Im Normalfall, so ist das gemäß der eigentlichen Definition eines Abistreiches, sieht ein Abistreich so aus. Oder auch so.
Bei uns ist das nicht so und nie so gewesen. Bei uns ist der Abisteich nach der allgemeinen Einstellung, die Tag an dem die Abiturienten ihre Dummeheit und Einfältigkeit zur Schau stellen, die Lehrer kollektiv einen Flunsch ziehen, in der Ecke hocken und hoffen, dass die hundert nervendsten Schüler überhaupt bitte endlich für immer vom Schulgelände verschwinden.
Wann es sich so entwickelt hat, ist eigentlich mehr oder weniger unklar. Fakt ist, dass man uns schon bei der begründeten Stellungnahme versuchte einzubläuen, dass der Abistreich der Schandfleck in der Gymnasial“tradition“ ist. Spätestens in der neunten Klasse hat man intensiv damit begonnen zu versuchen, uns von dem besten Abistreich aller Zeiten zu überzeugen: Dem nicht stattfindenden Abistreich.
Mein Jahrgang hat dieses Jahr Abitur geschrieben, ich mit ihm. Ich war neun Jahre an meiner Schule. Ich liebe meine Schule, ich liebe meine Lehrer – ein paar werde ich für den Rest meines Lebens dankbar sein, dass sie mich hier und da so geprägt haben wie sie es getan haben. (Das ist jetzt nicht übertriben. Manches ist schon Jahre her und ich mache Sternchen in meine Kalender. Mehr muss man nicht wissen.) So weit – ich bin traurig, dass ich gehen muss (oder darf), dass man den Anschluss zu so vielen Menschen verliert und weiß,, dass das, was jetzt neun Jahre lang Alltag war bis zum Rest des Lebens reduziert sein wird auf ein „Und? Was machst du eigentlich jetzt so?“, irgendwann auf einem Klassentrffen oder einem Sommerfest, dass man für eine halbe Stunde aus Langeweile besucht.
Seit Wochen finde ich die Einstellung, die uns entgegengebracht wird furchtbar. Wir bekommen pro Tag unzählige Haut doch endlich ab, verdammts in Blicken und in offener Kritik. Spaß macht das, ehrlich gesagt, keinen. Manchmal frage ich mich, ob wir es überhaupt hätten richtig machen können. Am dem Tag, als wir die Abiturergebnisse bekommen hatten, mussten wir ab zehn unsere Bücher abgeben, die Zeugniszeremonie begann um zwei. Ein Vorgang, auf den wir eigentlich auch irgendwie hätten verzichten können. Unsere Abiturergebnisse stehen auf einem Ausdruck, der viel unspektakulärer aussieht als ein Zwischenzeugnis. Niemand von uns hätte daraus eine mehrstündige Zeremonie mit Händeschütteln und dergleichen gebastelt. Wenn es nach uns gegangen wäre, wäre daraus eine viertelstündige Aktion geworden, wie bei jedem Zeugnis auch. Das Abiturzeugnis kommt ja erst noch. (Wieder: Händeschütteln. Aber es ist das Zeugnis, deswegen ist das schon in Ordnung.)
Jetzt hat sich also ergeben, dass wir für mehrere Stunden unfreiwillig in der Schule verweilen mussten, die wir für Organisatorisches nutzten. Dazu kam das Drehen vom Finale des Introfilms für die Abifeier, etwas, was ziemlich inakzeptabel organisiert war und schon alleine dshalb auf großen Widerspruch stieß. Ist ja auch verständlich. Am Ende der Wartezeit waren wir schon ganz gut drauf, was besonders auf die Zwangswartezeit und natürlich auf das Video zu schieben war. Im Drehbuch stand, wir sollten Angst haben. Wir hatten keine, nur Aufregung – und vermutlich waren wir da schon wieder unten durch. Wir, der Partyjahrgang. Wir waren der Partyjahrgang bei unserer Gala, die unsere Lehrkräfte großflächig nicht besuchten – aus Prinzip. Derweil ist die Erfindung „AbiGala“ nicht auf unserem Mist gewachsen, an anderen Schulen ist das ein fester Programmpunkt im Jahr. Unsere war sogar vereinfacht: Schüler sollten zeigen, was sie ohnehin schon konnten.
