In den Herbstferien habe ich mir unter anderem die DVD von „Nanny McPhee“ gekauft, ein Kinderfilm mit Emma Thompson und Colin Firth, Drehbuch von emma Thompson, gerade erst erschienen und die Hülle glitzert sogar. Den deutschen Titel habe ich verdängt und inzwischen auch schon vergessen. Der ist nämlich noch überflüssiger als sämtliche andere deutsche Titel, weil Nanny McPhee auch in der Übersetzung Nanny McPhee heißt und nicht etwa Kindermädchen McPhee oder so. Aber man hat das ja „übersetzen“ müssen. In irgendeinen Mist mit „zauberhafter Nanny“. Ich habe ihn dann gleich angeschaut, ich mag ja Kinderfilme sowieso. (und dann waren da noch Emma Thompson und Colin Firth und dieser Junge, der auch in „Love Actually“ mitgespielt hat, der, der aussieht wie acht aber sechzehn ist. Ich glaube, er heißt Thomas Sangster, kann mich aber auch irren.) War ein schöner Film, das Ende sehr voraussehbar, aber das muss bei Kinderfilmen ja fast so sein. Danach lag die DVD ein bisschen auf dem Wohnzimmertisch.
Gestern kam meine Schwester dann auf die wunderschöne Idee Englisch zu lernen. (Gestern hat sie auch erst bemerkt, dass sie Englisch lernen sollte, aber das ist eine andere Geschichte.)Wenn ich Englisch lerne, gehe ich in mein Zimmer und lerne Englisch. Wenn meine Schwester Englisch lernt, findet das, wie gesagt, im Wohnzimmer statt und dabei wird auf sämtlichen Möbelstücken herum gesprungen. Ohne Rücksicht auf Nicki, die Katze, die in einer Ecke vor sich hin schläft. Und, ach ja, ich bin auch noch meistens da. „Nicki is so beautiful, isn’t she?“ fängt es an. Ja, natürlich. „Nicki’s English teacher is Mr. Mau.“ (Um. Ja. Zufällig ist da nur ein Buchstabe Unterschied zu ihrem Englischlehrer. Ansich sagt aber auch die Nicki sehr auf „Mau“, öfter sogar als „Miau“.) „Nicki is sleeping, isn’t she? That’s so cute.“ Die Katze hat schon ein halbes Auge geöffnet und ist sichtlich unzufrieden mit der Gesamtsituation, also damit, das der Sessel neben ihr als Trampolin benutzt wird und damit, dass sie andauernd unfreiwillig als Subjekt in den wunderbaren Sätzen meiner Schwester auftaucht.
Es folgen einzelne Satzteile aus Songs aus dem Musical Cats. „Macavity, Macavity, there’s no one like Macavity“ dazwischen viel lala oder, wenn er ihr einfiel, der deutsche Text und dann „Macavity’s not there!“ Dann wird auch das langweilig. Und hier kommt die Nanny McPhee DVD, die bisher einfach nur auf dem Tisch herumgeglitzert hat. „The nanny you need is Nanny MePhee! The nanny you need is Nanny McPhee!,“ schreit sie und springt auf dem Sofa. (In der Originalversion heißt es eigentlich „The person you need is Nanny McPhee“, aber das konnte sie ja nicht wissen, weil wir den Film nur auf Deutsch gelesen hatten. Ob es da „Nanny“ oder „Person“ hieß, weiß ich nicht mehr.) Schön, schön. Ich sitze nur da, um ihr Wörter zu sagen, wenn sie welche wissen will, oder um brav ihre Fehler zu verbessern. Wenn sie zur Katze „he“ sagt oder ähnlich seltsame Sache, die sie eigentlich weiß, aber woran sie nicht denkt, wenn sie gleichzeitig auf der Einrichtung herumhüpfen muss. „Nina,“ sagt sie. „Nina, schauen wir noch einmal Nanny McPhee an? The person you need is Nanny McPhee?“ Theoretisch könnte man da machen, irgendwann einmal.
