebüsch zum See gucken konnte, lungerten alte Männer mit riesigen Objektiven herum, von denen ich Angst hatte, weil ich nicht gerne Fotos mache, wenn Leute da sind, die das vielviel besser können. Da fühle ich mich stümperhaft. Am letzten Seezugangsdings gab es zum Glück keine alten Männer mit Objektiven, aber dafür einen alten Mann, der nach irgendwas fischte. Wohl nach Gold und Diamanten und Wattwürmern.

 

 

 

 

Das war der Zeitpunkt, als ich dann bemerkte, dass ich so gar keine Ahnung hab, wie ich von da nach Hause komme. Ich war unterwegs an ein paar Bushaltestellen vorbeigekommen, die Pläne für insgesamt zwei Busse am Tag hatten. Ich hatte panische Angst für etwa dreißig Millisekunden. Dann ging ich Richtung Ortsmitte, fand eine Bushaltestelle, Bus kam nach einer Minute, nahm mich GRATIS mit zum Bahnhof. War auch sein einziger Fahrgast. In seinem kleinen mickrigen Provinzbus. ABER ER NAHM MICH GRATIS MIT. ER WAR NETT. Also fuhr ich gratis zum Bahnhof, weil mich der Busfahrer gratis mitnahm, kaufte eine Karte. Die war so teuer und galt auch für den Bereich, in dem ich gratis Bus fuhr, weswegen ich eigentlich rückwirkend betrachtet gar nicht wirklich gratis Bus fuhr.

Ende.

Oh, Moment. Ich habe übrigens Nerven in den Füßen. Die meldeten sich nach 15 Kilometern, aber waren dann nicht weiter störend. Dafür hab ich rot-blaue Flecken rechts und links an den Hüften, wogegen beim Laufen immer meine über die Schulter gehängte Kamera stieß. Vielleicht wird das niemals heilen. Trotzdem: Zu Fuß gehen <3

Flugzeugfenstersitzplätze

Wenn es geht, sitze ich in Flugzeugen an Fenstern. Meistens mache ich dann langweilige Flugzeugfensterfotos aus seltsamen Winkeln und mit Flugzeugfensterdreck drauf. Und weil das sowieso schon unelegant aussieht, kann man gleich noch viel mehr zerstören.
So wie hier. Das ist Süddeutschlandhimmel, sonntags, 9:38. (Die Anschnallzeichen waren noch nicht erloschen.)

Hallo Panama

Angeblich war ich im ersten Urlaub meines Lebens in Holland. Das war bevor mein Hirn aktiv an Dingen wie Urlaubsaufzeichnungen teilnahm, also bezeugen kann ich das überhaupt nicht. Ich weiß nur, dass ich dann später noch so oft in Holland war, dass man das auch ruhig glauben kann. Meistens in blau-weißen Ferienhäusern einer Anlage in Zandvoort, also am Meer unweit von Amsterdam. Häufig war dann kalt, aber ich hatte noch nie besonders viel gegen etwas raueres Klima. Wenigstens war dann der breite Strand auch ganz leer, bis auf einen, ebenfalls blau-weißen, Fischsemmelbrötchenwas-auch-immer Wagen. Dass man im Meer kaum baden konnte, glich Holland mit guten Schwimmbädern und vor allem Wasserrutschen aus.

Und dann konnte man zu Fuß zum Zandvoort-Bahnhof laufen, sich in einen Zug setzen und nach Amsterdam fahren. Ich mochte Amsterdam immer schon, weil es dort viel Wasser gab, Hausboote und Brücken, weil die vielen Fahrradräder und Radfahrer beruhigender wirken als Autos, weil Kopfsteinpflaster in Städten sowieso ganz gut ist, weil die Giebel an den Grachtenhäusern schön waren, und weil es holländisch war. So mit Käse- und Tulpenständen. Und wenn man mal das Glück hat, am Koninginnedag, dem Nationalfeiertag, in Amsterdam rumzurennen, laufen Menschen in orange mit aufblasbaren Kronen in orange und Luftballons in orange durch die Gegend. Das sieht aus wie Fußballdinge, nur mit weniger Alkohol und mehr Flohmarkt und Kindern die Kekse verkaufen.
So war das früher.

