Irgendwann in der Nacht auf der A10, Tauernautobahn. Das ist die Gebührenpflichtige von Salzburg nach Villach, durch den Tauern- und Katschbergtunnel. Zwischen den Tunnels wird abkassiert. Da sind sechs, sieben Schalter nebeneinander. Und ein Haufen Autos. Rechts davon ist eine kleine Ausfahrt, fast unbeleuchtet, die man sowieso übersieht, wenn man nicht darauf achtet. Die ist für die Leute, die gerne die Autogahn zwischen Tauern und Katschberg verlassen würden. Wie man an der Abfahrt sehen kann, sind es nicht besonders viele, die gerne Richtung Sankt Michael im Lungau möchten.
Verglichen mit den anderen vier Gauen des Salzburger Landes, Pongau, Pinzgau, Tennengau und Flachgau, ist der Lungau der mit den wenigsten Einwohnern und überhaupt der unbekannteste. Der Lungau ist wegen seiner Abgeschlossenheit hier und da etwas hinten nach, vorallem was Arbeitsplätze betrifft. Der Großteil der Bevölkerung arbeitet „auswächts„, also außerhalb der Lungaus. Dafür hat der Lungau Lungautypisches.. angefangen beim Dialekt, dem Lungauerischen, bis hin zu Speisen oder Bräuchen.
Whatever. Ich habe eine Stall voll Verwandtschaft dort. Väterlicherseits. In einem mehrtägigen Projekt wurde ein Teil mütterliche Verwandtschaft im Rentenalter mit in den Lungau genommen. Es war schönes Wetter, ein Glücksfall, denn dass es sich bei Pfåch (Mariapfarr, für die Laien ;-) ) um den sonnenreichten Ort Österreich handeln soll, glaubt sowieso keiner, der da schon einmal war. Man hat im Sommer auch schön viel Platz im Lungau, da die ganzen Touristen bestenfalls im Winter auf der Matte stehen. (im Sommer fährt man schließlich nach Kärnten, da ist es viel hipper. Und es gibt mehr eingezäunte Streichelziegen für den Nachwuchs.) Sieht man im sommer irgendwo ein deutsches Auto, hat es sich wahrscheinlich verfahren. Es hat schlau sein wollen udn den Stau vor dem Tauerntunnel versucht zu umgehen, in dem es über Obertauern (Mehr Maschinen als Menschen im Sommer, mehr Schifahrer als Schiliftplätze im Winter.) fuhr und danach verschlafen hat, Richtung Villach abzubiegen. Und dann verzweifelt versucht, irgendwo umzudrehen. Das machen die Autos reihenweise. Wenn man sich gerade mit Lungautourismusabsicht fortbewegt, ist das äußerst störend. Trotzdem kommt man irgendwie voran mit der Promotiontour.
Day 1: Individueller Ausflug auf die Alm
Bis der Besuch eintraf waren wir erst einmal auf der Muhreralm (Muhrer ist der Hausname, im Lungau wichtiger als der Familienname, weil es davon wenig verschiedene gibt. Der Hausname dagegen ist manchmal sogar einzigartig. Meistens richtet er sich nach dem ersten Besitzer eines Hauses.), Alm des Muhrerhofs in Michee (St. Michael) wo mein Onkel und meine Tante wohnhaft sind.
Hauptsache es gibt Wasser. Und es ist selbstverständlich sehr kalt. („Sehr kalt“ heißt hier rote und taube Füße nach einer Minute)
Da war dann auch die sonne schon wieder weg.
Hauptsache der Sau gefällt’s.
Im Lungau Granten, hier Preiselbeeren. Sehr gut zum Schnitzel. Außerdem heißt es, dass sie in warmen Wasser getrunken fiebersenkend wirken. Jedenfalls wird das im lungau so verwendet.
Das ganze Almsautrio.
Day 2
Zusammen mit den Gästen am Vormittag ein ausflug auf das Speiereck. Im Winter ist das ein hübsches touristisches Schigebiet. (recht neu: mit kleinem Campingplatz an der Talstation) Man fährt mit einer Gondel für acht Personen zuerst einmal achthundert Meter nach oben, bevor man dann zwischen den zahlreichen -für mich gruselig aussehenden -Sesselliften hin und her wechseln kann. Im Sommer ist die Gondelbahn ab und zu für Wanderer geöffnet (ist also praktisch für besitzer künstlicher Hüftgelenke). Oben gibt es ein bisschen Natur und viel Nicht-Natur, wie zum Beispiel einen Pseudobergsee aka Schneekanonenwasserspeicher.
