RE: Abizeitung

Ach, es gibt sie doch? Wie war das jetzt eigentlich?

An dem Tag, an dem ich meinen Jammer-Zusammenbruch hatte, war von Anja geplant, sie morgens komplett und fertig um etwa neun in einer Druckerei im Landkreis abzuliefern. Zu dem Zeitpunkt war mir klar, dass es nur funktionieren würde, wenn ich die ganze Nacht daran arbeiten würde. Dazu war ich zu zu müde und zu kaputt. Das wa also Scheitern auf meiner Seite, was ich überhaupt nicht haben kann. Ich hätte ja zugeben müssen, dass ich es nicht gepackt habe.
Die Druckerei konnte dann aber nicht erreicht werden (es hätte also doch nicht bis um acht fertig sein müssen), die meldete sich erst am Nachmittag. Und dann teilte sie uns mit, sie würde 1700 Euro mehr verlangen als unsere geplante Druckerei, zu deren Preis das ein Alternativangebot sein sollte. Die geplante Druckerei lag irgendwo zwischen Stuttgart und Karlsruhe, das machte Selbstabholung also schwierig – außerdem ließ das Angebot ewig auf sich warten. (Trotz Mail und Anruf, dass wir es schnell bräuchten, kam es erst vorgestern.) Die sagten, sie bräuchten sieben Werktage. Wir hatten nur noch drei.
Insofern teile ich der ganzen Stufe mit,  die Zeitung würde nicht fertig werden.  In der Situation wardas auch völlig unrealistisch.
Fünf Minuten später, nachdem ich eine Rundmail mit dem Inhalt geschrieben hatte,fand Anja eine Druckerei in München, die uns versprach, sie würde bis Freitag fertig sein und für alle unsere SOnderwünsche etwa 3100 € verlangen. Wir machten einen Termin für neun Uhr am nächsten Tag aus – und erzählten fast niemandem davon. Falls es wieder nichts werden sollte. Stattdessen sagte ich meine Teilnahme am Introfilmdreh („Alles Neu“ – für die Insider) ab, ezählte ich hätte einen Arzttermin und machte die Zeitung die ganze Nacht – bis Viertel nach fünf morgens druckfertig. Um halb sieben bin ich wieder aufgestanden und bin dann mit Anja nach München gefahren. Die Druckerei war zuerst sehr skeptisch mit unserer Vorlage – da waren die Portraitfotos in Farbe drin, das hat ihnen nicht gefallen. Ich hatte am Tag davor extra nochmal bei Jones nachgefragt, er meinte, das ist eh besser, wenn die Vorlange farbig ist. (Ich habe das anders gelernt – in Normalfall hätte ich das PDF halt s/w gemacht, aber das war dann auch hinfällig.) Mit dem Umschlag gab es auch Probleme. Na gut, zumindest versprachen sie uns einen Probedruck bis Mittag. Wir blieben also bis Mittag in München.Ein WUnder, dass ich nicht irgendwo weggeschlafen bin, zweimal war ich kurz davor. Der Probedruck war fast in Ordnung, einige Seiten waren zu dunkel, die sollten wir nachliefern.
Ich habe die neuen Seiten am nächsten Tag früh morgens geschickt. Um zehn ruft die Druckerei bei Anja an, Anja ruft bei mir an: Sie hätten keine Seiten bekommen. Tatsächlich, ich habe eine delivery-failed-mail, irgendwo im Spamfilter. Ich reiße mir die Haxen aus, dass sie das Material richtig bekommen: Besonders das Umschlag PDF mit seinen 16MB mag einfach nicht. Ich lade alles auf meinen Webspace – kurz vor elf scheinen sie nach einigen Verständigungsproblemen zufrieden zu sein. („Rückseite“ war nicht die Rückseite der Zeitung, sondern die Umschlaginnenseite.)
Ob die Zeitung so überhaupt noch fertig wird? Die paar Leute die davon wissen, etwa fünf, darunter Minnie als Inhaberin des Stufenkontos und Rechnungsadresse sind dauerbeschäftigt mir dem Anlügen der gesamten Stufe, von Lehrern, dem Kollegstufenbetreuer, der Direktorin. Es ist anstrengend, aber wohl doch die beste Lösung?
Donnerstag ruft die Druckerei bei Minnie an, bestätigt den Abholtermin für zwölf Uhr am Freitag – für eine fertige erste Hälfte und zweite Hälfte mit noch trocknen müssender Klebebindung, die wir in Umschläge verpacken sollen mit der Aufschrift, man dürfe sie erst am Sonntag öffnen.
Freitag teilt die Druckerei mit, dass ihnen eine Maschine in der Nacht verreckt sei, und so nur eine Hälfte – die fertige – zur Abholung bereit sei.
Zeitungen werden abgeholt, verkauft – und nur die wenigsten glauben, dass wir nicht dramatisisert haben. Ohne die neue Druckerei wäre es tatsächlich nichts geworden.

