Beckham & Spencer

Es ist neun und ich habe meine Englischhausaufgaben noch nicht gemacht. Ich schiebe sie seit Stunden vor mir her, weil sie wahrscheinlich keinen Spaß machen. Es gibt ja Fächer, in denen es nichts ausmacht, wenn die Hausaufgaben spaßlos sind, weil sie es ohnehin immer sind. Das wäre zum Beispiel Italienisch oder Französisch, weil bei mit sehr viel Denkarbeit, Wörternachschauen und so was, die Arbeit, bis man es schafft mit den vondenen Wörtern, halbwegs das zu sagen, was man sagen will. Englischhausaufgaben können schon Spaß machen. aber die jetzigen tun es nicht und genau deshalb schiebe ich sie noch ein bisschen vor mir her. Wir müssen zwei Fragen aus der (Leistungskurs-) Abiturprüfung von 2005 machen. Nummer 5 und 6. Darauf habe ich sehr wenig Lust, weil wir in den letzten Tagen schon die Fragen davor beantworten mussten. An sich ist das aber eine ganz normale Hausaufgabe. In Französisch müssen wir andauernd solche Fragen beantworten. Es sollte mir nichts ausmachen. Ich will es aber trotzdem nicht machen. Ich sollte doch jetzt wieder zufriedener sein, weil wir doch endlich eine Lektüre lesen. Und, was lesen wir? „Bend it like Beckham“ Nichts gegen das Buch, ich kenne es nicht, aber der Film soll ganz lustig sein. ich finde nur das „Beckham“ im Titel… na ja. „Beckham“ eben. Ich glaube ja nicht, dass es besonders um Beckham geht…  aber wäre es vielleicht doch nicht ganz so unmöglich verkehrt, eventuell anzunehmen, dass die Lehrkraft nicht voll und ganz verabscheut? Das jagt mir Angst ein. Schließlich handelt es sich um Beckham. Das ist für mich jemand, der seine Eigenvermarktung ein bisschen übertreibt, jemand, von dem ich gar nicht soviel wissen will, wie ich fast schon gezwungen werde zu wissen. Für mich reicht „Fußballer“ schon völlig. Vielleicht noch, wer seine Ehefrau ist, damit ich beim Trivial Pursuit spielen nicht verliere.. aber sonst findet man unter meinen Interessen nichts mehr, was „Beck“ oder „Ham“ beinhaltet. Obwohl, bei „ham“ wäre ich mir nicht ganz sicher.

Anderes Thema, immer noch Englisch. Einer klasseninternen Umfrage nach, bin ich die Einzige in meiner Klasse, die jemals „Marks & Spencer“ gehört haben. Betreten natürlich erst recht. Jetzt bin ich natürlich wahnsinnig stolz, aber ich glaube, dass sie lügen. Es war ungefähr mindestens schon jeder zweite aus unsere Klasse in England, da werden sie das doch einmal gelesen haben. Alleine schon die Menschen mit den zartgrünen Tüten in der Oxford Street. Ich glaube sie waren nur zu faul, sich zu melden. (Ich wäre auch zu faul gewesen mich zu melden, aber mein Lehrer wurde schon leicht empört über unsere, sicher nicht ganz ehrliche, Unwissenheit. Ich wollte doch seine Nerven schonen.) Wenigstens durfte ich dann erklären, was das ist, Marks & Spencer. Habe ich aber nicht schön gemacht. Ich hatte davor die ganze Stunde auf Deutsch gedacht. Ich komme nämlich nicht zum „Umschalten“, wenn es, und jetzt versuche ich, es schön auszudrücken (weil es länger dauert. Wegen der Englischhausaufgaben.), mir weiterhin misslingt meine Hauptaufmerksamkeit auf den gehaltenen Unterricht zu projektieren. (Vermutlich fünfzehn 15 sprachliche Fehler. Mindestens.) Statt die Zeit mit bösen unterrichtsfremden Zeichnungen zu verschwenden. (Soll ich den tanzenden Lemur von letzter Woche scannen? Im Moment ist der mein Lieblingswerk.) Zurück zu Marks & Spencer. Inzwischen wissen wir schon, dass M&S ein Kaufhaus ist. Was wir nicht wissen: Das im Text angesprochene Geschäft befindet sich in Canterbury, in der Fußgängerzone. Was wir nicht wissen wollen: Ich war auch schon in einem in Salisbury. Und London. (Unausweichlich. Schließlich haben sie dort Schuluniformen.)  Aufgrund meiner also nahezu grenzenlosen Erfahrung habe ich den Mut gefunden, die Behauptung meines Lehrers, M&S sei sehr sehr posh, anzufechten. Die Lebensmittel vielleicht, aber Kleidung und Schuhe weniger. (ich habe selbst solche netten zehn Pfund Schuhe. Der rechte Schuh heißt Marks, der linke Spencer. Haha, Spaß. Meine Schuhe haben keine Namen. Nur meine Mützen. Obwohl, ich plane meinen stiefeln Namen zu geben.) Wer weiß, woher her ich das schon wieder habe. Ich weiß, dass ich das schon irgendwo gehört habe.  

Ich werde nun meine Englischhausaufgaben machen müssen.

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