Kurze Fußnote

Ich habe mir vielleicht den Zeh gebrochen.

Um das zu bewerkstelligen, wendete ich eine jahrtausend alte Methode an: Ich übersah ein Stuhlbein und es gab keinen Grund, das zu tun. Ich trug zur Tatzeit ordnungsgemäß eine Sehhilfe, stand nicht unter Substanzen, die meine Wahrnehmung hätten beeinträchtigen können, und im Wohnzimmer herrschte ausgezeichnete Sicht. Trotzdem prallte ich mit dem hinteren Zehenensemble frontal gegen unerbittlich harte Stuhlsubstanz. Der mittlere Zeh des verwickelten Zehenenseble, also der vierte (von links) lokalfüßig betrachtet, der neunte (von links) insgesamt (Ich denke, der allgemeine Zehenzählkonses zählt Zehen lokalfüßig von der großen Zehe aus betrachtet, dass in diesem Fall beides „von links“ ist, ist also Zufall), den hat es am schlimmsten getroffen. Er ist vielleicht gebrochen.

Dieser Vielleicht-Zehenbruch wirbelt nun mein Weltbild gehörig durcheinander. Man muss sich das ein bisschen wie Schrödingers Katze vorstellen, nur in sehr, sehr langweilig. Im Prinzip kann man bei einem Zehenbruch nichts tun: Ein bisschen an den Zeh nebenankleben kann man ihn. Also schickt man den Zeh auch nicht zum Arzt, und so kann er gebrochen und ungebrochen sein, eventuell auch beides gleichzeitig, aber es macht keinen Unterschied. Man hat also diese faszinierende Ambiguität am eigenen Haxen festgewachsen, aber es ist egal. Der Zeh definiert sich jetzt mit dieser Tatsache vollkommen neu, schmerzt manchmal (Bruch! Bruch!) oder absolut nicht (Hmpf), und beschränkt sein gelegentliches Farbenspiel auf dezentere Nuancen.

Ich habe ausgiebig nachgedacht, ob sich aus der Frage „Zehenbruch Ja/Nein“ unterschiedliche lebensgeschichtliche Pfade ableiten könnten, kam jedoch zu keinem bahnbrechenden Ergebnis. Menschen mit ungebrochenen Zehen und Menschen mit temporär gebrochenen Zehnen leben friedlich untereinander und sind für den Laien quasi nicht zu unterscheiden. Ich hatte auch folgenden vielversprechenden Ansatz: Nachdem der Zehenbruch in den eigenen vier Wänden (mit eigenen vier Stuhlbeinen – oder weniger) auch für Ungeübte einfach zu realisieren ist, könnte sich da eine effektive Immunmaßnahme gegen Bundesjungendspiele verstecken. Tatsächlich hält das sonst so verlässliche Internet Sport mit Zehenbruch eines Binnenzehs für möglich und präsentierte nicht einmal ein halbes mögliches Todesszenario für neunzehige Schulsportteilnahme. Eine Sackgasse.

Im Zuge dieser Recherche ist mir außerdem dann natürlich nicht entgangen, wie still die Zehenbruch-Rekonvaleszenz-Lobby als Ganzes ist. Möglicherweise ist nur so leise, weil sich alle Leute, die prädestiniert wären, ein Leben für den Zeh zu leben, lieber auf Telegram dem Wendler zuhören. Ich vermisse Leute, die mir ungefragt auf Frameset-Webseiten in Papyrus sagen:

Zehen: menschliche Wurzeln, fragile Erdantennen, Spiegel unserer Stabilität

Ohne solche klaren Indikatoren wird mir ja gar nicht bewusst, wann ich zu viel über Zehen nachgedacht habe. Habe aber im Gefühl, dass der Zeitpunkt jetzt bekommen ist.

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