Nächstes Kapitel ist der Abistreich. Das ist sehr kompliziert. Zum einen dürfen wir gar nichts. Die Polizei kam, als einmal ein Abiturjahrgang im Winter die Schuleingänge mit Schnee zugeschaufelt hatte. Die Polizei würde bei jeder Verletzung oder Verunglimpfung von Neubauzubehör vor der Tür stehen. Den Aspekt der „Ausnahme“ gibt es in dieser Form beim Abistreich schon lange nicht mehr. Wenn wir nach der, wie andere Schulen, alles in der Nacht organisieren würden und am Morgen wären die Teppichböden vollgestellt mit hunderten von vollen Wasserbechern… was würden sie mit uns machen? Oder eigentlich: Wie würden sie uns umbringen?
Abistreich heißt: Vom Lehrerzimmer Termin geben lassen, der vorzugsweise etwas wie „ab der 5. Stunde“ beeinhaltet, und dann bittebitte ein familienfreundliches Programm.
Der Abistreich, nach der Definition unserer Schule, ist eh was für die Kleinen. Über die Jahre hat sich eingebürgert, dass alles ab der Achten die Flucht antritt. Verhindern kann man das nicht. Man wird dazu angehalten, einen Kindergeburtstag zu organisieren, damit Zehnjährige ihren Spaß haben. Wir könnten kreativer und besser sein – aber für was. Die Lehrer, die nicht eh schon das Schulgelände vor Beginn der Aktion verlassen, aus reinem Desinteresse, bleiben nur, um sich zu ärgern. Und sich zu freuen, dass es vermutlich das letzte Mal ist, dass er/sie den verdammten Abiturienten begegnet.
Die Frage ist: Wie soll man jemals aus den Teufelskreisen heruaskommen? Die älteren Schüler gehen, weil es sie nicht interessiert, dass Programm wird auf die zugeschnitten, die bleiben werden – es ist für die älteren Schüler uninteressant. Lehrer finden den Abistreich blöd und gehen / sind schlecht gelaunt – keiner will sich die Mühe für eine Armee von Grantlern machen – der Abistreich wird blöd bleiben.
Und was macht man aus dem Widerspruch, mit dem erwähnten psychologischen Herausekeln aus der Schulzeit von Lehrerseite her und dem, dass man ihnen deshalb keinesfalls die Genugtuung geben möchte keinen Abistreich zu machen. Würden sie sich überhaupt dran erinnern? Letztes Jahr gab es praktisch keinen, und da wurde im Lehrerzimmer auch nicht der Sekt ausgepackt. Da gab es noch schlechtere Laune.
Whatever – Rausziehen kann uns da eh keiner, selbst die Lokalpresse kommt schon seit Jahren nicht mehr an unsere Schule (an die anderen im Landkreis schon). Uns bleiben im Prinzip nur zwei Möglichkeiten: Das tun, was sie einzigen interessierten und bleibenden Zuschauer interessiert (-> Kindergeburtstag) oder das tun, was die Lehrer wollen (-> ein Abistreich).
Kluge Gedanken. Ich bin nicht mit allem einverstanden: es gibt keine „eigentliche Definition“ des Abistreichs – er hat sich in den letzten zwanzig Jahren entwickelt und verändert und wird das vielleicht weiterhin tun. Jeder Jahrgang hat das Recht, ihn völlig neu zu erfinden und zu definieren.
Und die Beispielbilder von den anderen Abistreichen – nu, reißen mich auch nicht vom Hocker, aber ich bin ja auch einer der Herummäkler.
