astronauts and shit (und der hässlichste Cheeseburger der Welt)

Die Welt macht vielleicht ernsthaft dummes Zeug.

 

Irgendwann letztens habe ich meinen Serienkonsum auf Doctor Who (2005) fokussiert. Das war eine sehr kluge Entscheidung, auch wenn sich jetzt in den späteren Staffeln meine Begeisterung etwas gelegt, weil ich ziemlich viele Figuren nicht besonders sympathisch finde, aber da ist ja noch kein Kündigungsgrund. Ich wünsche mir trotzdem eine TARDIS zu Weihnachten. Ich war nämlich noch nie im Weltraum.

 

Space. Das ist praktisch die Definition der unendlichen Coolness. Das haben wir wahrscheinlich früh genug gelernt, mindestens über einen Kanal, höchstwahrscheinlich aber über etwa fünftausendsiebenhundertneunzig. Wir haben audiovisuelle Unterhaltungsprodukte, sogar mehr als alle sie, sie „Star“ im namen haben, wir haben Literatur (DouglasAdamsDouglasAdamsDouglasAdams) und ich bin eigentlich konstant ein bisschen angefressen auf meinen derzeitigen Alltag, der hundertprozentig daran Schuld ist, dass ich bei Mass Effect 3 noch irgendwo ganz am Anfang mit fast keiner Crew rumhample. Weil Weltraum ist cool. Böse Aliens exterminieren ist cool. (Ha!) Gute Aliens sind an sich auch cool, auch wenn meistens hässlich. Außerdem gibt es dann noch viele Planeten und Raumstationen und Death Stars und Mass Relays und Transportmittel mit Infinite Improbability Drives. Wie man weiß, ist das alles in der Zukunft, folglich wird unsere Zukunft ziemlich klasse.

 

Letztes Jahr war ich am Cape Canaveral. Kennedy Space Center, denn ich war in Florida und Florida möchte, dass man in viele teure Themenparks und Attraktionen geht. Das war im Frühjahr, nur kurze Zeit vor dem Start der vorletzten Spaceshuttlemission. ACHTUNG UNTERBRECHUNG. Nun ein paar lehrreiche Fakten für Leute, die sich nicht für Spaceshuttles interessieren, damit wir alle nachher mit einem guten Gewissen nach Hause gehen können. Ein Spaceshuttle besteht aus drei Teilen. Dem Orbiter (auf Deutsch wohl „Raumfähre“), das ist das Ding, das aussieht wie ein Flugzeug und den Namen trägt. Davon gab es im Wesentlichen fünf. (Columbia, Challenger, Discovery, Atlantis und Endeavour). Dann ist da noch das Zubehör. Der große orangene Treibstofftank, der irgendwann abgeworfen wird und in der Atmosphäre verglüht, wahrscheinlich bei irgendwelchen Spaceshutteäquivalten von „Reiseflughöhe.“ Und dann gibt es noch die beiden Solid Rocket Booster, die Raketen, die das Dings hochbringen und dann ins Meer geworfen werden und mit Schiffen wieder rausgefischt werden können. Recht viel mehr weiß ich auch nicht über Spaceshuttles.

 


 

Der Orbiter damals war übrigens die Endeavour, es gab Tassen und T-Shirts und allen möglichen Kram. Das ist schön und futuristisch. Es ist nämlich auch wichtig, dass ein Space Ship einen ordentlichen Namen hat, damit man in einem Meteoritenfeld oder während eines feindlichen Angriff emotionaler rufen kann, dass einen das alte Mädchen jetzt nicht im Stich lassen soll. Und wegen we’ve been through so much together. Außerdem wären Orbiter wie eine Spaceshuttleboyband gewesen, und man hätte so sehr Lieblingsorbiter haben können, wenn nicht zwei von ihnen schon tot wären.