Jetzt war ich nach hunderttausend Jahren wieder in Amsterdam. Wir hatten eine Unterkunft in einem holländischen Hollandhaus. Im Idealfall wäre die Vorstellung gewesen, beim Frühstück über die extreme Bedeutung von Hagelslag (Schokosträuseln) auf ungetoasteten Toast als Grundnahrungsmittel aufgeklärt zu werden. Leider gab es aber keinen Hagelslag und überhaupt war die Unterkunft eher hässlich. Aber das ist okay, ich mag meistens hässliche Unterkünfte aufgrund ihres höheren Unterhaltungswertes. Wirklich. Niemand erinnert sich jahrelang an ein Standardhotelzimmer.
Man sagte da, hört man ja inzwischen nicht mehr so oft, Rauchen im Zimmer sei kein Problem, man müsse eben das Fenster öffnen, damit der Rauchmelder nicht aufwacht. Weil Amsterdam ist ja Amsterdam. Ach ja. Es geht hierbei nicht primär um Tabak. Tatsächlich ist alles es bisschen so wie damals bei Janosch, als der Kleine Tiger und der Kleine Bär eine Schachtel Bananen aus Panama fanden, und fortan nach Panama wollten, weil es in Panama sicher von oben bis unten nach Bananen rieche. Im Hotel roch es von oben nach unten nach anderen Dingen und wann immer man zur Toilette ging, hörte man auf den Gang hinter mindestens einer Tür Rumgeblubber. Tatsächlich so, wie man mir später immer Amsterdam erzählte.

Das Wetter war übrigens meistens arschig. Wenn arschig den Zustand von Wetter bedeutet, in dem es zwar schüttet wie blöd, aber gleichzeitig so starker Wind weht, dass Regenschirme reihenweise krepieren und man beim Rumlaufen nur seinen Füßen zugucken kann. Ich war auf dem tollen großen Waterlooplein-Flohmarkt, der doof war und hauptsächlich T-Shirts und Porzellan und Zeug verkaufte, was man hier auch auch überall findet, wenn Stände hingestellt werden. (Sie haben aber die Sandtiere vergessen. Wenn jemand Interesse hat?) und tat wie früher kaum Touristendinge in Amsterdam. Was auch immer jemand in Amsterdam schon gesehen oder gemacht hat: Ich halt nicht. Dafür gehe ich in Fotografiemuseen mit Ausstellungen über Obduktionen. Dafür kämpfte ich für die scheinbar großartige Idee morgens ins NEMO Science Center zu rennen, wenn alle Hollandkinder in der Schule sind und dann ganz alleine Brücken und Staudämme zu bauen und Fabrik zu spielen und überhaupt Knöpfe zu drücken. Letztendlich gibt es auch in Holland Wandertage. Besonders Grundschulwandertage mit blöden Kindern, die alles besetzen und sich nicht drum scheren, warum sie hier sind. (Sie hatten Fragebögen. Die meisten ließen sie einfach irgendwo liegen. Wo ich sie dann klaute. Ich hoffe, sie bekamen später richtig Ärger.)

Nun ja, alles etwas anders, als ich es in Erinnerung hatte und ein Fahrradfahrer überfuhr mich aus Versehen fast und überhaupt sind Räder nicht immer gemütlich, sondern sehr oft Massenvernichtungswaffen. Aber es gibt noch Grachten und Hausboote. (Deshalb sind hier Fotos von Grachten und Hausbooten.) Und der Rest ist wohl auch okay, wenn sich meine verzerrte Kindererinnerungsdinge damit abfinden.

Ahoi.

Seaside

Guten Tag, ich hänge in den Niederlanden herum. Genauer gesagt in Zeeland, Provinz Schouwen-Duiveland. Zeeland hat zwar mit den ees die doofsten möglichen Doppelvokale aber dafür viel Wasser und Sand und sowas.

Gestern wurde in Holland dezent der Sommer abgeschafft und mit herbstigen Regenkältedingen ersetzt. Jetzt kann man nicht mehr raus, ohne später an Grippe zu sterben. Oder so. Gestern war alles besser. Gestern vermatschte ich Stativ und Schuhe im Sandmatsch und machte seltsame Fotos vom unglaublichen Menschenaufkommen am Strand. Nun ja. Hauptsächlich sind sie blau und ähnlich. Und jetzt habe ich die einmal hierhin gepackt, weil ich auch mal cool sein möchte und aus dem Urlaub direkt Bilder hochladen möchte. Und weil ich es dann zuhause vielleicht vergessen und/oder in die Unendlichkeit aufschieben würde.

Außerdem stellte ich fest, dass ich einen Drachen möchte. Und einen Leuchtturm. Letzteres allerdings nicht als Hauptwohnsitz.

Es ist gut, dass man hier auch Internet haben kann.
Und vielleicht hätte ich hier irgendwie den Kooks-Song „Seaside“ eingebunden, wenn ich nicht praktisch alle mir bekannten Methoden hier so aussehen würde, dass eh keiner draufklicken würde. Vielleicht kaufe ich mir ein Keyboard und komponiere ein Midi für eine tolle Endlosschleife.