Das mit dem Abschiednehmen: Ich war sehr gerne auf der Schule. Aber noch schöner war die erste Hälfte des Studiums. Und die zweite Hälfte dann wieder. Das kann natürlich kein Versprechen sein.
Vielen Dank fürs Schreiben und die Darstellung aus Schülersicht. Sonst redet ja keiner mit einem… vielleicht fehlt auch das Interesse oder die Analysefähigkeit. „Manchmal frage ich mich, ob wir es überhaupt hätten richtig machen können“ ist eine sehr gute Frage, die mein Pädagogenherz natürlich voll getroffen hat. (Können hundert Leute es überhaupt richtig machen? Kommt drauf an, mit welcher Stimme sie sprechen. Welches Verhalten man als typisch für diesen Jahrgang ansieht. Als Lehrer, vor allem wenn man nicht in der Jahrgangsstufe unterrichtet, sieht man keine einzelnen Schüler, sondern eine Gesamtgestalt. Aber man sieht vielleicht – vielen Dank für den Hinweis – tatsächlich mit einem voreingenommenen Auge, weil da vermutlich die vergangenen Jahrgänge auch immer mitspielen.)
Dass auch die Abi-Ergebnisse so zeremoniell verteilt wurden, habe ich gar nicht mitgekriegt. Halte ich für keine gute Idee. Andererseits: Manche Lehrer haben tatsächlich den Eindruck, fälschlicherweise oder nicht, dass euer Jahrgang (aber eben nicht nur der) jeden Anlass für eine zeremonielle Feierlichkeit nutzt. Vielleicht stimmt das gar nicht, vielleicht gilt das aber auch nur für selbstdefinierte Anlässe. (Partyjahrgang? habe ich sonst nicht mitgekriegt.)
Ich glaube nicht, dass nennenswert viele Lehrer „aus Prinzip“ nicht auf eure Abi-Gala gingen. Sicher nur aus Desinteresse, oder weil ein anderer Termin wichtiger war. Möglicherweise gab es nicht genug Gründe für Lehrer, dorthin zu gehen. (Wobei ich kaum etwas davon mitgekriegt habe. Waren da wirklich so wenig?) Wenn das so ist, muss man mehr Gründe schaffen. Die Lehrer machen schon bei Abistreich und Abifeier zwangsweise freiwillig mit, da nutzt man vielleicht schon mal den kleinen Spielraum, den es gibt. Wobei eine Gala, auf der man zeigt, was man kann, eigentlich eine tolle Sache ist. Könnte man so nicht auch eine Abifeier machen?
Zum Abistreich: Das ganze als Teufelskreis darzustellen ist ein guter Ansatz. Aber natürlich stellt nicht das Lehrerzimmer den Termin, sondern die Schulleitung – die ziemlich dicht hält, was den Termin betrifft. Aber allein das Terminstellen hat schon etwas Unschönes. Man könnte sich ja einfach mal nicht daran halten? EIn bisschen Unmut in Kauf nehmen? Sachbeschädigung geht allerdings gar nicht. Das mit dem Schnee dagegen schon, Polizei hin oder her.
„Wir könnten kreativer und besser sein – aber für was?“ Auch eine gute Frage. Aber ich weiß nicht, ob die Prämisse stimmt. Ein guter Abistreich braucht sicher fast so viel Vorbereitung wie eine gute Abizeitung. Nuff said.
„keiner will sich die Mühe für eine Armee von Grantlern machen“ – das verstehe ich. Andersherum gestellt: Wofür würde sich der Jahrgang denn Mühe machen?
Vielleicht hilft das ja fürs nächste Jahr. Vielleicht liegt das alles auch daran, dass wir Lehrer gedanklich schon beim G8 sind und glauben, dass ihr reif genug seid, die Schule endlich zu verlassen?
[…] Schüler und Lehrer über Abistreich – eine Reflexion […]
Ach Nina, wunderbar das du das leidige Thema Abistreich so treffend dargestellt hast!