Das sind die blöden sessellifte. Gefahren bin ich damit schon, allerdings bevorzuge ich die mit mehr Material um mich herum. Nein, ich bin da nicht besonders mutig. Ich bekomme schon ein mulmiges Gefühl, wenn ich in so einem Zweisitzer sitze, an der Rückseite des Berges, wo gar nicht so viele Leute fahren, und die person neben mit hält es für nötig, aufzustehen (wenig Leute, wenig Aufpasser ;-) )und somit die Installation zum Neigen zu bringen. Brauche ich nicht jeden Tag. :-)
Noch ein Lift, mit etwas mehr Wald.
Aber schön: Blick über die benachbarten Ortschaften.
Aufzug. Das Modell haben sie jetzt ja alle.
Am nachmittag: ausflug zum Hüttendorf, einer Ansammlung mehrerer almhütten. Mit dem Auto erreichbar. von da aus gibt es einen schönen Weg zu den Landawirseen und der dazugehörigen Hütte. wir waren vor zwei Jahren oben, allerdings hatten wir diesen Nachmittag keine Zeit. (Und der ganze Aufstieg war den Gästen nciht zumutbar.)
Deshalb sind wir dann doch nur bis zu einem Wasserfall gelaufen.
Blick vom Wasserfall ins Tal.
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Im Hüttendorf: Der einzig echte österreichische Almdudler. Der deutsche und der österreichische unterscheiden sich nämlich sehr im Geschmack. außerdem wollen einem die Wirte andauernd irgendeinen krampf als almdudler unterjubeln. Das ist der echte Almdudler.
Lungauer Almrahmkoch. Das ist etwas Lungauerisches. Schmeckt so ähnlich wie Marzipan, aber eben doch nur so ähnlich. (Bei Gelegenheit probieren! Aber das mag auch nciht jeder. Ich schon.)
Day 3
Vormittag: Rösslmarkt in Mauterndorf. Das ist eine Attraktion.. der Pferdemarkt findet einmal im Jahr am Vormittag statt. Das Ganze ist mit einem großen Markt verbunden, mit inzwischen demselben Mist wie überall (Sonnenbrillen, Autowaschmittel, kläffende Batterieplüschhunde) aber manchmal ist der ein oder andere Privatmensch dazwischen, der seinen Käse oder Speck verkauft. Und es gibt mehr und andere Süßigkeiten, wie Berge von Schaumrollen. Der Höhepunkt des Fests ist eine Fohlenauktion.
Fohlen werden mit der Mutter zusammen vorgeführt und versteigert. Der Küfer nimmt dann das Fohlen mit nach Hause. Da heute sowieso schon jeder Käufer einen Transporter hat, bekommt man die Trennung von Stute um Fohlen kaum mehr mit. Das Fohlen wird, unter lautem Gewieher und Widerstand von Mutter und Kind, in den Transporter gesteckt und dann war’s das. Früher, das die Pferde weg geführt wurden und sich hübsch geweigert haben zu laufen, sich aufbäumten und so weiter, war das alles noch weitaus dramatischer.
Nachmittag: Longa
Ein kurzer Spaziergang an der Longa, dem Fluss im Lungau. (Angeblich kommt „Lungau“ von „Longa“ ) Die Longa ist sehr klar und sehr kalt. Mein kürzlich entdecktes und nie fotografiertes Lieblingslongastück wurde leider völlig umgebaggert und ist nicht mehr vorhanden.
Das hier ist ein beliebter Picknick- und Grillplatz. Wegen der Spiegellung kann man fast nicht sehen, wie klar das ist, aber es ist sehr klar. Und meistens sieht die Longa türkis aus.
Ncoh mehr:
Virtueller Lungolandhochglanzprospekt
Querschläger Wahrscheinlich die einzige Band, die im Lungauer Dialekt singt. Sehr interessant und nicht ganz das, was man sich vorstellt.