五日目/5 – Hagi – Akiyoshidai – Miyajima

Ich hab so mittelspontan bei meiner Planung den Nationalpark Quasi-Nationalpark Akiyoshidai hinzugefügt, weil ihn mir ein waschechter Yamaguchi-Local empfohlen hat und weil es einfach war, den reinzuschmuggeln. Zwar konnte ich nicht mehr den JR-Bus nehmen, der für mich gratis gewesen wäre, aber der private Bocho Bus von Hagi in den Park und von dort weiter fuhr auch direkt zum Shinkansen-Bahnhof in Yamaguchi und ich sparte mir den 33 km/h-Zug zwischen Yamaguchi und Shin-Yamaguchi. (Muss mir ja einreden, dass das eine gute Idee war.)



Der Park ist das weltberühmte Karst-Plateau in Japan und ich muss schon wieder googlen, was Karst ist. Eine spannende Geländeform.Das große Highlight ist die sehr große Limestone-Cave Akiyoshidō. Ich muss schon wieder googlen, was Limestone heißt. Kalkstein!



Jedenfalls, ich reiste mit meinem Gepäck an und den Geländeschuhen, denn bekanntlich sind Höhlen sehr gefährliches Gelände. Ich hatte ein bisschen Angst, dass ich als Packesel durch die Höhle schlurfen müsste, weil in dem kleinen Rangerhäuschen am Eingang der Höhle der einzige Ranger nicht findet, dass es nicht zu seinen Rangeraufgaben gehört, Rucksäcke zu behüten. Schließlich reist man da eigentlich im Auto oder Reisebus an und Menschen mit Gepäck kommen in der Nationalparkenzeklopädie der Besucher nicht vor. Aber natürlich ist es immer noch Japan. Und in Japan baut man halt eine komplette Stadt an einem Höhleneingang, denn auch Höhlenbesucher wollen Essen und ein breites Spektrum an identischer Omiyage-Auswahl (Souvenirs/Mitbringsel. Große Sache.) Und so gab es auch ein solides Informationshaus mit Schließfächern. Wo ich schon drei Tage überlegt habe, wie ich dem einsamen Ranger am besten verklickere, dass mein Rucksack nicht nur schwer ist, sondern in der Höhle auch lebensgefährlich für Menschen und bedrohte Tier- und Pflanzenarten wäre und ich den unmöglich mitnehmen kann, alleine aus Verantwortungsbewusstsein. Aber nein, 300¥ in einen Münzschlitz geworfen und ich war all meine Probleme los.
Dafür musste ich für die Höhle selbst als Eintritt nur 700¥ statt 1200¥ zahlen, denn ich bin Tourist. Das war sehr nett und hoffentlich wissen die nicht, dass die westliche Praxis ist, gerade Touristen gnadenlos auszunehmen und ihnen am Flughafen noch eine Doitsu no Kuckucksuhr für 900€ anzudrehen.
Die Höhe war sehr schön, und vor allem kühl. Und so ausgebaut, dass ich der einzige Trottel mit festen Schuhen war. Die Japaner trugen Doitsu no Birkenstock. Barrierefrei schien die Höhle auch gewesen zu sein, glaube ich, zumindest gab es viele Rampen. Das hat mich gefreut, besser als die meisten Bahnhöfe. Es gab so Terrassendinger, die haben mir am besten gefallen. Bestimmt eine der Top 10 Destinationen für Limestone-Fans. Die verstehen dann bestimmt auch, welches spektakuläre Phänomen dem zu Grunde liegt. Ich fand sie einfach nur hübsch.




Von der Höhle aus machte ich einen Abstecher zu einem Aussichtspunkt über das berühmte Karstplateau, denn auch Karst will gesehen werden. Viel Zeit hatte ich allerdings nicht, denn auch Limestone-Fans können das Limestone-Mekka nur alle zwei Stunden aufsuchen. Vielleicht ist das die magische Yamaguchi-Formel für Verkehrsintervalle.