Da bleibt nicht mehr viel zu sagen ,eigentlich sind wir alle einfach nur ziemlich enttäuscht das wir wirklich NICHTS dürfen.
Hallo?! Was spricht denn dagegen die Aula bei Regen für den Abistreich zu nutzen, wenn doch jedesmal gesagt wird, wie glücklich wir doch sind, dass wir so eine schöne große Aula haben^^
Wir werden nicht als „reif genug“ angesehen was Lustiges auf die Beine zu stellen und alle zu entertainen, sonder vielmehr so behandelt werden, als ob wir gleich alles zerstören würden wenn man uns keinen Grenzen setzt!
Genau der Fall war es doch auch als wir das Intro gedreht haben, in der Mittagspause(!!!) muss man dazu sagen und wir einfach lautere Musik brauchten, damit 100Leute auch was davon mitkriegen.
Wir haben nichts kaputt gemacht, niemanden gestört (war ja auch Mittagspause^^) und trotzdem kam gleich Herr S. rausgerast und hat sich wieder unnötig und völlig grundlos eingemischt.
Wieso fragt man sich da? Haben wir Feuerwehrzufahren versperrt? Lärmbelästigung beim Mittagstisch?
Vielleicht hat er ja sogar mit Polizei gedroht, ich weiß es nicht.
Und als ob das nicht genug wäre, wurde dann dem Autobesitzer auch noch einwöchiges „Parkverbot“ erteilt!
Naja ich werde mich darüber nicht mehr aufregen, aber ich finds trotzdem schade, das einen der letzten „Großen“ einfach nicht mal freie Hand gelassen wird…
Sorry GRG, ich sag dazu einfach FAIL!
Schüler die stolz auf ihre Schule sind sehen einfach anders aus!
(Aber irgendwie ist das nur bei uns so, beim Viscardi hat sich der Direktor bei der Facharbeitsabgabe einen Glühwein mit den Schülern getrunken…nur so als Beispiel)
Da haben Sie Recht. Gestern Abend habe ich eine ANchricht bekommen, dass der einfallsreichste Teil des Abistreichs abgeblasen wurde, offensichtlich haben Sekretariat und Direktorat sich geweigert.
Die Definition: Eigentlich wäre da ja „Streich“ drin. Wenn man sich im Internet um sieht, besonders auf YouTube, ist mindestens das Umstellen von Möbeln, das „umdekorieren“ des Lehrerzimmers oder auch das wahllose Aufstellen von Platschbecken sehr gängig. Ob solche Videos das Verhältnis richtig repräsentieren, weiß man nicht. Jedenfalls ist das bei uns nicht gängig oder darüber hinaus kompliziert. Die meisten von uns hätten den Aufwand auf sich genommen, beispielsweise den einzigen legalen Eingang, die „Schleuse“ voll mit Luftballons zu stopfen oder bodenlose Becher mit Erbsen überall aufzustellen. Aber, man hat das an der Schneeaktion gesehen: Vermutlich haben Lehrer (wenn auch unfreiwillig?) sämtliche außer Kraft Setzungen der Schule bis 7:45 in Ordnung gebracht. Oder zumindest improvisiert. Keiner von uns glaubte, dass man das toleriert, weil ja Abistreich ist. An anderen Schulen, wo man das gewohnt ist, vielleicht. Hier ginge es vermutlich zu weit. Der direkte Gegenspieler der harmlosen Aktionen vom Klaiber Luftballons ist die Tatsache Neubau. Hätten wir alle Klassenzimmertüren aushängen und verstecken können, ohne dass es danach richtig, richtig Ärger (Sachbeschädigung) gibt? Vermutlich nicht.
