Als David kein Kind fraß

Ich gehe jeden Morgen in die Schule. Manchmal auch, wenn ich später Schule habe, weil ich vor der Schule in der Schule besser arbeiten kann als Zuhause. So auch heute. Ich bin in die Schule gegangen, zusammen mit meiner Schwester. Wir gehen auf dem Gehsteig an der Straße entlang. Neben dem Gehsteig ist ein Radweg, dann kommt die Straße.
Es wohnen nicht besonders viele Menschen an der Straße. Man sieht selten einen.
Und dann ist da David. David war eine ganze Zeit nicht da, meine Schwester vermutete, David hätte wohl einen Prozess am Hals und müsse nun zweihundert Meter Abstand zu den vorgeigehenden Grundschülern halten. David ist ungeheur aggressiv. Es wird sogar vermutet, dass ihn die Farbe orange besonders in den Wahnsinn treibt, da er neben dem Fuhrpark der Stadtwerke wohnen muss, wo er Tag für Tag nichts anderes als orange sieht.
Heute war David wieder da. Ich habe ihn nicht gehört, aber da ein panischer Grundschüler vor Davids Tür kehrt machte, und zurück rannte, musste er wohl wieder einmal gegen sein Gitter gesprungen sein.
Nun stand der Grundschüler mitten in der Fuhrparkeinfahrt und traute sich nicht mehr weiter.
Ich sprach das arme Kind einmal vorsichtishalber nett an, vielleicht etwas zu freundlich, on er denn Angst vor dem bösen Hund da habe. „Ich hasse diesen Hund,“ flüsterte er „Ich habe Angst, dass er mich fressen will.“
Ich erzählte ihm darauf irgendetwas ungeheuer Pädagogisches, was, weiß ich nicht mehr, aber der kleine Junge entschloss sich darauf doch, sich an David vorbeizuwagen. (Es muss slso schon sehr pädagogisch gewesen sein.) Vorsichtshalber hielt ich im meine Hand hin, die wollte er aber nicht. Lieber balancierte auf dem Randstein vom Radweg, ganz dicht an der Straße. Die vorbeirasenden Lastautos schienen ihn nicht so sehr zu stören wie David, der auf seinem Grundstück zweifelsohne sein Bestes gab. Meine abgelehte Hand hielt ich aber vorsichtshalber bereit, falls das Balancieren anfangen sollte, gefährlich auszusehen. Der Grundschüler war jedoch hoch konzentriert und murmelte vor sich hin, dass er sich sicher wäre, dass David ihn gerne zum Frühstück gefressen hätte.
David behauptete das auch, streckte seine Schnauze durch sämtliche Löcher im Davidkäfig, die er selbst hineingebissen hatte. David hat in seinem Zaun jede Menge solcher Löcher, die er immer wieder benutzt, wenn er seine Opfern bis zum ende das Zauns verfolgt. Durch das eine haut er mit der Pfote, durch das andere passt die Schnauze und hier und da ist der Zaun noch in Ordnung, da kann er sich nur ein wenig in den Zaun hineinbeißen.
Dabei macht David wahnsinnig viele Davidgeräusche, was außer ihm kein anderer Hund kann. Tatsächlich ist es so, dass David seinen Namen wegen dieser Geräusche bekommen hat.

Er röchelt nämlich genauso wie der Werwolf in „American Werewolf“. (Der tatsächlich Kinder frisst, aber das muss man den Grundschülern ja nicht erzählen.)

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