Mein persönliches Lieblingsverbot

Heute vor Englisch: ein Schüler hatte einen ausgeschalten mp3-Player in der Hand und bekomm vom Lehrer Ärger. Digitale Speichermedien seien auf dem Schulgelände verboten. Einmal abgesehen davon, dass von Schülern, die nach Hause gehen, wann sie wollen, (letzte Woche sogar durch das Fenster „geflohen“ sind, weil der Lehrer schon auf dem Gang war. Oder immer schön erst kommen, wenn die Ausfragereien schon vorbei sind. Kameradenschweine. Punkt.) ist das schon nicht ganz logisch. Soweit ich weiß sind ausgeschaltete Speichermedien erlaubt. Gut, es macht nicht viel Sinn, in der Pause mit ausgeschalteten Geräten herumzustehen. Aber trotzdem unlogisch.

Warum überhaupt diese Regelung. Weil man Gewaltvideos auf digitalen Speichermedien speichern könnte. Hm. Zu Zeit gibt es die Diskussionen über Computerspiele, die zu einer höheren Gewaltbereitschaft führen könnten. Manche Menschen haben vielleicht solche vielleicht gefährlichen Spiele auf ihren PCs. Schüler haben vielleicht diese vielleicht beeinflussenden Videos auf ihren Mobiltelefonen. Sollte man also Computer für Menschen unter 18 einmal zur Sicherheit verbieten? Gut, Computer sind nicht auf dem Schulgelände, aber im großen und ganzen geht es ja um Material, dass die Gewalttätigkeit von Jugendlichen fördert. Material, das vielleicht einer von hundert Schülern auf dem Handy hat. 

Das Problem wäre nicht da, wenn Lehrer einfach ein bisschen mitdenken würden, wo und wann Verbote Sinn haben. Die meisten Lehrer tun das auch. Aber andere verbieten die Benutzung voll und ganz, weil sie es dürfen, weil es in der Schulordnung steht und weil Lehrer auf der sicheren Seite sind, wenn einfach prophylaktisch alles eingesammelt wird (Darum machen es alle neuen Lehrer ganz brav. Auch unser Englischlehrer). Auch wenn es keinen Sinn macht. Es ist ja nicht so, dass man uns gestattet alternativ Telefone oder mp3-Player zum Beispiel ohne Farbdisplay zu benutzen, die nicht einmal (Gewalt)Videos abspielen könnten. Es sei für das Lehrerauge so schwer zu unterscheiden, was Videos abspielen kann und was nicht. Okay. Wenn das so ist. Vielleicht erwarte ich zu viel. Ich hätte 99 Prozent der Lehrer so eingeschätzt, dass sie schon in der Lage sind, Farbe von Farblosigkeit zu unterscheiden. Wenn sie es wollen würden. Aber sie wollen es nicht.

Es hat doch keinen Sinn. Meint die Welt denn eigentlich, dass das irgendjemaden, der Gewaltvideos herum zeigen will, juckt? Nein. Es ist so, wie es immer ist bei Schulordnungen. Die eine Hälfte der Schüler würde manche Dinge nicht tun, selbst wenn sie nicht explizit verboten wären und die andere Hälfte macht die verbotenen Dinge trotzdem. Manchmal denke ich mir, wenn mein Banknachbar im Unterricht zwischen durch unter der Bank isst oder SMS schreibt, ohne dass das ein Lehrer bemerkt, wie realitätsfern die klugen Menschen sein müssen, die das Verbot entworfen haben.

Ich sehe kein Verbrechen darin, in Freistunden Musik zu hören. Mit der Umstellung auf das achtjährige Gymnasium gibt es für die betroffenen Schüler mehr Nachmittagsunterricht und somit auch Mittagspausen, in denen man sich auch beschäftigen muss. Warum also nicht mit Musik?

Ich sehe kein Verbrechen darin, Fotoapparate zu benutzen. Theoretisch kann niemand einmal den leeren Schulhof fotografieren, nicht nachmittags und nicht nachts, das ist Schulgelände und das dürfen keine Fotoapparate drauf. Nur für schulische Zwecke. (Und was macht die liebe Schule, wenn die Zeitung kommen will und etwas fotografieren, zu rein journalistischen Zwecken? Das hat ja dann nichts mit Schule zu tun. Arme Schule, jetzt wird sie niemand mehr in der Zeitung sehen. Ätsch. Aber sicher gibt es da dann eine Ausnahme.)

Ich sehe kein Verbrechen darin, CDs, DVDs und so weiter in die Schule mitzubringen, weil man sie zum Beispiel verleihen möchte. Streng genommen wäre das ja auch nicht erlaubt.

Andere Idee: Man könnte auch Bücher verbieten, schließlich könnten sich Schüler auch Gewaltszenen aus Büchern vorlesen (und sie tun es, wenn es sich anbietet) und darauf die halbe Schule verprügeln. Das hätte ähnlich viel Sinn.

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