Ideen hatten wir schon – der Aufwand Umsetzung in unserem Fall wäre aber unverhältnismäßig gewesen, vermutlich. Außerdem hatten wir, so oder so, viele Skeptiker und Freunde des „konventionellen“, langweiligen Abistreich in den eigenen Reihen, besonders in der Chefetage. („Ne, Lehrer verarschen müss ma schon“) Wir hatten ein etwas anderes im Auge, gleichfalls langweilig aber dafür wäre es einmal anders gewesen. Durchsetzen konnten wir es nicht. Natürlich nicht, das Originalkonzept beinhaltete auch keine Busse, und ohne die mag keiner mitspielen.
Abigala: So weit ich weiß war es in mehreren Fällen nicht nur Desinteresse generell, sondern auch der Anschein, wir seien an allem, nur nicht dem Schulischen interessiert, und die Tatsache, dass es über das Rundschreiben als Geldeintreiberei für die Abifeier dargestellt wurde. Desinteresse: Vielfältiger, als ein Schulkonzert war es auf jeden Fall. Wir hatten eine Tanzvorführung, eine Trapeznummer und am Ende Feuerpois und -spucker. Es kam nur ein kleiner Teil des üblichen Schulkonzertpublikums, vielleicht die Hälfte der Leistungskurslehrer, andere Lehrer sowieso nicht. Der Großteil waren tatsächlich Eltern und Zwölftklässler, die den Aufbau und dann das Ergebnis einmal begutachten wollten. Zumindest das Schulkonzertpublikum hätte wohl zahlreicher erscheinen können – vielleicht war es da doch auch ein bisschen, dass man uns nicht unterstützen wollte – sowohl finanziell (da wir immer Geld für unnötige Dinge ausgeben. Stadtsaalmiete für dreitausend Euro.) als auch in unserer Fremdbeschäftigung. Oder sie haben wollten alle lieber Heidi Klum anschauen, kann natürlich auch sein.
Ergebniszeremonie: Dieses Jahr war es so, ich weiß ja nicht, ob Sie es wissen, dass wir ab zehn unsere Bücherabgeben mussten, wenn die vollständig zurückgegeben waren bekamen wir einen Zettel, ohne den wir unser Ergebnis nicht bekommen hätten. wir mussten also unbedingt die Dinger abgeben, und dann gewungenermaßen den halben Tag warten. Dauert das nicht immer so lange? Im Direktorat, Zettel bekommen, Hände schütteln, Einzelergebnisse herzeigen und kommentieren lassen, Einladung zur Abifeier bekommen, ein paar weitere Glückwunschworte. Ich weiß nicht, wer darauf besteht – keiner von uns freut sich, dass das so lange ausgedehtn stattfindet, Lehrer haben Mitleid, verständlicherweise mit den Schülern mit den nachnamen von W-Z. Die Abifeier ist schon lange genug.
Feierern an allen Tagen, die auf g enden und Mittwoch: Richtig. Allerdings sind wir selbst da auch ziemlich genervt davon. Vieles habe ich wahrscheinlich nicht einmal mitbekommen. Einmal bin ich zufällig in der Schule gewesen und etwas abzugeben, da war gerade wieder etwas am Laufen (Matheabitur vorbei?). Vermutlich ist das reine Provokation der Lehrer und des Direktorats. Nach dem Kapitel „Schnapsmobil auf dem Schulgelände“ ist es eben besonders toll, mit dem bus auf dem Schulgelände herumzustehen, und nicht irgendwo, wo es passender oder sogar gemütlicher wäre. Wenn man schon alles feiern muss, (was etwa für fünfzehn Leute der Stufe gilt)
kreativer & besser sein: Ideen hatten wir schon viele. Und ganz tolle völlig absurde auch. Der Vorteil bei dem Abistreich ist wohl, dass in diesem Fall mehr Leute helfen würden als bei einer Feier. Der Reiz etwas kaputt zu machen, ist ja doch viel größer. An der Menge der Leute für Blödelarbeiten wäre nicht ganz das Problem, glaube ich. Vorbereitung: Gewusst haben wir es lange genug. Die Ideen hatten wir auch schon lange vorher – von den Stufenhäuptlingen kam immer nur „Da haben wir noch Zeit“ (Eben nicht!). Es gab immer Wichtigeres. (Sollen wir die Abifeier filmen lassen oder nicht? Wollen wir unser Abimotto ändern? etc.) Die Planung wäre kein Problem gewesen, eigentlich. Ich habe mich ausgeklinkt, damit ich an dem Versagen nicht auch noch Schuld bin, eine Besprechung habe ich mitbekommen. Inhalt der Besprechung war das mehrmalige Wiederholung des Satzes „wir sollten dann Gruppen machen, die sich dann um jeweils eins kümmern“ in verschiedenen Versionen. Gruppen gab es nach zwei Stunden dann keine, soweit ich das weiß. Ich würde das ja fast schon Unfähigkeit nennen. Aber nicht weitersagen. Teamarbeit hat in unserem Jahrgang so gut wie nie geklappt.
