Zwölf

Jetzt weiß ich mehr. Zwölfjährige brauchen keine Entertainmentgeburtstagsfeiern mehr.

Es waren viele. Normalerweise finde ich es ganz praktisch, wenn alle da sind, deren namen beim Mittagessen hin und wieder fallen, aber es waren so viele Mädchen, die ich nicht kannte, dass ich sowieso und gleich die Orientierung verloren habe. Insgesamt waren zehn eingeladen, die auch alle brav kamen. Man glaubt gar nicht, wie die kreischen können. Gut möglisch, dass das die verkreischteste Feier war, die wir je hatten. Besonders lustig fanden sie es scheinbar, sich gegenseitig Zwiebelringe auf die Finger zu stecken und dann kreischend mitgeteilt bekommen, wen sie da gerade unbewusst „geheiratet“ hatten. (Antwort darauf: Kreischen.) Als ganz tollen Eventpunkt hatten wir da diese Buttonmaschine, geliehen vom Landratsamt. Ein interessantes Teil, orange und sieht schon sehr alt aus. Und insgesamt Material für hundert Buttons, wobei höchstens fünfzig für die Feier vorgesehen waren. Man muss gleich sagen, dass diese Buttonmaschine nicht so gut funktioniert, das heißt, in den meisten Fällen ist nach einiger Zeit Kleber erforderlich. Ich habe auch schon ein paar ältere buttons, die mit dieser Maschine gemacht wurden und die haben alle Kleberoperationen hinter sich. Außerdem macht die Maschine ab und zu einen kaputt, aber das ist für sie ganz normal.

Elf Mädchen. Fünfzig sollten reichen. Von wegen. Sagen wir es einmal so: Vier Mädchen haben sich Mühe gegeben. Der Rest weniger. Zuerst haben sie sich Tokio Hotel Buttons gemacht, nur zum Spaß, gemocht hat die keiner von denen. Oder sie haben es nur nicht gesagt. Nach und nach wurde der Müll immer größer, irgendwelche leibenswerten Hasssprüche über Mitschüler und so etwas. (Jedoch nicht über Lehrer.) Ich habe mich geschämt, ihnen den Müll pressen zu müssen. Ein Teil ist leider leider kaputt gegangen. Nicht, dass es meine Absicht war, aber während es mir sehr Leid tat, wenn ein Button eines der Kinder, die sich bemühnt hatten, nichts geworden ist, waren mir die Lästerbuttons relativ egal. Als ob sie so einen Anstecker jemals irgendwo verwenden würden. Es ging immer weiter. Noch einen und noch einen und noch einen, bis die Folien aus waren. Mehr als fünfzig habe ich ihnen nciht gegeben, zumal sie auch nicht ganz so vorsichtig mit den fertigen Ansteckern umgegangen sind. Ich habe ihnen erklärt, dass sie eventuell die Rückseite kleben müssen. Wenn also so eine Rückseite abgefallen ist, haben sie sie in den meisten Fällen gar nciht versucht zu kleben, sondern gleich die Folie mit abgezogen, dass auch gleich alles außereinander gefallen ist und sind dann mehr oder weniger jammernd zu mir gekommen. Und dann war die Folie schon unbrauchbar. Das trifft jetzt nciht auf alle Kinder zu, aber irgendwann ärgert mich es dann schon wenn die, die sich Mühe gegeben haben, keine Folie mehr bekommen. Die letzten haben wir so oder so ohne Folie gemacht.

Dann gab es Abendessen und sie haben danach „Fluch der Karibik 2“ angeschaut, auf eigenen Wunsch. Dazwischen immer wieder ein bisschen kreischen und im Garten herumrennen. Eigentlich wollte ich mit ihnen „black stories“ spielen, aber dafür war keine Zeit mehr. (Schade. Das habe ich meiner Schwester erst kürzlich geschenkt, ist nur in der Gruppe spielbar und mir macht so etwas Spaß.) Auch nicht für das kleine Lagerfeuer.

Irgendwann wollen sie halt auch nicht mehr. Nur gut, dass ich mich nicht überredenlassen habe, eine Schnitzeljagd zu erfinden, wie bisher jedes Jahr.

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