Heute waren für die Kollegstufen die ersten beiden Stunden frei. Für die ganze Kollegstufe? Nein! Ein kleiner Chemiekurs wurde trotzdem „freiwillig“ in die zweite Stunde bestellt. (Von „freiwillig“ stand nichts auf dem Vertretungsplan. War gedacht für Schüler, die Chemie nächstes Jahr wieder haben, zu denen ich ja neuerdings auch gehöre.) Tja, und da ich noch meine Chemieklausur mit mir rumschleppte, musste ich wohl den Unterricht besuchen.
Da blieb immer noch die Erste Stunde frei. Nachdem das Schulgebäude räumlich ausgerottet ist und ohnehin keine anderen aus meiner Stufe da waren (es hat ja nicht jeder Extrachemie mit mir), setzte ich mich also auf die Treppe vor dem Haupteingang zu einer Zehntklässlerin, die ich ein bisschen kannte, und machte mit beim Umzug gaffen. Seit Montag kann man nämlich dort einen Umzugswagen anschauen und Umzugsarbeiter beobachten, die unseren Schulkram in eben diesen werfen. Heute waren scheinbar die Sammlungen von Chemie, Biologie und Physik dran. Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass sie einen Wagen voll mit ausgestopften Viechern einladen, das trat allerdings leider nicht ein. Stattdessen gab es halbwegs interessanten Chemikerumzugsplausch: „Haben sie deine Gefahrenstoffe schon geholt?“ (Jahaaa.. Gefaaahr :-) ) Ich bezweifle allerdings, dass wir recht viele Stoffe haben, die ganz besonders transportiert werden müssen. Nitroglycerin haben wir ja nicht. Nebenbei kam der Lieferwagen mit den Jahresberichten. Die Kartons mit Jahresberichten wurden erst einmal auf die Treppe neben mich gestellt. Danach hat einer der zwei Jahresberichtlieferanten immer sieben, acht Schachteln mit einem Wagen nach oben in den ersten Stock transportiert. Das ist ein Service, letztes Jahr hat man die in der Aula stehen lassen. Und dann von Schülern hochtragen lassen. Diese Kisten sind nämlich viel schwerer als sie aussehen und außerdem recht instabil für das Gewicht. Ich konnte höchstens immer zwei aufeinmal tragen. Aber diese Jahr hatten sie also ein Wägelchen.
Die Zehnklässlerin und ich haben uns dann so eine Kiste zur Seite genommen und den Jahresbericht durchgeblättert. Als Erste. Sehr schön ist er, viele Bilder. Die Auswahl der abgedruckten Kunstbilder aus unserer Stufe ist allerdings sehr unausgewogen. (Nur aus einem Kurs, zwei Bilder von einem Schüler) Nebenbei gab es einen Vortrag über Bildung vom anderen Jahresberichtlieferanten, der die Schachteln aus dem Auto auf die Treffe stellte. Die Schule, die dauere heute ja so lange. Früher, bei ihm, hätten sie einfach die Schulranzen in die Büsche geworfen und wären zum Baden gegangen. Aber heute, da könne man sich das nicht mehr erlauben, sonst bekäme man keinen Beruf. Früher, da sei man einfach etwas geworden nach der Schule, Schlosser oder Schreiner oder die Mädchen eben – und da zögerte der Gute ein wenig, bis die Zehntklässlerin im das „Hausfrau“ servierte – die Mädchen kümmerten sich um die Familie.
Und dann fragte er noch, wie viele Schüler wir seien und wo wir auf den Klassenfotos im Jahresbericht wären – während auf der Ladefläche des LKWs neben uns bei einem Pappbecherkaffee das Einladen der Automaten in der Aula diskutiert wurde.