Termin: Der angebotene Termin wäre heute gewesen. Wir haben ihn nicht genommen, weil wir bis zum Ende der vierten Stunde nichts machen hätten dürfen – Schulaufgaben. Ich würde mich gerne über Schulaufgaben hinwegsetzen, aber ich glaube besondern Deutschlehrer verstünden da – verständlicherweise – keinen Spaß. (Eine einstündige Schulaufgabe, die komplett ausfiele, ist ja weniger schlimm als eine mittendrin unterbrochene Deutschschulaufgabe.) Wir haben wohl nciht das Recht, Schulaufgaben zu ignorieren, und das wollen wir auch nicht so wirklich haben. Das wäre übertrieben. Wo kämen wir denn da hin? Was nach wie vor seltsam ist: Warum gibt es nicht Di-Do vor der Abiturfeier einfach zur Sicherheit Schulaufgaben nur bis zur dritten Stunde? Sollte es jemals einen tollen Abistreich geben sollen: Ein Zeitraum von nicht einmal einer Stunde macht das schlecht möglich. Länger als bis 12.15 kann man nämlich auch keine Schüler festhalten. Oder gleich so machen, wie an anderen Schulen: zuerst den Abistreich und dann mindestens die letzte Stunde wieder Unterricht. Da macht man sich unbeliebt, aber vielleicht funktioniert es?
Mittwoch haben sie uns andrehen wollen, obwohl andere Tage praktisch Schulaufgabenfrei gewesen wären. Wenn man natürlich die Möglichkeit hat, das vorher herauszufinden, ohne das das Direktorat etwas mitbekommt. Allerdings, das muss man dazu sagen, kommen die von selbst und bieten uns Di oder Mi an(Donnerstag ist auch möglich, aber scheinbar nicht so beliebt.) Einzige Möglichkeit: Dem Direktorat erzählen, es gäbe keinen Abistreich. Dann wird es sich hinterher aber wieder äußerst intolerant zeigen – oder so. Ausprobiert hat das noch niemand.
Der Plan wäre übrigens gewesen heute, am geplanten Tag, in der sechsten Stunde Durchsagen zu machen, die dann schließlich mit „und das war unser Abistreich. Vielen Dank“ enden. Schlecht, aber der ein oder andere hätte es schon abgenommen.
Wie gesagt, der Zugang wurde uns verwehrt, also fiel das aus. (Ich mochte die Durchsagen – aber die kommen noch. Am echten Abistreich. Wann wird der wohl sein?) Find ich blöd. Es ging nur darum, die wartenden Schüler zu ärgern, mit der Möglichkeit, dass es auch einmal keinen geben könnte.
An einem der Tagen, die jetzt noch zur Auswahl stehen findet also dann Kindergeburtstag statt. Ort ist noch unklar: In die Aula dürfen wir nur bei Starkregen. Sonst müssen wir draußen bleiben. Plötzlicher Regen könnte also ein total spaßiges Umräumen zu Folge haben. Wir sind gespannt.
Aber bei regen bitte ALLE in der Aula bleiben!
Stehen wir dann alleine draußen?