War es so schlimm?

Schon ziemlich. Das Schlimmste, was ich bisher erlebt habe. Ich habe drei Wochen lang höchstens sechs Stunden geschlafen und konnte nie vor zwei Uhr morgens ins Bett. Zweimal habe ich bis morgens um fünf gearbeitet, bis Sonnenaufgang. Dann wurde mir die Situation, bis dahin nicht geschlafen zu haben, zu seltsam und ich bin ins Bett. Die drei Tage vor dem Druck waren am ärgsten. Acht Stunden Schlaf, verteilt auf drei Tage.
Die Folgeschäden von Schlafmangel blieben zum Glück aus. Konzentrationsunfähigkeit, vermutlich, aber keine komplette, und Appetitlosigkeit. Ich habe mich fast schon gefreut, als ich am Mittwoch endlich man wieder Hunger hatte. Und dann kam natürlich der psychologische Kram dazu: Man kann ja fast nicht anders, als die eigene Arbeit gegen die der anderen aufzuwiegen, die ihren Teil dann nicht geschafft haben. Dinge wir fehlende Überschriften ausdenken oder leere Seiten zu füllen sind zwar jetzt keine schrecklichen Arbeiten. Aber man fragt sich: Warum können die das nicht selber? Das ist auch ein halber Tag, der da drauf geht. Insgesamt waren es wohl schon über fünfhundert Arbeitsstunden für mich – mit allem.

Zufrieden?

Nö. Das Ding ist sowas von voller Fehler. Ich schäme mich. Ich hätte einen Nachkorrektor gebraucht, war aber zu knapp fertig für einen. Ich persönlich konnte die Zeitung einfach nicht mehr sehen. Jetzt sind da eben viele Tippfeler, einmal bei einer die falschen LKs (sie fand’s aber klasse), eine Zitat doppelt untereinander und vieles mehr. Dazu kommen die Fehler, die ich zwar bemerkt habe, aber nicht ausgebessert habe, weil ich mir dachte, dass es maximal fünf Leuten überhaupt auffällt (Stichwort: Hurenkinder) – da hatte ich dann keine Lust mehr. Ich hoffe nur, dass das nach einiger Zeit nicht so oft fällt. („Ja, dafür sind da aber end viele Fehler drin.“)

Und jetzt?

Gestern habe ich schonmal ganzganz viel Lob bekommen von den Leuten, die die vielen Fehler offensichtlich noch nicht bemerkt haben. Dass sie schöner aussiehrt als bisher sieht aber wohl ein Blinder mit Krückstock. ;-) Jetzt müssen wir sie nur noch loswerden..

„Finde den Huberich“ ist übrigens ein Insider, der auf der Kursfahrt in Edinburgh bekann und inzwischen stufenweite Bekanntheit erreicht hat. Er ist tatsächlich in der Zeitung versteckt, aber so gut, dass ihn nie jemand finden wird. :-)

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