Pures Gold

Als bayrisch-österreichisches Kind bin ich selbstverständlich mit der default Religion geboren und hab in den Jahren darauf das mitgemacht, was man halt so musste. Also, zweimal die Woche Jesusse ausmalen, obwohl Jesus wohl weiß trug, aber das wäre witzlos gewesen, bei mir trug Jesus immer mittelblau. Und sich beibringen, wie man Sachen erfindet die jemand, in diesem Fall der Religionslehrer wohl hören will, wichtigester Skill aller Erwachsenen.

Jedenfalls hatte ich irgendwann auch Erstkommunion, da musste dann der Heftumschlag statt weiß lila sein, denn Lila ist die Farbe der Vorbereitung, und man musste Beichten, und irgendeinem Kaplan erzählen, dass man manchmal seine Geschwister ärgert und mal der Nachbarstochter einen Zettel mit Aschloch vors Fenster hielt, und am Ende musste man weiße Schuhe kaufen, ein weißes Kleid tragen und durfte sich darin beim Braten essen nicht bekleckern. Es war eine harte Zeit.

Und es gab Geschenke! Besonders von älteren Verwandten, besonders Geld und wertvolle Sachen. Man musste die wertvollen Sachen schon ganz langsam auspacken, und dann lagen sie da und man musste sie ehrfürchtig angucken, bis jemand „Das ist wertvoll“ hauchte, es mitnahm und wegsperrte, für später. Manchmal, wenn man Glück hatte, bekam man auch erklärt, worum es sich bei der wertvollen Sache handelt. Ich bekam zum Beispiel einen Hummel-Teller. Das ist offensichtlich ein Teller mit Bemalung, der wertvoll ist und den man sich an die Wand hängen kann, wenn man mal groß ist, und ihn bestimmt nicht gleich kaputt macht. Ich habe diesen Status bis heute nicht erreicht. 

Schmuck bekommt man auch, vorallem Schmuck mit Kreuzen dran, weil Jesus. Von meinem Onkel bekam ich eine Halskette, die optisch nicht ganz ein Kreuz war, aber so ähnlich:  

Das war gar nicht mal so durchdacht, damals, mit acht Jahren, was ich lediglich in Amerika gewesen, mit zwei Jahren, ich wusste also im Prinzip gar nicht, wie ein Flugzeug von innen riecht. Das nächste Mal flog ich erst mit zehn.

Die Kette war auch nicht mein bester Freund, weil sich darin hinten leicht Haare verfangen und das ziepte dann. Und Ziepen war für mich nur kurz unter Kratzepullovern, also inakzeptabel. 

Letztens habe ich die Halskette nach Jahren mit hauptsächlich Modeschmuck wieder aus ihrem Versteck für wertvolle (achtung, nicht kursiv) Sachen geholt und an mich gerissen. Denn es ist ein Flugzeug. 

Das Ziep-Problem gibt es immer noch, aber ich bin sehr tapfer. Und bisher schaffe ich es auch, trotz jeden zweiten Tag Kletterhalle nicht zu faul für eine Halskette mit Verschluss zu werden. 

Dafür steh ich dann da und denk mir, hey, ich hab da ja ein Flugzeug. Aus PUREM GOLD*. (*Spekulation) Leider sieht es meistens keiner. Außer zum Beispiel im Bikini, denn das Flugzeug und ich waren im Salzwasser auf minus sechsundzwanzig Metern und es ist wie neu. Yay PURES GOLD* (*siehe oben).

Und eigentlich bin ich insgesamt froh, dass sich so ein Kommunionsgeschenk Jahre später als supertoll herausstellt. Und dann war es ausgerechnet die Flugzeugkette und nicht wie erwartet der Hummel-Teller. Wer hätte das gedacht?

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