Hallo, ich bin Nina und ab jetzt blogge ich bestimmt wieder regelmäßig. Ich möchte hiermit ein vorerst befristetet Engagement vereinbaren und dann gucken wir einmal, was daraus wird.
In knapp zwei Wochen reise ich wahrscheinlich (allein) nach Japan und da dachte ich mir, ich schreibe regelmäßig darüber. Einerseits, um wieder eine Schreibeaufgabe zu haben, andererseits, weil pseudointeressante MeinAufenthaltImAusland2017diary4u.wordpress.com (Passwort: weißwurstgoessushi123) Literatur mein Nemesis ist.
- Mir ist bewusst, dass ich eure selbsterklärte #wanderlust-Queen bin, und mehr gereist bin als die letzten neunundzwanzig Generationen eurer Familien zusammen. „Ich reise gerne!“ ist das, was mich vom Rest der trostlosen Millenials abhebt und mein ultimativer Catchphrase. Bitte merken und Bescheid sagen, wenn ihn jemand unautorisiert verwendet hat.
- Ich bin fähig, mein Erlebtes packend und emotional wiederzugeben. Kostprobe: „Wow, was für ein Tag!“ und „Schwuppdiwupp war der Zug weg! Mist!“
- Ich zögere nicht, aufzuzeigen, wo sich die einheimische Bevölkerung fehlerhaft verhält und biete Lösungsvorschläge an.
- Ich kann im Schlaf die besten Smoothiebowl-Venues zwischen Spitzbergen und Feuerland rezitieren, so dass es ein Kinderspiel wird, auch in Ländern mit evolutionär vernachlässigten Nahrungsmitteln den Antioxidatien-Level optipropti zu halten! (email für Zusammenarbeit findet ihr in der Bio!)
Nun, ernsthaft. Oft scrolle ich irgendwann nur durch die Bilder bei Auslandsblogs, und hab mich bisher vor der Herausforderung gedrückt, es selbst so richtig zu versuchen. Zumindest hab ich keine Lust, mit meiner Reise anzugeben, und das ist glaube ich eine ganz gute Grundeinstellung. Man kann dann auch nur durch Bilder scrollen, versprochen. Das ist auch so ein Hauptding: Vielleicht mal Bilder schon am selben Abend sichten und nicht erst fünf Jahre später.
Japan, mein guter alter Freund
Jeder braucht ein Eskapismus-Land.
— Nina Jäger (@aniella) 3. Juli 2017
Mein Eskapismus-Land ist Japan. Glaube ich, ich hab ja auch noch nicht alle Länder der Welt gesehen, aber Japan führt bisher die Liste der Eskapismus-Länder an. Das ist so, weil ich Asien sehr mag, seit ich 2005 das erste Mal in Singapur war. Singapur verband Wet Markets und Moderne und Grünzeug. Leider hat Singapur dann so viele dubaiartige Sachen gebaut, und jetzt ist es kein Eskapismusland mehr, sondern der Vorhof eines Infinity-Pools. Japan braucht keine Infitity-Pools, in Japan wird gesittet nackig gebadet und überhaupt ist dort alles so anders, dass es sich genügend weit weit weg anfühlt. Außerdem zelebriert es Nerdtum, das ist sehr angenehm. Auch, wenn alles nicht so uneingeschränkt positiv konnotiert ist, wie wir uns das gerne vorstellen: Wer Züge toll findet, wird sich endlich verstanden fühlen. Davon kann man sich super anstecken lassen. (Japanische Züge sind auch toll. Und sie sehen alle so verschieden aus und haben coole Namen). Außerdem ist die Natur sehr schön, das Essen lecker und die Menschen passen in der Regel zu meiner Definition von „angenehm“.
Man kann sich zwar nicht darauf verlassen, dass jeder Englisch spricht, aber es gibt Speisekarten mit Bildern (oder Modellessen aus Plastik) und Trinkgeld existiert nicht. Ist das nicht schön? Manchmal weiß ich zwar nicht, was ich esse, aber der Stresslevel ist so viel niedriger als sich von einer amerikanischen Fastfoodperson genervt anschreien zu lassen, weil einen beim ersten Besuch fiese Menüdetailrückfragen auf dem falschen Fuß erwischen.
Menschen, die meine Autobiografie gelesen haben, wissen, dass ich bereits 2013 für einen Monat in Japan war. Damals habe ich mir einen Zugpass für eine Woche geholt, reise nach Miyajima und Kyoto und war anschließend drei Wochen in Tokio bei so einem Sprachkursding, bei dem man auch Ausflüge machte und sowas. Es war sehr schön. (Davor habe ich zwei Semester einen Japanischkurs an der Uni besucht. Ich kann also fließend nach einer Toilette fragen.) Dieses Mal wird es etwa zweieinhalb Wochen Zug, hoffentlich, und ein paar Tage Tokio. Ich würde gerne länger und ich wäre gerne im japanischen Herbst, aber das Leben ist kein Wunschkonzert. Und ich hatte nicht so viel terminliche Freiheit, wenn ich dort meine letzten Wochen studentisches Dasein auf den Kopf hauen möchte.
Jetzt ist das noch so: Ich fliege stand-by, also ich weiß noch nicht genau, wann, von wo und wohin. Die Passagierzahlen schwanken auch viel stärker, als ich dachte und ich versuche praktisch, mich jede Woche mit einem neuen Reiseroutenausgangspunkt anzufreunden. Letzte Woche war Frankfurt – Nagoya mein Realistischstes, diese Woche wieder München – Tokio. Von sieben Flügen an drei Tagen, die irgendwie gehen, ist der letzte ein ziemlich sicheres Ding, aber nur schaffbar mit einem anschließenden Inlandsflug und eigentlich will ich gemütlich am ersten Tag fliegen. Please include me in your prayers.
(Der Flugzeugtechnisch interessanteste Flug, Frankfurt – Tokio mit der 747-800 ist leider ziemlich unwahrscheinlich. Es bleiben die 747-400 Frankfurt – Osaka, 340-300 nach Nagoya und 340-600 von München nach Tokio. Ja, ich weinte sehr, als ich sah, dass Frankfurt – Tokio seit kurzem nicht mehr mit A380 bedient wird. Insofern gibts jetzt da keine Präferenzen.)