„Wir werden nicht als ‚reif genug‘ angesehen was Lustiges auf die Beine zu stellen und alle zu entertainen, sonder vielmehr so behandelt werden, als ob wir gleich alles zerstören würden wenn man uns keinen Grenzen setzt!“
Wo kommt dieser Eindruck her? Welche Erfahrungen der letzten Jahre gibt es? Ist dieser Eindruck denn so völlig unberechtigt?
Tatsächlich glaube ich, dass die Angst vor Sachbeschädigung gar nicht so groß ist, aber die Hoffnung auf einen „entertainenden“ Abistreich eben genausowenig. Erfahrungen der letzten Jahre.
Intro in der Mittagspause: „Die Musik musste lauter sein, damit 100 Leute auch was davon mitkriegen.“ Das reicht als Legitimierung aber nicht aus. Wieso sollte „wir wollten aber“ als Begründung reichen? Ich bin durch den Ausgang raus und habe heftige Bierfahnen gerochen. Ende und aus, was mich betrifft. Das war aber schon nach Herrn S., glaube ich.
Ich denke, man könnte Schüler ohne große Schwierigkeiten mehr entgegenkommen beim Abistreich. Das war früher auch so. Aber warum sollte die Schule? Was hat die Schule davon? Die Abistreiche sind in den letzten zehn Jahren so heruntergekommen, dass der Grant der Lehrer verständlich ist. Da halte ich es für verzeihlich, wenn man sich auch von diesem Jahrgang nicht die große Umkehr verspricht.
Nochmal zu: „keiner will sich die Mühe für eine Armee von Grantlern machen“. Nochmal meine Frage: gäbe es bei weniger Grantlern mehr Mühe?
@ Herr Rau
Bei mir zumindest schon. Die Sache ist auch die, dass man die Lehrer auch nicht zu etwas zwingen will, was sie absolut nicht machen wollen. Man wählt ja immer Lehrer aus, die zumindest ein bisschen freien Willen mitbringen. Was hilft es, wenn man sich Dinge ausdenkt, von denen man weiß, dass die Lehrer sich weigern werden? Die LK-Lehrer haben extra eine harmlose Aufgabe bekommen, trotzdem wollten sie nicht. Man kann sie ja auch schlecht zwingen. Wenn zehn von zwölf nicht mitmachen, dann ist das eine Quote, bei der sich der nächste Jahrgang denkt, dass sich etwas „Gewagteres“ wohl kaum rentiert.
So wie es heute war: Etwa zehn Lehrer haben zumindest kurz einmal geschaut. Mehr waren da nicht. Lohnt es sich, etwas zu organisieren, wenn die übrigen sich gleich verstecken?
Der Abistreich soll ja eigentlich witzig sein, wenn man aber ständig das Gefühl hat, für neunzig Prozent der Lehrer sei es der schlimmste Tag im Jahr, dann möchte man den neunzig Prozent ihre Ruhe lassen. Das ist ähnlich wie bei den abhauenden Schülern ab der achten Klasse: Das „Programm“ wird an die angepasst, mit denen tatsächlich zu rechen ist und mit Programmpunkten, die so fad sind, dass der Widerstand nicht so groß ist. Das heißt: Memory spielen statt im See nach Schätzen tauchen.
Dann wären da noch die Erwartungen: Die Latte liegt im Moment etwas bei NN. Vielleicht wäre das besser, wenn es tatsächlich Erwartungen gäbe? Im Moment ist aber alles so heruntergekommen und versaut, dass das wenn dann sehr lange dauert.
ALso: Wenn sie nicht wollen, dann will sie auch keiner dazu zwingen. Und wenn sie von Anfang an bei dem Wort „Abistreich“ fluchtartig das Schulgelände verlassen, oder ausrasten, wie das in gewissen Fällen der Fall war, („scheiß Abiturienten“-Zitat) dann ist das für die Organisierenden auch blöd. Die wenigsten Lehrer haben heute geguckt, bevor die gegangen sind.