Mein nächstes Hostel, das in Miyajimaguchi (Auf dem.. Mainland? Der Hauptinsel? Aber direkt an der Fährenstation nach Miyajima) hat mir vor etwa einer Woche eine Mail geschrieben, die mir mitteilte, dann an dem Tag, an dem ich anreisen würde auf Miyajima das alljährliche Feuerwerk stattfindet. Ich glaube, es wurde verschoben, denn als ich buchte, glaube ich nachgeguckt zu haben und da war es irgendwann ein paar Wochenende vorher. Das beideutet zwei Sachen. Erstens: YAY HANABI! Und zweitens, tausende Japaner und Touristen werden da sein. In Japan ist Feuerwerk/Hanabi nicht nur mit zehn Minuten Raketen gucken, sondern eine Abend füllende Veranstaltung mit Yukata, tonnenweise Essen, vor allem japanisches Fastfood, und stundenlang am Boden auf Planen rumsitzen. Und das Feuerwerk dauert lange, in diesem Fall eine Stunde, aber da waren auch Pausen dazwischen. Ach ja, Miyajima ist das mit dem großen roten Torbogen/Torii im Wasser und den Rehen. (Das mit den Rehen ohne Torbogen im Wasser ist wahrscheinlich Nara)


Extra dafür bin ich dann einen Bus früher in Richtung Miyajima aufgebrochen, was ganz klug war, glaube ich, weil man schon drei Stunden vor dem Feuerwerk relativ eingepfercht war in der Lokalbahn zwischen Hiroshima und Miyajimaguchi. Und obwohl ich nur kurz meine Sachen gelagert habe und mich umgezogen habe, war ich gefühlt eine der letzten auf der Insel und ließ mich bis zum großen Torii, der Ikone Miyajimas, durchschieben. Dabei habe ich mir noch Takoyaki und einen Tintenfisch gekauft, denn wie gesagt ist Fressen elementarer Teil der Experience. Gute Plätze gab es natürlich keine mehr, also schmiss ich mein Handtuch (ein Handtuch ist keine wasserundurchlässige Plane) auf den Matschboden und dadurch erhielt ich ein matschiges Handtuch, weitere nennenswerte Erfolge wurden nicht erzielt. Ich stand ein bisschen, dann wurde ich kurz vor Beginn von zwei Yukatamädchen auf ihre Plane eingeladen. Als das Feuerwerk begann, sind sowieso die meisten Leute wieder aufgestanden.




Die ganze Zeit über redete eine japanische Durchsage potenziell wichtige Dinge, glaube ich. Ab und zu sagte sie auch was auf Englisch. Aber was ich verstanden habe war: „The fireworks begin at 7:30 and end at 8:30. It is forbidden to go seat during firework display“ – Also gar nichts. Auf Japanisch sagte die Stimme viel, viel mehr. Aber was sie wohl nicht sagte, war: „ACHTUNG. Gleich wird es sehr dunkel Leute, und dann geht das Feuerwerk los. Mittendrin wird der Meeresspiegel innerhalb von etwa zehn Minuten um etwa 40cm ansteigen. Ja, auch da wo ihr sitzt.“ Ich hatte mich freiwillig barfuß in eine Pfütze gestellt, weil der Blick gut war und fotografierte ein bisschen, als Planen, Fresstüten, Schuhe anfingen, gemächlich vorbei zu schwimmen und meine über den ganzen Strand reichte. Und ganz offensichtlich wurden alle davon überrascht.


Egal, das Wasser machte schöne Spiegelungen. Tatsächlich war ich fast zum Heulen angetan, weil Miyajima eins meiner liebsten Motive auf der Welt ist und ich zufällig zum Feuerwerk dort sein konnte. Ganz großer Jackpot. Da wars dann auch egal, dass ich über eine Stunde für die Fähre zurück anstehen musste. (Sie Schlange führte an keinem Getränkeautomaten vorbei, das war das eigentliche Problem.)



Gleich kommt schlimmer Feuerwerksfotospam. Diesmal alles #NoFilter, weil ich schlafen muss und es sowieso so am schönsten ist. Morgen will ich nämlich sehr früh nach Miyajima schippern, wo sie hoffentlich aufgeräumt haben, und auf den dort vorhandenen Berg. Wenn ich nicht absolut keine Lust habe, zu Fuß. Nachmittags wird spaßiger Atombombenspecialtag in Hiroshima und ich hoffe zum Sonnenuntergang wieder auf Miyajima sein zu können. Als ich das letzte Mal hier war, fand ich die Ruhe morgens und abends dort sehr schön. Ich hoffe, dass nicht morgen auch noch alles voll ist mit Wochenendgästen, die alle Rehe für sich beschlagnahmen.





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