Pencil Vania

tl;dr für Max: Uni Kuru Toga. <3

 

Hallo, ich bin Nina, und ich habe einen ziemlichen Soft-spot für Stifte, den ich meistens inzwischen ganz gut vor der Öffentlichkeit verbergen kann. Das war nicht immer so. Es gab Zeiten, da brachte ich täglich meine Schachtel mit 48 Buntstiften in die Grundschule. Es waren österreichische Buntstifte. Von Jolly. Das sind gute Buntstifte, deren einziger Nachteil ist, dass man sie nicht mit Wasser verpantschen kann, aber das muss man in der Grundschule sowieso nicht. Ich hatte sogar einen Goldstift und einen Silberstift und einen weißen Stift. Und ganz viele materialistisch angehauchte Kinder, die beim Malen neben mir sitzen wollten. Es war eine großartige Zeit für die Buntstifte und mich.

 

Später besuchte ich eine Bildungsanstalt, in der ich diesen Kult größtenteils einschränken musste. Selbst der Kunstunterricht war ein buntstiftloses Regime mit geteilten Wasserfarben und einem Synthetikpinsel, Größe 8.

 

In der neunten Klasse verguckte ich mich ein bisschen in die Tintenstite von Amelie, die im Informatikwahlpflichtunterricht neben mir saß. Der Informatikunterricht war nämlich so ausgelegt, dass man sich am besten mit Themen wie Stiften beschäftigt hat. Das waren die heute noch weit verbreiteten uni-ball eye Dinger der Mitsubishi Pencil Co. Made in Japan. Ich hab sie alle nachgekauft, aus purer Gier. Und meine Lieblingsfarbe, wine red, kaufte ich auch manchmal dreifach, falls eine kaputt geht, gestohlen wird, oder ein Opfer des atomaren Zerfalls werden. Was tatsächlich passiert ist, ist, dass die Stifte ständig grundlos auslaufen, oder aus Gründen, die nur der Stift selbst kennt und dem Menschen für immer fremd bleiben werden. Dann muss man sie wegwerfen oder immer mit lustig bunten Händen herumlaufen. Ich habe beides ausprobiert.

 

Erstaunlicherweise habe ich den Zyklus bis zum Endlevel tausendmal durchgespielt und mir immer die selben Stifte gekauft. Ich habe nämlich ein tiefverankertes Urvertrauen an die japanische Stiftindustrie, wenn es um Stifte mit feinen Spitzen geht, basierend auf jahrelangen soziologischen Studien weltweiter Handschriftkultur.

 


Insofern warf ich Anfang des Jahres in einem Duty-Free-Schreibwarenladen im Singapore Changi Airport ziemlich mit Wertpapier um mich, als ich irgendwo Mitsubishi Pencil Co. gelesen hatte. In meinem Inventar sind seit dem mehrere „style + fit“-Stifte, die zwar kratzen beim Schreiben, aber nur 0.38mm haben und – das ist der eigentliche Kaufgrund gewesen – bunt mit Punkten sind, damit mein Überleben gesichert ist, falls ich mal bei einem Sleepover Stifte ausleihen muss, damit sich meine Sleepoverfreunde und ich aus Jungsnamen ausrechnen können, wer mal wen heiratet.

 

 

Und dann kaufte ich noch einen Druckbleistift. Das war eigentlich Quatsch, denn ich hab bis vor kurzem kaum mit Bleistift gearbeitet. Dann bekam ich einen Platz in einem Sprachkurs, in dem ich so sehr freiwillig bin, dass mir niemand Vorgaben über Stiftnutzung zu machen hat. Und da mein Selbstbewusstsein bekanntlich mehrmals die Erde umrunden könnte (reitend auf einer Seekuh), schreibe ich alles, was ich nicht irgendwo genau abmale, mit Bleistift. Und dann fiel mir auf, dass mein Bleistift, Master Kuru Toga, super gut ist. Er schreibt schön und ausreichend dünn, dass ich mit meiner Handschrift mittleren Ordentlichkeitsgrades noch alles differenzieren kann. Yay! Woran das liegt, wusste ich nicht, weil man ja so selten über das Innenleben von Stiften nachdenkt. Auf dem Stift steht etwas von „Kuru Toga Engine“ drauf, was so schön klingt, als könnte man damit herumlasern, aber mir auch nichts sagte. Auf der Verpackung damals stand auch ganz viel Kram mit Ausrufezeichen, aber dummerweise ausschließlich auf Japanisch. Und eine Obduktion halte ich bei der derzeitigen Marktsituation von dieser Bleistiftrasse zu riskant. Und dann hab ich das Internet aufgemacht und eine Suchmaschine verwendet. Folglich fand ich ein hässliches aber lehrreiches Promovideo in einer Sprache, die ich auch verstehe. Woah. Es ist so gut, dass es Menschen gibt, die sich solche Dinge ausdenken und in Bleistifte bauen, um das Bleistiftsachentun an sich zu verbessern. Also, von innen. Das ist so viel sinnvoller als ständig neue Gummigriffdinge, die immer noch idiotischer aussehen auf das Stiftexterieur zu bringen. Herz.

Ach, ja, farbig gesehen bin ich momentan auf die 0.38mm-Geltintenstifte von Muji umgestiegen. Keine Beschwerden. Oh, doch. Die mit 0.5mm gibt es in viel mehr Farben.

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