Der Schüler als Spielball der Mächte

Frage Eins: Warum bin ich eigentlich hier? Ich sollte doch eigentlich in der Schule sein. Theoretisch.

Ich werde mir ein Gefühlsrad basteln, wie im Kindergarten, an dem die Kindergartenkinder ihr derzeitiges Gefühl einstellen müssen. Das mache ich auch, aber ich mache ein Lehrerrad. Und an Tagen wie heute stelle ich es auf „gemein“. So. Dann sehen die Lehrer, was sie davon haben.

Bio, erste Stunde. Letzte Woche und vielleicht vorletzte auch schon ein bisschen, fiel Bio aus. Wir hatten einige Buchseiten zu lesen, natürlich das Heft und so weiter. In Chemie hatten wir auf Montag aus den selben Gründen auch viel zu lernen auf. Da wäre es sogar so gewesen, dass wir unsere Freistunde für einen unglaublich spannenden Film über Bindungen opfern hätten sollen. Zumindest war das die Theorie. In der Praxis saß ein vollständiger Chemiekurs im Klassenzimmer und wartete auf die Lehrerin, die den Film bringen sollte, aber nicht kam. Nach dreißig Minuten und nachdem wir die Tafle mit ausreichenden Anspielungen auf unser Leid beschmiert hatten, entfernten wir uns unauffällig.
Der gelerte Stoff in Chemie hat am Montag kaum jemanden interessiert. Das Thema, Kohle, machen wir erst demnächst. Die Abfrage fiel aus.

Bio, heute. Man möchte ja als mitdenkender Schüler denken, dass man irgendwann aus dem Abfrageschneider ist. Wir haben dieses Semester zwei Exen geschrieben mit jeweils etwa der Hälfte der Schüler. Die andere Hälfte war jeweils, nun ja, krank, weil allgemein bekannt ist, dass schriftliche Arbeiten in meinen Bio- und Chemiekursen ohnehin deprimierend sind. (Wir haben ja nicht nur Deppen im Kurs, wir haben durchaus auch gute Schüler, aber trotzdem hat im Normalfall in so einer Ex niemand mehr als zehn Punkte (zehn Punkte gib es dann ein- oder zweimal), was auch nicht so viel ist für ein Lernfach, wo diejenigen, die gut gelernt haben, auch einmal mehr haben müssten.) Ich habe beide Exen mitgeschrieben, zweimal die jeweilige Massennote bekommen (Die Massennote ist meistens acht Punkte). Zwei Exen hat vielleicht ein Drittel meines Kurses vorzuweisen. Mensch, bin ich stolz. Jetzt ist dann aber die Sache, dass ich andauernd abgefragt werde. Das erste Mal hab ich noch akzeptiert, beim zweiten Mal vermutete ich, dass wohl beim ersten Mal nur eine Teilnote gemacht wurde. Beim dritten Mal wunderte ich mich. Und heute, beim vierten Mal in diesem Semester wurde ich unterbewusst wütend. Die Tatsache, dass ich inzwischen etwa sechs mündliche Noten haben müsste, während andere noch gar keine in diesem Semester haben, lässt sich nicht mit meinem Gerechtigkeitssinn vereinbaren. Die Wut hat dann selbstverständlich den Stoff blockiert und ich wusste für meine Verhältnisse relativ wenig. (Der Stoff wär ja einfach gewesen, beziehungsweise interessant, Gentechnik, im Normalzustand wäre das weinger ein Problem gewesen.) Die anderen Schüler wundern auch schon. Und ich melde mich ja auch. Manchmal. Mehr als in anderen Fächern, weil Bio ja eigentlich ganz interessant ist. Das war die erste böse Sache.

Die zweite war, dass ich heute um 11:15 aus hatte, und vorhin für meine Doppelstunde Psychologie in die Schule gelatscht bin. Auf der Treppe kam mir bereits der Moritz entgegen mit den Worten: „Er (der Lehrer) ist noch nicht da“. Ich antwortete mit: „Is klar. Das wär ja sonst ganz was Neues“. „Nee“, sagt der Moritz „er ist noch nicht da. Ich hätte vorhin Deutsch bei ihm gehabt, da kam er auch nicht.“
Wir haben dann noch zwanzig inuten gewartet, im Sekretariat gefragt, die wussten auch nichts, und sind dann wieder gegangen.

Ein sehr erfolgreicher Tag. (Und ja, ich verbringe natürlich gerne den Tag mit Warten auf Psycho, mit dem Gefühl, nicht „Großes“ anfangen zu können um dann einmal in die Schule und zurück zulaufen.)

Zum Glück wird man so nur selten behandelt. :-) (Des wegen muss das Gefühls-Lehrerrad auch verstellbar sein.)

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