Heute dann, sollte ich wieder mit ihr lernen. Spannend, spannend. Wenn man gleichzeitig Hausaufgaben machen soll. Und dann auch noch Physik. Dann leißt sie irgendwo „devil“. „Nina! The Devil wears Prada! Das ist dann ‚der Teufel trägt Prada‘! Wie cool.“ Ich glaube, sie sieht zu viel fern. Oder ich nehme sie in die falschen Kinofilme mit. (Was soll ich auch sonst tun, wenn ich keine Zeit habe, wenn meine Freunde Zeit haben und andersherum? Menschen, die alleine ins Kino gehen müssen sind nämlich arme Menschen. Und es war Anne Hathaway. Kennt vermutlich keiner, noch nicht, das wird sich spätestens in einem Jahr ändern, wenn sie entweder mindestens für einen Oscar nominiert wird oder ganz wahnsinnig kritisiert wird. Weil sie als Amerikanerin Jane Austen spielt, in einem Film namens „Becoming Jane“, in etwa wie „Shakespeare in Love“, nur ohne Shakespeare. Wollte ich schon lange einmal schreiben. nur, für den Fall, dass sie tatsächlich den Oscar bekommt und ich dann sagen kann, ich hätte es ja schon vorher gewusst. Viel zu lange Klammer. Whatever.)
Eine Stunde später: „Nina, können wir Nanny McPhee anschauen?“ Eigentlich sollten wir brav ernsthaft lernen, beziehungsweise sie. Das ist aber nicht so einfach. Sie ist da ganz anders als ich, ich habe in Englisch immer das Gefühl, dass ich zu wenig lerne, wenn ich nur eine halbe Stunde lerne (meistens reicht das aber. Besonders jetzt, da wir bei der letzten Schulaufgabe praktisch keinen Lernstoff hatten) und sie ist im Grunde viel optimistischer und denkt, sie könnte alles. Bis sie dann vergisst, dass die Katze entweder „it“ oder meinetwegen auch, im Fall von unserer (weiblichen Katze) „she“ ist, und eigentlich weniger „he“. Die schludert halt ein bisschen hier und da, aber da kann ich ja nicht viel machen außer zu sagen, sie solle bitte nicht schludern, obwohl ich dazu womöglich auch gar nicht berechtigt bin, weil ich immer sehr geschludert habe, und immer noch etwas schludere. Immerhin habe ich meine letzte Englischschulaufgabe hinterher nocheinmal durchgelesen, das habe ich bisher noch nie gemacht und ich bin sehr stolz auf mich. Letztes Jahr wollte ich das auch schon machen, aber dann wurde die Zeit sehr knapp. Ich muss ja wenigstens in Englisch das ganze Blatt beschreiben, wenn es es in anderen Fächern, in denen man das normalerweise macht, nicht hinbekomme. Und dann war da noch mein letzter Englischlehrer, der sehr selten Texte korrigiert hat, weil da ja soviel Arbeit macht, und vielleicht habe ich da ein bisschen absichtlich sehr viel geschrieben. Immerhin hat dieser Lehrer mir immer meine wunderbaren „also“s am Satzanfang weg gestrichen und mir damit bis an mein Lebensende das Kraut ausgeschüttet.. Weil das nicht ginge. Letzte Woche habe ich wieder eines gelesen, in einem ganz intellektuellen Text. Aber meine „also“s am Satzanfang, die mussten alle den grausamen Rotstifttod sterben. Und ich ärgere mich immer noch darüber, dass ich mich nicht für meine „also“s eingesetzt habe. Egal.
„Können wir Nanny McPhee schauen?“ Wir könnten ihn ja auf Englisch anschauen, nach dem Lernen. Wir schauen nicht oft Filme auf Englisch an, bisher haben wir nur einen auf englisch angeschaut, mit deutschen Untertiteln, weil ich diesen Film schon etwa zwanzig Mal auf Englisch gesehen habe und mit den deutschen Synchronstimmen nicht mehr ganz so gut zurechtkomme… oder mit der Übersetzung allgemein. Aber Nanny McPhee könnten wir ja auf Englisch anschauen. „Ja, okay.“ (fünf Minuten später) „Nina? Können wir nicht den Film statt dem Lernen anschauen?“ Haha. Schön wär’s.
Letztendlich kam sie dann zu ihrem Nannyfilm. Na ja. Ich habe noch nie einen Film gesehen während jemand neben mir andauernd „going-to-future!“ oder „Question Tags! Question Tags!“ geschriehen hat. Interessant. irgendwann habe ich dann auch angefangen aufzupassen. Ich habe noch nicht viele Filme gesehen, in denen so viel im Futur gesprochen wurde und.. egal.