Die wirklich weitreichenden Folgen unseres Schulsystems

Wenn ich mit meinen Freunden zusammen bin, dann sind wir Menschen aus drei Klassen. Sieben aus der 11b, zwei aus der 11a und ich aus der 11d. Manchmal ist das ein Vorteil. Man erfährt vieles viel schneller. Meistens ist es aber ungeschickt, weil man von Zeit zu Zeit viel weniger reden kann. Jetzt inden Ferien waren die Gesprächsthemen zum Glück allgemein, es gibt um Fahrstunden, Kieferorthopädie und Grammatik. Das ist einfach. Da kann man mitreden. Bei den Fahrstunden nicht unbedingt so sehr, aber das ist schon in Ordnung. Wenn es um Schule geht, ist das komplizierter. Die 11a und die 11b sind nämlich sehr eng zusammen, die haben zusammen Sport und Religion. Wir immer eher mit der 11e zusammen gesteckt. So ergibt es sich, dass ich mir oft Gespräche über ihre Lehrer und Mitschüler anhören darf, aber absolut nicht mitreden kann. Wenigstens verfüge ich nun über ein enormes Fachwissen über den Mathelehrer der 11b, den sie schon seit vier Jahren haben. Manchmal rede ich auch ein bisschen von meinen Lehrern oder ganz anderen Lehrern. Dann sitzt die Hälfte da und fragt mich „Wer ist denn das?“´Passiert besonders oft bei ganz neuen Lehreren. Wenn ich jemanden nciht kenne, dann finde ich das selbst heraus, was auch leicht zu bewerkstelligen ist, da ich so wie so oft vor den Klassenzimmern der anderen herumstehe, wenn ich in der Pause warte, dass sie herauskommen. Bei den 11b Schülern ist das schwieriger, schon alleine, weil sie den zweiten Stock in der Regel nciht verlassen und sich in den Pausen ausschließlich ziemlich direkt vor ihrer Klassenzimmertür stehen. An meiner Klassenzimmertür im Container ganz weit weg, waren sie dieses schuljahr noch nie.

Darunter leiden unsere Konversationen ganz schrecklich. Aber man kann das ja ändern. Schritt eins ist beschreiben. Immer sehr lustig. Es gibt immer zwei Parteien, eine beschreibende und eine zuhörende, die meistens gleich groß sind. (Bisher sind uns noch keine Lehrer untergekommen, die nur einer kannte.) die Zuhörenden bekommen einen Salat von Adjektiven bereitgestllt, die sich zum Teil auchwidersprechen. Dann kommt ein „Wisst ih, wen ich meine?“ und die einzig korrekte Antwort darauf ist: „Äh.. nein.“ Ich gebe zu, ich bin nicht gut im Beschreiben, aber so viel schlechter als die der Anderen sind meine Beschreibungen auch nicht. Schritt zwei: Verzweifelte suche nach einem fotografischen Dokument. Meistens tut’s der Jahresbericht, bei Schülern sowie Lehrern. Manchmal aber auch nicht. Das kommt nicht so oft vor, ist aber erst neulich passiert. Manchmal sind die Zielpersonen nicht drin, oder, noch schlimm, ein Foto hilft den Unwissenden auch nicht weiter. „Das Bild ist so klein, da erkennt man kein Gesicht!“ Ja ja. Aber so kann es erst richtig spannend werden. Dann geht es nur noch live. Und spätestens ab hier sind Codenamen zu empfehlen. Nicht nur, weil das unauffällig ist, sonders besonders, weil es viel wichtiger und geheimnisvoller klingt. Codes, die sich perfekt in normale Sätze einbinden lassen können, sind natürlich sehr ideal. Und es muss vorher ausgemacht sein. Sagen wir einmal, das Codewort wäre Limonade. (Nie verwendet, das ist wirklich nur ein Beispiel.)

Man sagt: „Oh, chemie war so anstrengend, ich bräuchte jetzt Limonade oder irgendetwas anderes zu drinken.“ Das ist sehr geheim verpackt. Ja, so habe ich das auch verpackt. Reaktion darauf: „Ja wieso war Chemie dann anstregend“. Nicht gut. Zumeist läuft die Zielperson nämlich nur gerade vorbei und da müsste man schnell sein. Man müsste. „ich weiß nciht, ich weiß nur, dass ich jetzt Li-mo-na-de möchte.“ „Hä?“ Sollte ich einmal Geheimagent werden, werde ich dafür sorgen, dass meine Angestellten ihr Zeug lernen. Und wenn es mit Vokabelheften sein muss. Minuten später: „Ah! Ah! Jetzt! Limonade! Wo denn?“ Weg. Dumme Sache. Tatsächlich haben wir noch nie etwas mit Codewörtern hinbekommen. Glaube ich zumindest. Jedenfalls nicht im Ernstfall.

Das ist jetzt schon Wochen her. Ich habe die Codewörter weggelassen. Diese Woche haben wir es endlich geschafft. Es war ein bisschen actionreicher als geplant, aber die, die am Samstag noch über ihre Unwissenheit geklagt haben, sind jetzt sehr glücklich.

Ich freue mich schon auf das nächste Mal. Allerdings würde ich einmal gerne auf der anderen Seite sein, also auf der der Unwissenden. Das wäre auch spannend.

Ja ja, man muss sich als Schüler eben Nervenkitzel erfinden, wenn es sonst keinen gibt. In diesem Halbjahr hatten wir ja noch nciht einmal den Probefeueralarm. :-)

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