Außerdem sah ich dort in Florida Filme, dass man in der Schwerelosigkeit am besten den ganzen Tag mit Essen – und vorallem Getränken – spielt und hörte einen Vortrag von   Wendy Lawrence, Astronautin. Astronauten sind tatsächlich so cool wie in Kinderbüchern, mit Anzügen und Helmen und Herumfliegen. Außerdem sind ganz viele Astronauten wohl eigentlich zunächst was anderes gewesen und dann würden sie doch Mission Specialists bei der NASA. Und ganz viel Astronautsein ist mitgebrachte Experimente angucken. Ich wollte dann auch kurz Astronaut werden, aber dann viel mir wieder ein, dass ich bestimmt bei ganz vielen Schwindeltest durchfallen würde. Hm. Aber insgesamt sollten mehr Menschen, die ich kenne, Astronauten werden, damit ich mehr Astronauten kenne und diese Beziehungen für meine persönlichen schamlosen Experimente nutzen kann. (Was machen denn bitte Vögel in der Schwerelosigkeit?)

 

So. Dann können wir ja im Folgenden voraussetzen, dass die Raumfahrt supercool ist, falls da noch Zweifel bestanden.

 

Irgendwann nach ein paar Stunden Cape Canaveral und Ehrung der Dinge, die da so waren, kann man aber auch nicht anders, als zu sehen, dass das alles retrospektiv ist. Natürlich, Mondlandungssimulationen sind schön, aber irgendwo fehlt dann auch ein bisschen die Perspektive auf das, was die Raumfahrtsmenschen so vor haben. Und das Schlimme ist wohl: So viel haben die vielleicht gar nicht vor. Man hat die Spaceshuttles ausgemistet, die waren ja auch schon uralt, ohne Spaceshuttles 2.0 zu bauen, mit blauen LEDs und Türen, die mit Pffft aufgehen, wenn man autorisiert genug ist, um sie zu benutzen. Und Projektionen des Sonnensystems, die sich mit Swipe-Gesten herumswipen lassen. Das gibt da halt so eine Nachfolgeridee, aber die ist erst so 2016 dann fertig und überhaupt och joah, oh ein Manatee, das Wetter war auch schon mal besser und wie geht’s eigentlich den Kindern? Wir haben jetzt den Curiosity Rover, der eigentlich an sich unglaublich spannend wäre, aber irgendwie ist er es dann doch nicht. Ich mag ihn, er ist nett und benutzt Twitter, aber trotzdem ist hat man so ein bisschen ein Tja-Hm-Gefühl und es ist keine Mondlandung. (WARUM BEKOMMEN JUNGE MENSCHEN WIE ICH KEINE MONDLANDUNG?)

 

 

 

Was ist, wenn die Raumfahrt so gut wie tot ist? Was ist, wenn der hässlichste Cheeseburger der Welt, den ich im KSC aß, ein Raumfahrtsstatusthemenburger war?

 

Das wäre doof. Zurück zu Doctor Who. Wir haben kulturell so viel, wie man sich Zukunft so vorstellt, auf den Weltraum gestützt und jetzt verreckt die Raumfahrt eben jetzt und all die Zukunft ändert sich und alles hört auf zu existieren. Naja. Fast. Wahrscheinlich werden wir alle tolle Küchengeräte mit WLAN haben und überall spannende Screens und Zeug, aber Autos werden wohl nicht fliegen, sondern nur weniger Dreck machen und wir werden nicht zweimal im Jahr von Daleks angegegriffen. Hat alles seine Vor- und Nachteile.

 

Aber, ernsthaft, was passiert, wenn die Raumfahrt wirklich vollkommen stirbt? Sehr viel Science-Fiction-Krams tut ja so, als würde er eine Version der Zukunft darstellen, aber funktioniert das noch so gut, wenn der Grundgedanke mit den Raumschiffen und so, dann eigentlich was Vergangenes ist? In der Zukunft, die wir uns so vorstellen, ist ja auch nicht alles voll mit Zeppelinen und Dampflocks und VHS-Kassetten und Windows 95. Sind dann in der zukünftigen Zukunft noch Dinge da, die, sagen wir mal, 2050 aus dem Programm genommen worden sind? Das wär saublöd. Dieser Raumfahrtgedanke darf jetzt nicht eingehen, den braucht man später sicher noch. Bitte werdet Astronauten. Danke.

 

PS Vielleicht wird auch alles gar nicht so schlimm. Immerhin hab ich ja dann noch meine TARDIS. Aber bitte werdet trotzdem Astronauten.

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